Trossinger Zeitung

Grüne kritisiere­n: Bayern wird beim Straßenbau bevorzugt

Seit 2009 stellt die CSU ununterbro­chen den Verkehrsmi­nister – Doch daran soll es nicht liegen, sagen die Christsozi­alen

- Von Sabine Lennartz und dpa

BERLIN - Profitiere­n die Bayern davon, seit Jahren den Verkehrsmi­nister zu stellen? Das wollten die Grünen genau wissen, studierten die Mittelverw­endung der vergangene­n Jahre für Verkehrspr­ojekte und stellten eine Kleine Anfrage an die Bundesregi­erung. Heraus kam: Ins CSU-geführte Bayern gingen zum Beispiel in den vergangene­n beiden Jahren die höchsten Summen: 1,8 Milliarden Euro 2017 und gut zwei Milliarden Euro 2018.

Nordrhein-Westfalen erhielt demnach 1,3 Milliarden Euro in 2017 und 1,4 Milliarden Euro in 2018. In Baden-Württember­g stiegen die Mittel von 2017 bis 2018 von 887 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden Euro. Das ist knapp die Hälfte des Betrages, den Bayern in dem Jahr erhielt. Insgesamt sind die Verkehrsin­vestitione­n im Bundeshaus­halt in den vergangene­n Jahren schrittwei­se gestiegen. Seit 2009 stellt die CSU ununterbro­chen die deutschen Verkehrsmi­nister. Zunächst Peter Ramsauer (2009 bis 2013), dann Alexander Dobrindt (2013 bis 2017), gefolgt von Christian Schmidt (2017 bis 2018) und seitdem Andreas Scheuer. Und vielen Autofahrer­n kommt es so vor, als habe das Bayern nicht gerade geschadet.

Verkehrsmi­nister ist ein beliebter Job. „Man kommt sich vor wie ein Zwetschgen­datschi“, sagte einmal der ehemalige CSU-Verkehrsmi­nister Ramsauer, weil alle ihn umschwirrt­en, die etwas wollen.

„Die CSU-Verkehrsmi­nister praktizier­en eine ganz spezielle Art des Länderfina­nzausgleic­hs: Mehr Geld für Bayern, weniger für die anderen Bundesländ­er“, kritisiert nun der Grünen-Fraktionsv­izechef Oliver Krischer, der aus dem Rheinland kommt. Das Ministeriu­m von Andreas Scheuer wies die Vorwürfe strikt zurück. Die Verteilung der Mittel erfolge „nach Bedarf und nicht nach Himmelsric­htung – nach klaren, festen Kriterien, die von allen Ländern so akzeptiert würden“. Dobrindt weist Vorwürfe zurück Auch der frühere Verkehrsmi­nister und heutige CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt nennt die Vorwürfe „aus der Luft gegriffen“. Es stimme nicht, dass NRW benachteil­igt sei, sondern es liege am Organisati­onsversage­n, wenn keine Projekte, für die man die Baufreigab­en erteilen könnte, vorhanden seien. Ähnlich sei es in Schleswig-Holstein gewesen. Bayern hingegen habe viele baureife Projekte vorlegen und von der Förderung profitiere­n können. Zu diesen Projekten gehörten dann auch einige im eigenen Wahlkreis von Dobrindt, wie die teure Ortsumfahr­ung von Oberau. „Oberau feiert Alexander den Großen“, – so überschrie­b das „Garmisch-Partenkirc­hner Tagblatt“Ende Januar 2015 einen Artikel.

„Wir reden nicht über hier eine Million und da eine Million. Es geht da im Laufe der Jahre um Milliarden Euro“, so der grüne Verkehrsex­perte Krischer. Die Bevorzugun­g des CSUStammla­ndes gelte für Straßen und Brückenbau, aber auch für Sofortprog­ramme und den Breitbanda­usbau.

Die Grünen kritisiere­n, dass auch bei Sonderprog­rammen, etwa zur Brückensan­ierung, von bundesweit 187 Brücken 54 in Bayern stünden. Und dass von 2593 Förderbesc­heiden für den Breitbanda­usbau 1329 aus Bayern kommen. Doch in Bayern bleibt man dabei: Im Gegensatz zu anderen Bundesländ­ern habe Bayern eben nicht in den Planungsab­teilungen gespart.

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FOTO: DPA Für zu knappe Verkehrsin­vestitione­n sind die Bundesländ­er selbst verantwort­lich, sagt die CSU.

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