Viele Kinder fürchten sich vor Armut
Die wichtigsten Ergebnisse der Bertelsmann-Kinderstudie im Überblick
GÜTERSLOH (epd) - Jedes zweite Kind in Deutschland fürchtet Armut. Obwohl sie nach eigenen Aussagen gut versorgt seien, sorgten sich mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen um die finanzielle Situation ihrer Familie, erklärte die Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Für mehr als 96 Prozent gilt, dass sie genug zu essen und Platz zum Spielen haben. Kinder vermissen jedoch in der Familie und in der Schule Ansprechpartner, die sich um sie kümmern. Parteien und Sozialverbände forderten bessere Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder wie etwa eine Absenkung des Wahlalters.
Jeder zehnte 14-Jährige hätte der Bertelsmann-Studie zufolge gern in der Familie jemanden, der sich um ihn kümmert. Bei den achtjährigen Kinder ist es jedes zwanzigste. An der Schule hat jedes zweite ältere Kind nicht den Eindruck, von Lehrern Hilfe bei persönlichen Problemen zu bekommen. Rund ein Drittel der Kinder an Haupt-, Gesamt- oder Sekundarschulen fühlt sich nicht sicher an der Schule. Sicher fühlten sich vor allem Gymnasiasten und Grundschüler mit mehr als 80 Prozent. Der Studie zufolge haben neun von zehn Kinder einen ungestörten Arbeitsplatz. Ein eigenes Schlafzimmer haben acht von zehn. Fast 90 Prozent haben der Studie zufolge schon einen Familienurlaub gemacht. Der Anteil von Schülern, die mit ihren Eltern Urlaub gemacht und ein eigenes Zimmer haben, ist bei Gymnasiasten höher. Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschüler haben der Studie zufolge schlechtere Bedingungen.
Das Deutsche Kinderhilfswerk forderte die Verankerung von Beteiligungsrechten von Kindern im Grundgesetz sowie eine Senkung des Wahlalters auf zunächst 16 Jahre, langfristig auf 14 Jahre. Zu einem guten Aufwachsen gehörten auch strukturelle Rahmenbedingungen für eine altersgerechte gesellschaftliche Teilhabe, erklärte der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann. „Kinder und Jugendliche haben bisher häufig nicht die Möglichkeit, ihre Meinung kundzutun, sodass ihre Perspektive keine Beachtung findet“, unterstrich Hofmann.
Grundlage der Studie ist die internationale Kinder- und Jugendbefragung „Children's Worlds“für Deutschland. Für die Studie haben Forscher der Universität Frankfurt den Angaben zufolge gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung im Schuljahr 2017/2018 rund 3450 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 14 Jahren befragt.