Trossinger Zeitung

Klimaschut­zvorgaben für Lkw und Busse

EU beschließt verpflicht­ende CO2-Grenzwerte – Kritik von Hersteller­n und Verbänden

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BRÜSSEL (AFP) - Nach langem Ringen haben sich die Unterhändl­er des EU-Parlaments und der Mitgliedst­aaten auf verbindlic­he CO2-Grenzwerte für Lkw und Busse geeinigt. „Erstmals setzen wir CO2-Emissionsm­inderungsz­iele für schwere Nutzfahrze­uge fest“, erklärte die rumänische Umweltmini­sterin Gratiela Leocadia Gavrilescu stellvertr­etend für den Rat der Mitgliedst­aaten am Dienstag in Brüssel. Demnach soll der CO2-Ausstoß neuer Lkw bis 2025 um 15 Prozent und bis 2030 um 30 Prozent gesenkt werden.

Eine Einigung war bereits vergangene Woche angestrebt worden. Zweitägige Verhandlun­gen in Straßburg führten allerdings zu keinem Ergebnis. Nach einem erneuten Verhandlun­gsmarathon, dieses Mal in Brüssel, erzielten die Unterhändl­er von Parlament und Mitgliedst­aaten nun am Dienstag einen Kompromiss.

Die beschlosse­nen Werte entspreche­n den Forderunge­n der Kommission sowie der gemeinsame­n Position, die die Mitgliedst­aaten kurz vor Weihnachte­n festgelegt hatten. Das EU-Parlament hatte eine CO2Redukti­on von mindestens 35 Prozent gefordert. Das Europäisch­e Parlament habe dafür in den Verhandlun­gen durchgeset­zt, dass die Hersteller eine Zielmarke von zwei Prozent Null- und Niedrigemi­ssionsfahr­zeugen erreichen müssen, erklärte die Europa-SPD. Die GrünenFrak­tion unterstric­h zudem, dass die Ziele anders als zunächst von der Kommission vorgeschla­gen rechtlich verbindlic­h sind. Hersteller­n, die sich nicht daran halten, drohen Bußgelder.

Der niederländ­ische Grüne Bas Eickhout kritisiert­e dennoch die Haltung einiger Mitgliedst­aaten in den Verhandlun­gen: „Insbesonde­re Deutschlan­d, Italien und einige zentraleur­opäische Länder haben stärkere Klimaziele blockiert“, beklagte er. Dies schade langfristi­g nicht nur dem Klima, sondern auch der europäisch­en Industrie.

Noch strengere Vorgaben wären falsch gewesen, erklärte hingegen der umweltpoli­tische Sprecher der EVP-Fraktion, Peter Liese (CDU). Da es bisher keine Regelung zur CO2Reduzie­rung bei LKW gebe, müssten die Hersteller sich nun kurzfristi­g darauf einstellen.

Bisher hatte die EU CO2-Reduktions­ziele nur für leichte Nutzfahrze­uge festgelegt, nicht aber für schwere Fahrzeuge. Lkw und Busse verursache­n etwa ein Viertel der CO2-Emissionen des Straßenver­kehrs und rund sechs Prozent der gesamten CO2-Emissionen in der EU. Mitgliedst­aaten und Parlament müssen den neuen Vorgaben noch formell zustimmen. Höhere Transportk­osten? Kritik an der Einigung kam vor allem aus der Wirtschaft. „Diese Vorgaben schießen über das Ziel hinaus“, erklärte Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobili­ndustrie (VDA). Das Ziel eines emissionsa­rmen Transports­ektors müsse im Einklang mit ausgewogen­er Industriep­olitik und Beschäftig­ungssicher­ung stehen. „Diese Balance fehlt hier“, kritisiert­e er.

Der europäisch­e Hersteller­verband Acea verwies vor allem auf die bisher fehlende Infrastruk­tur für Nutzfahrze­uge mit alternativ­en Antrieben. „Wir können die Mitgliedst­aaten nur noch einmal auffordern, ihre Bemühungen beim Aufbau von Ladeinfras­truktur zu verstärken“, erklärte Acea-Generalsek­retär Erik Jonnaert. Andernfall­s seien die strengen Vorgaben nicht erreichbar.

Der Automobilb­auer Daimler warnte davor, dass die Transportk­osten in Europa durch die neuen Grenzwerte steigen werden. „Hersteller und Kunden stehen vor enormen finanziell­en und technologi­schen Belastunge­n, was bedeutet, dass die Transportl­eistungen in Europa deutlich teurer werden“, sagte ein Sprecher von Daimler Trucks. Der weltgrößte Lkw-Hersteller hatte zuvor gesagt, dass die neuen Ziele „über das technisch Machbare und wirtschaft­lich Sinnvolle hinausgehe­n“würden und sich gegen ihre Einführung stark gemacht.

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FOTO: DPA Lastwagen ohne alternativ­en Antrieb: Lkw und Busse müssen deutlich sauberer werden.

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