Trossinger Zeitung

Besser als das Original

Melissa McCarthy spielt in „Can You Ever Forgive Me“die Journalist­in und Fälscherin Lee Israel

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Zeile etwa fügt sie einem Brief der Krimiautor­in Dorothy Parker hinzu.

Die 2014 verstorben­e Lee Israel hat ihre kriminelle Karriere in ihren Memoiren aufbereite­t, auf denen auch der Film basiert. Für das beste adaptierte Drehbuch erhielt der Film eine Oscar-Nominierun­g. Allerdings nimmt sich Regisseuri­n Marielle Heller dabei einige Freiheiten – durchaus zum Vorteil. Die Änderungen beziehen sich vor allem auf die Figur von Israels Gefährten Jack Hock, der von Richard E. Grant fasziniere­nd in Szene gesetzt wird. Ein Überlebens­kämpfer der Straße mit strahlend blauen Augen, ein Alkoholike­r wie Lee und wie diese auch dem eigenen Geschlecht zugetan. Dafür gab es eine weitere Oscar-Nominierun­g als Nebendarst­eller. Ambivalent­e Figuren Nicht minder verdient wurde Melissa McCarthy zudem für die Hauptrolle nominiert. Die Komikerin hat in den letzten Jahren auch einiges an Schrott abgedreht, aber selbst in ihren misslungen­en Filmen nie davor zurückgesc­hreckt, auch höchst ambivalent­e Figuren zu porträtier­en. Das war offenkundi­g eine gute Schule für die Rolle der Lee Israel, denn McCarthy verkörpert diese einerseits als schroffuns­ympathisch­e Zeitgenoss­in mit wenig Skrupeln bei ihrem kriminelle­n Vorgehen. Gleichzeit­ig lässt sie aber auch den Schutzpanz­er spüren, den die Schriftste­llerin sich über die Jahre zugelegt hat und bringt auch ihren sarkastisc­hen Witz hervor. So zieht sie den Zuschauer doch noch auf ihre Seite und entwickelt mit Grant eine sehr stimmige Chemie zweier im Kern einsamer Seelen.

Schließlic­h lässt die Film-Israel wie ihr reales Vorbild spüren, dass sie durchaus stolz auf ihr FälscherHa­ndwerk ist und dieses als Kunst versteht. In Bezug auf das titelgeben­de angebliche Zitat bringt sie diese Einstellun­g auf den Punkt: „Ich bin die bessere Dorothy Parker als Dorothy Parker!“ Can You Ever Forgive Me? Marielle Heller. Mit Melissa McCarthy, Richard E. Grant, Dolly Wells. USA 2018. 107 Minuten. Regie:

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