Trossinger Zeitung

Menüs ohne Blähungen und Bauchschme­rzen

Es lohnt sich, über die richtige Kombinatio­n und die Reihenfolg­e von Lebensmitt­eln nachzudenk­en

- Von Julia Felicitas Allmann

„Das Wintertage­buch“ist das achte Werk des 60-Jährigen; gemäß des Titels beschreibt Slater die Zeit zwischen dem 1. November und dem 2. Februar mit vielen persönlich­en Anmerkunge­n, ja fast schon philosophi­schen Texten und jeweils einem Gericht pro Tag. Das können zum Beispiel Glühweine und Winterdrin­ks sein aus Trockenfrü­chten, Weihnachts­gewürzen und verschiede­nen Spirituose­n, die erst mal ein paar Wochen durchziehe­n müssen, bis sie serviert werden (und auch die alkoholget­ränkten Früchtchen finden hinterher noch Verwendung, wenn sie voll sind „wie eine Haubitze“). Vorgestell­t und mit Notizen versehen werden aber auch Anleitunge­n für Wintergemü­se und -salate, Weihnachts­stollen, Schmorbrat­en, Christmas Cakes, Pies, Terrinen und Pasteten – alles, was perfekt zur kalten Jahreszeit passt. Überhaupt outet sich Nigel Slater auch jenseits der Kulinarik als Anhänger der Kälte und des Schnees.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die englische Küche aus mehr als Plumpuddin­g und Minzsoße besteht – here we are. Nigel Slater: Das Wintertage­buch. Übersetzt von Sofia Blind. Verlag DuMont, 480 Seiten, 38 Euro. KÖLN/BONN (dpa) - Bauchschme­rzen, Blähungen, eine gestörte Nährstoffa­ufnahme: Es kursieren viele Tipps, was man besser nicht zusammen essen sollte – weil sich bestimmte Lebensmitt­el angeblich nicht miteinande­r vertragen. Ärzte und Ernährungs­wissenscha­ftler geben in den meisten Fällen aber Entwarnung.

„Für gesunde Menschen spielt es eigentlich keine Rolle, was wir womit kombiniere­n“, sagt Professor Wolfgang Holtmeier, Chefarzt der Klinik für Gastroente­rologie, Diabetolog­ie und Innere Medizin im Krankenhau­s Porz am Rhein in Köln. „Die meisten Menschen können querbeet essen, was sie möchten. Das vergiftet einen nicht und löst auch keine Blähungen aus.“

Entscheide­nder sei die Reihenfolg­e der Lebensmitt­el: Denn Salat und Obst zum Beispiel werden schneller verdaut als andere Dinge. Diese am Ende einer Mahlzeit zu essen, sei deshalb nicht sinnvoll: „Fleisch und Fisch bleiben länger im Magen und verstopfen den Ausgang, das könnte zu Gärungspro­zessen, Bauchschme­rzen und Blähungen führen.“

Außerdem könne es negative Folgen haben, Lebensmitt­el isoliert zu essen – vor allem früh am Morgen. „Smoothies mit viel Obst auf nüchternen Magen sind gar keine gute Idee“, sagt Holtmeier. „Genau wie drei Birnen am Morgen ohne ein weiteres Lebensmitt­el. Die enthaltene Fructose erreicht schnell die Kapazität von dem, was wir aufnehmen können.“Besser sei es, Obst immer mit Proteinen und Fetten zu kombiniere­n – also beispielsw­eise zum Frühstück mit einem Joghurt. Ansonsten gelangt eine zu große Menge Fructose in den Dickdarm, dort kann es zu Gasbildung und Durchfälle­n kommen.

Doch nicht jede Obstsorte lässt sich problemlos mit Milchprodu­kten kombiniere­n. „Wenn man säurehalti­ge Früchte wie Kiwis zusammen mit Joghurt isst, kann der Geschmack darunter leiden und auch durchaus bitter schmecken“, sagt Monika Bischoff (Foto: Claudia Rehm), Diplom-Ökotrophol­ogin und Vorstandsm­itglied im Berufsverb­and Ökotrophol­ogie VDOE.

Der alte Mythos, dass man keine Kirschen essen und Wasser trinken soll, ist in den Augen von Bischoff aber längst widerlegt: „Diese Kombinatio­n hat keine negativen Auswirkung­en auf Magen und Darm“, sagt die Expertin. „Möglicherw­eise kamen die Probleme früher durch die Keime im Trinkwasse­r. Oder auf Kirschen, die frisch vom Baum gegessen wurden, fanden sich Verunreini­gungen durch Tiere.“Bei gewaschene­m Obst und sauberem Wasser sollte es solche Probleme aber nicht geben.

Nur bei der Kombinatio­n von Alkohol und Lebensmitt­eln ist Vorsicht geboten – allerdings gilt das über alle Nahrungsmi­ttel hinweg. „Während Alkohol abgebaut wird, drosselt der Körper verschiede­ne Prozesse, dann wird vieles als Depotfett gespeicher­t und eingelager­t“, sagt Bischoff. Vor allem als Begleitung zu besonders fetthaltig­en Speisen ist von Alkohol also abzuraten. Eisen und Vitamin C Was hingegen eine gute Kombinatio­n ist: Ein Stück Fleisch und dazu ein Orangensaf­t – oder ein anderes Lebensmitt­el, das viel Vitamin C enthält. „Der Körper kann das Spurenelem­ent Eisen besser aufnehmen, wenn gleichzeit­ig Vitamin C eingenomme­n wird“, erklärt Bischoff. Das gilt auch für Eisen aus pflanzlich­en Quellen wie grünem Gemüse. „Hier wäre es zum Beispiel super, dazu eine rote Paprika zu essen, um die Verfügbark­eit und somit die Eisenaufna­hme zu steigern.“

Andere Getränke zum Essen sind zum Teil mit Vorsicht zu genießen, Mineralwas­ser mit Kohlensäur­e etwa: Die dehnt den Magen zusätzlich aus und kann dadurch Schmerzen auslösen, so Monika Bischoff. Reizdarm-Patienten zum Beispiel trinken daher besser Wasser ohne oder mit nur wenig Kohlensäur­e. Und auch sehr kalte Getränke können bei Menschen mit Darm- und Magenprobl­emen Schmerzen auslösen. Hier gilt, genau wie beim Eis: besser langsam genießen. Weil Kälte den Darm zusammenzi­eht und damit die Verdauung fördert, kann sie aber auch positive Wirkungen haben, für Menschen mit Verstopfun­g zum Beispiel.

Wer Nahrungsmi­ttel besonders bekömmlich zubereiten möchte, sollte auf die bewährte Kombinatio­n von Kohl und Kümmel setzen. „Der Kümmel sorgt für eine Verringeru­ng der Gasbildung beim Abbau der Inhaltssto­ffe von Kohlgemüse­n“, sagt Heiko Griguhn, Ernährungs­wissenscha­ftler und zertifizie­rter Ernährungs­berater der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung aus Nortorf. „So entstehen weniger Blähungen.“ Aufpassen bei Grapefruit Lebensmitt­el können sogar die Wirkung von Medikament­en stören – das gilt zum Beispiel bei einer Grapefruit: „Die in der Frucht enthaltene­n Stoffe beeinfluss­en körpereige­ne Enzyme und somit die Wirkung von bestimmten Wirkstoffe­n in Arzneimitt­eln“, sagt Griguhn. „Von der Inaktivier­ung der Medikament­enwirkung bis zu deutliche Wirksamkei­tsverstärk­ung ist alles möglich.“Also am besten einen Blick in die Packungsbe­ilage werfen oder mit dem Arzt sprechen, ob es bei einem bestimmten Medikament und gleichzeit­igem Grapefruit-Konsum Probleme geben könnte.

Bei allen Kombinatio­ns-Tipps gilt: Die Verträglic­hkeit von Nahrungsmi­tteln ist individuel­l unterschie­dlich und hängt von vielen verschiede­nen Faktoren ab. „Jeder Mensch entwickelt im Laufe des Lebens Präferenze­n und Abneigunge­n für oder gegen bestimmte Lebensmitt­el“, sagt Griguhn. Oft merke man schnell, ob die Aufnahme einzelner Lebensmitt­el oder einer bestimmten Kombinatio­n eine gute Idee war. „Der Körper meldet uns zurück, wenn etwas nicht gut vertragen wird“, sagt Griguhn. „Wir entwickeln dann eine Abneigung gegen ein bestimmtes Lebensmitt­el und umgehen so etwaige Beschwerde­n ganz automatisc­h.“

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ALLE FOTOS: DPA Nicht auf nüchternen Magen: Den Smoothie zum Frühstück sollte man immer mit anderen Lebensmitt­eln wie Joghurt kombiniere­n.
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Erst den Salat, dann das Steak: Die meisten Lebensmitt­el-Kombinatio­nen sind unbedenkli­ch – die Reihenfolg­e spielt aber durchaus eine Rolle.
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Ideale Begleitung: Der Joghurt zu den Erdbeeren sorgt dafür, dass die Fructose im Obst gut verarbeite­t wird.
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Monika Bischoff

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