Trossinger Zeitung

Jenseits aller rationaler Weltauffas­sung

Neue Galerie-Leiterin verleiht Ausstellun­g „Die Unfassbark­eit der Dinge“eigene Handschrif­t

- Von Stefan Simon

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Eine doppelte Premiere durften die Besucher seit mehr als drei Jahrzehnte­n bei der neuen Ausstellun­g „Die Unfassbark­eit der Dinge“im Lovis-Kabinett erleben. Die neue Galerielei­terin Vanessa Charlotte Heitland hat erstmals eine von ihr selbst konzipiert­e Ausstellun­g vorgestell­t, nachdem sie im vergangene­n Jahr die geplanten Ausstellun­gen kuratierte.

Das durchaus mit respektabl­em Erfolg. So war es nicht verwunderl­ich, dass zu der Vernissage der Ausstellun­g „Die Unfassbark­eit der Dinge“mit Arbeiten von Mitja Ficko und Mandy Kunze viele Gäste kamen, auch Besucher, die man noch nie oder selten in der Städtische­n Galerie gesehen hat. Aber vielleicht lag das Publikumsi­nteresse auch ein wenig am ebenfalls neuen Oberbürger­meister, der die Besucher offiziell begrüßte. Jürgen Roth bewegt sich auf diesem Parkett natürlich nicht wie sein Vorgänger Rupert Kubon, der als kulturbefl­issener Mensch manche Einführung­srede vorwegnahm. Er hat das aber sehr gut gemacht – authentisc­h und mit ehrlichem, auch privatem Interesse an der Sache inklusive einem sehr ausführlic­hen Rundgang mit den Künstlern nach dem offizielle­n Teil.

Vanessa Charlotte Heitland hat in ihrer kurzen Amtszeit in der Doppelstad­t schon viele treue Besucher gewonnen. Ob die Galerie nun wieder im frischen Weiß erstrahlt, ist Nebensache. Letztlich geht es um die präsentier­te Kunst. Zunächst einmal für viele Besucher: Trotz Kenntnis der Titel hängen an den Wänden oft großformat­ige, aber auf alle Fälle rätselhaft­e Malereien. Ein Traktorfah­rer blickt sich in Mitja Fickos „Nachtaussa­at“in einem nächtliche­n Wald zu abstrakten Elementen um, oder eine auf einem Fuchs reitende Person fungiert zum „Lichtbring­er“.

Bei Mandy Kunze gehen die Rätsel weiter: Menschen sitzen sich in dem Bild „Bergman“schweigend gegenüber und die Wellen- und Meeresbild­er laden zum Abtauchen ein, zum Reflektier­en über Gott und die Welt. Eine gewisse Hilfestell­ung in eine auch wie immer gerichtete Interpreta­tion konnte das Publikum in der ausführlic­hen Einführung erfahren. „Durch die Kunst vermag der Mensch, das eigene Innere zu erfassen und zu offenbaren.“

Heitland zitierte gleich zu Beginn den Schriftste­ller Marcel Proust, der am eindrucksv­ollsten diese machtvolle Eigenschaf­t der Kunst, insbesonde­re der Malerei, erfasste, über die vordergrün­dige Realität und das Leben selbst hinauszure­ichen und die Sicht auf die Welt zu eröffnen, deren Existenz sich sonst unserer Kenntnis entzöge. Heitland: „Die Malerei von Mandy Kunze und Mitja Ficko ist eine solche Malerei, die genau das auf besondere Weise vermag.“Die Bilder beider Künstler führen uns trotz aller Verankerun­g im Hier und Jetzt an Orte jenseits aller rationalen Weltauffas­sung. Was will man mehr? Hingehen und sich selbst auch bei dem Begleitpro­gramm ein Bild machen. Die Ausstellun­g ist bis zum 28. April in der Städtische­n Galerie zu sehen. Die Öffnungsze­iten sind von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

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FOTO: PASENKO Die Feuerprobe besteht OB Jürgen Roth bei seiner ersten Ausstellun­gseröffnun­g in der Galerie gut.

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