Jenseits aller rationaler Weltauffassung
Neue Galerie-Leiterin verleiht Ausstellung „Die Unfassbarkeit der Dinge“eigene Handschrift
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Eine doppelte Premiere durften die Besucher seit mehr als drei Jahrzehnten bei der neuen Ausstellung „Die Unfassbarkeit der Dinge“im Lovis-Kabinett erleben. Die neue Galerieleiterin Vanessa Charlotte Heitland hat erstmals eine von ihr selbst konzipierte Ausstellung vorgestellt, nachdem sie im vergangenen Jahr die geplanten Ausstellungen kuratierte.
Das durchaus mit respektablem Erfolg. So war es nicht verwunderlich, dass zu der Vernissage der Ausstellung „Die Unfassbarkeit der Dinge“mit Arbeiten von Mitja Ficko und Mandy Kunze viele Gäste kamen, auch Besucher, die man noch nie oder selten in der Städtischen Galerie gesehen hat. Aber vielleicht lag das Publikumsinteresse auch ein wenig am ebenfalls neuen Oberbürgermeister, der die Besucher offiziell begrüßte. Jürgen Roth bewegt sich auf diesem Parkett natürlich nicht wie sein Vorgänger Rupert Kubon, der als kulturbeflissener Mensch manche Einführungsrede vorwegnahm. Er hat das aber sehr gut gemacht – authentisch und mit ehrlichem, auch privatem Interesse an der Sache inklusive einem sehr ausführlichen Rundgang mit den Künstlern nach dem offiziellen Teil.
Vanessa Charlotte Heitland hat in ihrer kurzen Amtszeit in der Doppelstadt schon viele treue Besucher gewonnen. Ob die Galerie nun wieder im frischen Weiß erstrahlt, ist Nebensache. Letztlich geht es um die präsentierte Kunst. Zunächst einmal für viele Besucher: Trotz Kenntnis der Titel hängen an den Wänden oft großformatige, aber auf alle Fälle rätselhafte Malereien. Ein Traktorfahrer blickt sich in Mitja Fickos „Nachtaussaat“in einem nächtlichen Wald zu abstrakten Elementen um, oder eine auf einem Fuchs reitende Person fungiert zum „Lichtbringer“.
Bei Mandy Kunze gehen die Rätsel weiter: Menschen sitzen sich in dem Bild „Bergman“schweigend gegenüber und die Wellen- und Meeresbilder laden zum Abtauchen ein, zum Reflektieren über Gott und die Welt. Eine gewisse Hilfestellung in eine auch wie immer gerichtete Interpretation konnte das Publikum in der ausführlichen Einführung erfahren. „Durch die Kunst vermag der Mensch, das eigene Innere zu erfassen und zu offenbaren.“
Heitland zitierte gleich zu Beginn den Schriftsteller Marcel Proust, der am eindrucksvollsten diese machtvolle Eigenschaft der Kunst, insbesondere der Malerei, erfasste, über die vordergründige Realität und das Leben selbst hinauszureichen und die Sicht auf die Welt zu eröffnen, deren Existenz sich sonst unserer Kenntnis entzöge. Heitland: „Die Malerei von Mandy Kunze und Mitja Ficko ist eine solche Malerei, die genau das auf besondere Weise vermag.“Die Bilder beider Künstler führen uns trotz aller Verankerung im Hier und Jetzt an Orte jenseits aller rationalen Weltauffassung. Was will man mehr? Hingehen und sich selbst auch bei dem Begleitprogramm ein Bild machen. Die Ausstellung ist bis zum 28. April in der Städtischen Galerie zu sehen. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Sonntag, 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.