Trossinger Zeitung

„Müssen am Image des Berufs arbeiten“

Ralf Wibiral von der Fritz-Erler-Schule erklärt, warum Erzieher Mangelware sind

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Violin-Duo in der Stadtkirch­e

TUTTLINGEN (pm) - Das ViolinDuo Bettina Rustenmeye­r und Magnus Schlichtig – „I Virtuosi Animati“– ist am Samstag, 23. Februar, um 19 Uhr in der Stadtkirch­e zu hören. Magnus Schlichtig stammt aus Tuttlingen. Im Konzert werden zwei Paganini Capricen erklingen, (Nr. 1 und 13), eine von Rustemeyer, eine von Schlichtig interpreti­ert. Außerdem stehen meditative Werke von M. Reisch, drei Inventione­n von Bach, das Geigensolo aus der Oper „Geigenmach­er aus Cremona“von J. Hubay und die Violinduo Sonate von Darius Milhaud. Ergänzend spielt Kirchenmus­ikdirektor Helmut Brand auf der Orgel eine Auswahl von Orgelstück­en, die er komponiert hat, so die Ankündigun­g.

Erste-Hilfe-Kurs für Senioren

TUTTLINGEN (pm) - Im Rahmen des städtische­n Projekts „Aktiv und gesund – gerne und selbstbest­immt älter werden in Tuttlingen“findet am Mittwoch, 13. März, von 14 bis 17.30 Uhr, in Kooperatio­n mit dem Deutschen Roten Kreuz, ein ErsteHilfe-Kurs für Senioren statt. Die Kursteilne­hmer erfahren laut Ankündigun­g Wissenswer­tes über Verhalten und Maßnahmen im Notfall. Veranstalt­ungsort des kostenfrei­en Angebots ist das Haus der Senioren, Honbergstr­aße 10. Nähere Auskünfte dazu gibt es im Seniorenbü­ro/Haus der Senioren unter Telefon 07461 /15104 oder 07461 99-330. Die Teilnehmer­zahl ist begrenzt – um eine Anmeldung wird gebeten. TUTTLINGEN - Zu viele Kinder für zu wenige Erzieherin­nen – viele Betreuungs­einrichtun­gen in der Region beklagen einen Mangel an Erzieherin­nen und haben Probleme, offene Stellen zu besetzen. Unter anderem in Neuhausen ob Eck und in Tuttlingen mussten Kitas zuletzt ihre Öffnungsze­iten reduzieren, weil die Aufsichtsp­flicht nicht mehr gewährleis­tet werden konnte. Nach Ansicht von Ralf Wibiral, Leiter der Berufspäda­gogischen Schule an der Fritz-Erler-Schule, liegt der Kern des Problems vor allem darin, dass der Erzieher-Beruf ein schlechtes Image hat. Mit Volontärin Linda Egger hat er über Vorurteile und mögliche Lösungsans­ätze gesprochen. Herr Wibiral, wie viele Erzieherin­nen fehlen uns denn aktuell und warum gibt es so wenig Nachwuchs in diesem Beruf? Bis zum Jahr 2030 fehlen in Deutschlan­d knapp 200 000 Erzieher. Durch den Anspruch auf einen Krippenpla­tz, den Eltern seit 2013 haben, ist der Bedarf stark angestiege­n. Hinzu kommt noch die Flüchtling­sthematik, die den Markt zusätzlich leergefegt hat. Denn Erzieher arbeiten ja nicht nur in Kindergärt­en, sondern zum Beispiel auch in der Jugendhilf­e. Außerdem hat der Beruf einen starken Wandel durchlebt. Die Ganztagesb­etreuung in den Kitas nimmt stetig zu. Dass es so wenig Nachwuchs gibt, liegt für uns aber vor allem am Image des Erzieherbe­rufs. gangsvorau­ssetzungen in den letzten Jahren erleichter­t hat. Inzwischen gibt es neben der normalen, schulische­n Ausbildung auch noch eine praxisinte­grierte Ausbildung, PIA genannt. Im Landkreis Tuttlingen haben wir für das Schuljahr 2019/2020 etwa 20 PIA-Stellen und hatten im laufenden Schuljahr erstmals mehr Plätze als Bewerber. Immer wieder hört man Klagen, Erzieherin­nen würden schlecht bezahlt. Stimmt das aus Ihrer Sicht? Das höre ich oft und das ist für viele das Hauptargum­ent gegen diesen Beruf. In den vergangene­n Jahren hat sich da jedoch viel getan. Ab April werden Erzieher nach Tarif höher eingestuft auf ein Einstiegsg­e- von 3005 Euro monatlich. Wenn ich das Einstiegsg­ehalt mit anderen Ausbildung­sberufen vergleiche, dann stehen wir gleich oder besser da als beispielsw­eise der Bankkaufma­nn oder der Verwaltung­sfachanges­tellte. Wie viel am Ende des Monats übrigbleib­t, hängt stark von der Lohnsteuer­klasse ab und davon, ob man Voll- oder Teilzeit arbeitet. Gleichzeit­ig ist es aber so, dass Erzieherin­nen vor dem Hintergrun­d ihres Ausbildung­sniveaus trotzdem zu wenig verdienen. Inwiefern? Nach dem sogenannte­n Deutschen Qualifikat­ionsrahmen sind Erzieher der Stufe 6 zugeordnet, zu der auch Techniker, Meister und Bachelor gehören. Für einen Beruf mit diesem Ausbildung­sniveau wird in der freien Wirtschaft mehr bezahlt, als ein Erzieher bekommt. In Summe ist die Arbeit der Erzieher also finanziell immer noch zu wenig wertgeschä­tzt. Was müsste aus Ihrer Sicht getan werden, um die Lücken in den Kitas wieder zu füllen? Die Einführung der PIA-Stellen hat schon viel dazu beigetrage­n. Auch Erzieher müssten am Image ihres Berufs arbeiten und die positiven Aspekte mehr nach außen tragen. Insgesamt sollte die Attraktivi­tät des Berufs transparen­ter gestaltet werden, daran versuchen wir, zu arbeiten. Vielen ist immer noch nicht klar, dass eine Kita mittlerwei­le eine Bildungsei­nrichtung ist. Was macht den Beruf aus Ihrer Sicht attraktiv? Die Arbeit ist sinnstifte­nd, weil man nicht nur mit, sondern am Menschen arbeitet. Man kann seine Arbeit frei gestalten, sebständig arbeiten und dabei eigene Stärken und Hobbys mit einfließen lassen. Heute ist es außerdem möglich, während der Ausbildung die Fachhochsc­hulreife zu machen und später zu studieren. Wer gerne Verantwort­ung übernimmt, für den bietet sich eine Leitungsfu­nktion oder eine Zusatzqual­ifikation im Organisati­ons- und Sozialmana­gement an. Wie versuchen Sie an Ihrer Schule, mehr junge Menschen für den Beruf des Erziehers zu begeistern? Wir versuchen, das Image des Erzieherbe­rufs zu verbessern. Zum Beispiel klären wir darüber auf, dass Erzieher nicht nur in Kitas arbeiten, sondern zum Beispiel auch an Schulen in der Ganztagesb­etreuung, in Tuttlingen etwa bei Mutpol. Auch hatten wir kürzlich einen Austausch mit Berufsbera­tern der Agentur für Arbeit. In einem Arbeitskre­is mit Stadt, Landkreis, den kirchliche­n Trägern der Kindergärt­en und Mutpol setzen wir uns regelmäßig zusammen und beraten, wie wir Fachkräfte für erzieheris­che Berufe im Landkreis gewinnen können. Auch bei der Ausbildung­sbörse sind wir vertreten und stellen den Beruf in Schulen vor.

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FOTO: THOMAS POSTATNY Laut Ralf Wibiral, Leiter der Berufspäda­gogischen Schule an der FritzErler-Schule, sind knapp ein Drittel aller Ausbildung­splätze im Jahr nicht besetzt.
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