Die Null steht an der Anfield Road
Torloses Remis in Liverpool – FC Bayern München zeigt sich defensiv deutlich verbessert
LIVERPOOL (SID/sz) - Nein, der erste Pflichtspieltreffer an der Anfield Road ist dem FC Bayern München auch im vierten Anlauf nicht geglückt. Auch den ersten Sieg einer deutschen Mannschaft in Liverpool im Rahmen eines europäischen Wettbewerbs sollte es nicht geben. Sondern ein 0:0, ein torloses Remis, an diesem 19. Februar 2019. Was das wert ist im Achtelfinale der Champions League, wird sich am 13. März zeigen. Beim Rückspiel in München.
Couragiert war der Münchner Auftritt bei Trainer Jürgen Klopps FC Liverpool, er lässt dem deutschen Fußball-Rekordmeister alle Chancen, zum neunten Mal in Folge ins Viertelfinale der Königsklasse einzuziehen. In einem attraktiven Kampfspiel im englischem Dauerregen gelang es den Münchnern mit vereinten Kräften und großer Leidenschaft häufig, die gefürchtete „Reds“-Angriffsmaschine mit Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino auszubremsen. Von der Atmosphäre im ausverkauften Stadion ließen sie sich nicht aus dem Konzept bringen und zeigten sich vor allem defensiv deutlich verbessert.
Verhältnismäßig selten kam auch das herausragende Liverpooler Tempo zur Geltung. Selbst wurde der FC Bayern beim ersten Anfield-Auftritt seit 38 Jahren immer wieder gefährlich, es mangelte aber lange am letzten Quäntchen Gier im Abschluss – und im zweiten Abschnitt auch an der absoluten Risikobereitschaft. Daher fiel der Ausfall von Liverpools Abwehrchef Virgil van Dijk auch nicht zu sehr ins Gewicht.
Gut für den FC Bayern war, dass der zuletzt am Sprunggelenk verletzte Franzose Kingsley Coman fit genug wurde, schlecht hingegen, dass Leon Goretzka wegen einer Sehnenreizung am rechten Knöchel passen musste. „Wir gehen kein Risiko ein“, sagte Münchens Trainer Niko Kovac zu dieser Personalie. Über Coman meinte er: „Er spürt immer noch eine Kleinigkeit. Er ist nicht 100-prozentig schmerzfrei, aber so, dass er es ertragen kann.“Javi Martínez rutschte für Goretzka ins Team und sollte der Stabilitätsanker sein.
Der gesperrte Thomas Müller verdeutlichte vor dem Anstoß: „Wir wissen, was wir zu tun haben. Es kann ein Spektakel werden.“Das war es zunächst allerdings noch nicht. Die Münchner versuchten, mit längeren Ballbesitzphasen die Emotionen im legendären Fußballtempel herunterzukühlen. Es gelang ihnen überzeugend, denn Liverpool, das bislang in dieser Saison nur ein Pflichtspiel zu Hause verloren hatte, zeigte Anlaufschwierigkeiten.
Von den „140 Prozent“, die das Team laut Jürgen Klopp auf den Platz bringen kann, war zunächst nichts zu sehen. Das gefürchtete Pressing versandete, der FC Bayern kontrollierte das Geschehen, die „Reds“reagierten oftmals nur. Die erste Möglichkeit hatte dennoch Salah (12. Minute) nach einem Steilpass. Aber die Bayern antworteten sofort: Liverpools Schlussmann Allison Becker wehrte den Ball nach einer Flanke von Serge Gnabry nur mit Glück ab (13.). Kimmichs Gelb hat Folgen Der Plan der Bayern ging bis dahin auf, auch defensiv stand die KovacElf weitgehend stabil, weil die Mannschaft – anders als zuletzt – geschlossen nach hinten arbeitete. Ein ungeschicktes Foul beging dann jedoch Joshua Kimmich (28.), der Bösinger sah Gelb und fehlt gesperrt im Rückspiel in drei Wochen. In der Folge wurde Liverpool etwas stärker, und Mané (32.) hatte prompt die Führung auf dem Fuß. Die Bayern erlaubten sich in dieser Phase zu viele Ballverluste, es wurde zeitweise haarig.
Der zweite Durchgang war dem ersten zunächst sehr ähnlich. Beide Mannschaften taten sich schwer, zu ganz klaren Gelegenheit zu kommen. Bei einer Rettungsaktion von Niklas Süle (54.) hatten die Bayern einmal großes Glück. Gnabry (59.) probierte es vergeblich aus der Distanz, ehe Münchens Torhüter Manuel Neuer bei einem Kopfball von Mané auf dem Posten war. 0:0 also, und eben Manuel Neuer bilanzierte zufrieden: „Wir haben gut zusammengearbeitet und standen kompakt, dann hat es Liverpool schwer gegen uns. Dass vorne auch die Null steht, ist ein bisschen schade. Aber es ist schon okay.“