Der Eisberg ist halb umschifft
0:0 in Liverpool birgt für den FC Bayern Gefahren – Rummenigge erinnert an Meistercup
●Trainer
Markus Weinzierl (Foto: dpa) vom VfB Stuttgart versucht, die Diskussionen um seine Person so gut es geht auszublenden. „Ich kann mich nicht von der Umwelt abschotten, aber ich versuche es. Ich versuche, mich auf die Mannschaft zu konzentrieren“, sagte der Coach des abstiegsgefährdeten Tabellen-16. vor dem Gastspiel am Freitagabend bei Werder Bremen (20.30 Uhr/Eurosport-Player). An der Weser steht wieder einmal der Job des 44-Jährigen auf dem Spiel. „Dass es Diskussionen gibt, ist klar. Wenn man über einen Verein diskutiert, dann diskutiert man auch über den Trainer. Wir sind gefordert, so schnell wie möglich zu punkten. Du musst im Abstiegskampf auch mal überraschen“, sagte Weinzierl, der dennoch den Gegner aus Bremen lobte: „Es ist ein gutes Beispiel, wie ein Verein erfolgreich sein kann. Das wird ein richtiges Brett.“Was ihn eher ärgere, sei, „was wir alles liegen lassen haben. Es geht jetzt darum, von den Vieren da unten der Beste zu sein.“(SID) Ex-Nationalspieler Mesut Özil (Foto; dpa) gerät beim FC Arsenal stärker unter Druck. Teammanager Unai Emery forderte von dem 30-Jährigen vor dem EuropaLeague-Duell mit BATE Borissow (18.55) mehr Konstanz in den Trainingsleistungen, um sich bei den Gunners für mehr Einsätze zu empfehlen. „Er muss beständiger sein, für das Training zur Verfügung stehen und für die Spiele. Ohne Verletzungen, ohne Krankheiten“, sagte der Spanier und fügte hinzu: „Wenn man regelmäßig und beständig trainiert hat, kann man uns auch in den Spielen helfen.“Özil fehlte im bisherigen Saisonverlauf schon mehrfach. (dpa) LIVERPOOL - Die Bayern hatten sämtlichen Mut zusammengenommen. Volles Risiko. Wer in Liverpool absteigt und im brodelnden Emotionskessel Anfield Road das Duell mit der in Europa aufregendsten Powertruppe von Mentalitätsmonstertrainer Jürgen Klopp vor der Brust hat, der traut sich was, wenn er als Quartier das „Titanic Hotel“wählt. Was hätten die Medien bei einem Untergang alles daraus gemacht? Bayern gesunken! Schiffbruch!
Doch sie haben dem Sturm der Reds getrotzt, nicht die Orientierung verloren. Trainer Niko Kovac manövrierte sein Schiff, wich dem Klopp’schen Unwetter geschickt aus. Ein 0:0 im Achtelfinalhinspiel. Nun können sich die Matrosen erholen. In drei Wochen (13. März) will man in heimischen Gewässern dann in den Hafen Viertelfinale steuern.
Bei seinem Lob für die Besatzung warf Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge die Akteure gar mit dem Weltmeister-Trainer von 1954 in einen Topf: „Eine großartige Leistung! Sepp Herberger hätte seine Freude gehabt. Das war ,einer für alle und alle für einen‘.“Gegen Mitternacht war es, als Rummenigge diese Worte sprach: „Der Trainer hat die Mannschaft erstklassig eingestellt, die Spieler haben es gut umgesetzt.“Applaus, Applaus.
Zufriedene Gesichter unter den 540 Bankettgästen bei bayerischem Bier, italienischen Weinen, Meeresfrüchteplatte samt Lachs und Riesengarnelen sowie Rinderlende, Rinderhaxe und Rollbraten. Ein Festschmaus zur Feier des Überlebens der Königsklassen-Träume.
„Es gibt nicht viele Clubs, die hier nicht verloren haben und auch kein Gegentor bekommen haben“, sagte Kovac beschwingt und gelöst wie man ihn seit Amtsantritt im Juli noch nicht gesehen hat: „Die Mannschaft hat sich an das gehalten, was wir ihnen vorgegeben haben.“Klang wie: Endlich hören sie mal auf den Trainer.
Der Plan lautete: tief stehen, kompakt stehen, dem furiosen LiverpoolSturm um Mo Salah den Wind aus den Segeln nehmen. Außenverteidiger Joshua Kimmich und David Alaba mit Sturm- und Drang-Verbot, Torhüter Manuel Neuer als Anspielstation in der Rückwärtsbewegung. Seine 70 Ballkontakte, so viele wie noch nie in einem K.o.-Spiel der Champions League, sagen alles. Defensive Leckerbissen einer Mannschaft, die 2019 bei sechs Versuchen nie fehlerfrei und ohne Gegentor geblieben war. „Vor allem die Art und Weise hat sehr viel Spaß gemacht“, freute sich Präsident Uli Hoeneß noch am Mittwoch vor dem Rückflug. Keine Panik im Hotel Titanic Die Festtags-Bayern haben also überzeugt. Wie auf Knopfdruck. Bleibt die Frage: War das ihr wahres Gesicht? Nicht das aus dem schnöden Alltag Bundesliga, die man sechsmal hintereinander gewonnen hat?
Verblüffende, weil überraschend offen geäußerte Indizien für diese These lieferte der Trainer: „Die Bundesliga ist wichtig, aber viele Spieler sehen die Champions League noch etwas größer und werfen dann mehr rein. Da spart sich der eine oder andere mal den Gang, um seinem Mitspieler zu helfen.“Sehr ehrlich, aber auch etwas hilflos formulierte Kovac sein Anliegen an die Herren Feinschmecker: „Ich würde mir wünschen, dass die Jungs das auch in der Bundesliga wieder machen.“
Im Rückspiel wird ein Tick mehr Mut zur Offensive gefragt sein. Wobei das 0:0 ein trügerisches wie gefährliches Ergebnis ist. Die Bayern setzen auf den Heimvorteil, auf die schwache Auswärtsbilanz der Briten, die sämtliche drei Vorrundenpartien in der Fremde verloren, und die Statistik: In sechs von sieben Fällen kam man nach einer AuswärtsNullnummer weiter. Nur einmal nicht: 1981 – 1:1 gegen den FC Liverpool. Und gerade an dieses Missgeschick erinnerte Rummenigge: „Wir dürfen nicht den Fehler machen, den meine Mannschaft 1981 gemacht hat. Wir haben hier 0:0 gespielt und waren leider nach dem Spiel der Meinung, dass das Schlimmste hinter uns läge. Und dann haben wir in München 1:1 gespielt.“Das zweite Remis bedeutete im Meistercup wegen der Auswärtstorregel den K.o. im Halbfinale. „Also müssen wir im Rückspiel ein zweites sehr gutes Spiel hinlegen.“Liverpool-Trainer Jürgen Klopp meinte dagegen: „Tag für Tag wird sich das Ergebnis ein bisschen besser für uns und ein bisschen schlechter für Bayern anfühlen.“Von ruhiger See also keine Spur. FC Liverpool – Bayern München 0:0 Liverpool: Alisson - AlexanderArnold, Matip, Fabinho, Robertson - Wijnaldum, Henderson, Keita (76. Milner) - Salah, Firmino (76. Origi), Mané. – München: Neuer - Kimmich, Süle, Hummels, Alaba - Martínez, Thiago - Gnabry (90.+1 Rafinha), James (88. Sanches), Coman (81. Ribéry) - Lewandowski. – Zuschauer: 52 250.