AfD-Spitze leugnet Kenntnis
Weidel gibt sich in Sachen Spenderliste ahnungslos
HEIDENHEIM (tja) - In der Debatte um die 130 000 Euro an Spenden, die der AfD-Kreisverband Bodensee 2017 für den Wahlkampf von Fraktionschefin Alice Weidel erhalten hat, gibt sich die Parteispitze ahnungslos. Sowohl Weidel als auch Parteichef Jörg Meuthen betonten beim Landesparteitag in Heidenheim, nichts mit dem Vorgang zu tun zu haben. Zum Verdacht, die AfD habe eine teilweise falsche Spenderliste beim Bundestag eingereicht, sagte Weidel, ihr seien diese „Namen völlig unbekannt“. Ihr Anwalt attackierte in einer Mitteilung zudem die Konstanzer Staatsanwaltschaft: Weidel bekomme kein faires Verfahren, weil die Ermittler Details der Untersuchungen an die Öffentlichkeit gäben.
Der AfD-Landesverband, der künftig von Landtagsfraktionschef Bernd Gögel und dem Bundestagsabgeordneten Dirk Spaniel gemeinsam geführt wird, präsentierte sich in Heidenheim tief gespalten.
Die Gräben sind tief in der AfD in Baden-Württemberg. Das Bauen von Brücken haben Teile der Führung ganz offensichtlich aufgegeben. Selten hat man etwa von Bundeschef Jörg Meuthen eine so klare, wütende Distanzierung vom ganz rechten Rand und von innerparteilichen Gegnern gehört.
Doch es gibt zahlreiche Mitglieder, die sich ungern unterordnen, wenn sie ihre Meinung nicht durchsetzen können. Das Gefühl, man dürfe nicht alles sagen, was man denkt, hat viele zur AfD gebracht. Deswegen wird es schwer werden, einen einheitlichen, intern ungestörten Kurs einzuschlagen.
Und Vorsicht ist geboten, wenn Meuthen und seine Mitstreiter von einem „bürgerlichen“Kurs sprechen. Meuthen und Spitzenfrau Alice Weidel sind maximal wandlungsfähig. Ersterer suchte im Machtkampf gegen Frauke Petry bewusst den Schulterschluss mit dem nationalistischen Flügel um Björn Höcke. Weidel forderte zunächst Höckes Parteiausschluss, ließ aber nach dem eigenen Aufstieg rasch von solch öffentlichem Protest ab. Stimmenfang ganz rechts außen gehört bei der AfD bislang zur Strategie. Dass die Distanzierungen nun ernst gemeint sind und nicht nur taktische Nebelkerzen, muss die Parteiführung erst noch beweisen.