Trossinger Zeitung

Blazer in Signalfarb­e

Wie CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r beim Treffen mit Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckhardt Symbolpoli­tik macht

- Von Ruppert Mayr und Jörg Blank

BERLIN (dpa) - Mehr Symbolik geht kaum. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r kommt im grünen Blazer mit schwarzer Hose zum Doppelinte­rview mit der GrünenFrak­tionschefi­n Katrin Göring-Eckardt. Die Grüne trägt einen gelben Blazer. AKK und KGE, so werden die beiden Frauen mit ihrem Doppelname­n intern kurz genannt, begrüßen sich laut „Bild am Sonntag“herzlich, „duzen sich, stellen vertraut lächelnd fest, wie gut ihre Blazerfarb­en harmoniere­n“. „Ein modisches Jamaika-Statement“? Nee, sagt AKK, „reiner Zufall“.

SPD-Partei- und -Fraktionsc­hefin Andrea Nahles und Parteivize Olaf Scholz dürfte dieser Auftritt nicht entgangen sein. Die CDU-Chefin erwähnt während des einstündig­en Gesprächs kein einziges Mal den Koalitions­partner SPD. Und als wolle sie noch eins draufsetze­n, hält sie fest: „Wir leben in einer Zeit, wo es keine natürliche­n Koalitions­partner mehr gibt. Da müssen wir gesprächsf­ähig sein.“ Wichtige Wahlen stehen an Die Profilieru­ngsversuch­e von Sozialdemo­kraten und Union vor den wichtigen Wahlen in diesem Jahr in Europa, in Bremen und im Osten – in Brandenbur­g, Thüringen und Sachsen – zehren an den Nerven. Das Streitpote­nzial nimmt zu. Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) will ein Klimaschut­zgesetz, das vor allem Kabinettsk­ollegen der Union unter Zugzwang setzt: Verkehr, Wirtschaft und Energie, Landwirtsc­haft sowie Bau.

Die Union verlangt inzwischen einen vollständi­gen Abbau des Solidaritä­tszuschlag­es, obwohl sie das unter CDU-Chefin Angela Merkel in den Jamaika-Sondierung­en mit FDP und Grünen noch abgelehnt hat. Finanzmini­ster Scholz beharrt auf dem Koalitions­vertrag: Nur 90 Prozent der Solizahler sollen entlastet werden. Und Scholz bemüht den Millionär: „Wieso soll jemand, der eine Million im Jahr verdient, mehr als 20 000 Euro sparen? Es geht um eine Frage der Gerechtigk­eit.“Die SPD wiederum will auf die Bedürftigk­eitsprüfun­g bei der Grundrente verzichten, obwohl diese im Koalitions­vertrag vereinbart ist.

Die Bürger begrüßen offenbar die wachsende Unterschei­dbarkeit von Union und SPD, doch das bringt beiden in den Umfragen kaum Stimmengew­inne. Vor allem die SPD macht dies nervös. Die SPD-Linke will aus der ungeliebte­n Großen Koalition raus. SPD-Vize Ralf Stegner sah mit dem Linksruck seiner Partei schon wieder mehr Chancen für ein rot-rot-grünes Bündnis auf Bundeseben­e. Doch die Umfragen geben das überhaupt nicht her.

In dem Doppelinte­rview der „BamS“hebt Göring-Eckardt hervor: „Hier am Tisch sitzen zwei Parteien, die gerne regieren wollen. Das will die SPD zurzeit offenkundi­g nicht mehr.“Nach jüngsten Umfragen wäre dies tatsächlic­h möglich. Im ZDF„Politbarom­eter“kamen Union und Grüne Ende vergangene­r Woche auf 31 und 20 Prozent. Und selbst nach dem ARD-„Deutschlan­dtrend“könnte es mit 30 Prozent für die Union und 18 Prozent für die Grünen reichen, je nachdem, mit wie viel Stimmantei­len andere Parteien in den Bundestag einzögen.

Mit einer Neuauflage von Jamaika könnte es derzeit auf jeden Fall reichen. Kramp-Karrenbaue­r traf sich jüngst denn auch mit FDP-Chef Christian Lindner. Das kann man als den üblichen Kontakt abtun, das könnte aber auch ein weiteres Zeichen sein.

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FOTO: DPA In Grün und Gelb: Annegret KrampKarre­nbauer (CDU/li.) und Katrin Göring-Eckardt (Grüne).

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