Trossinger Zeitung

Investment­firma von Starinvest­or Buffett rutscht tief ins Minus

Quartalsve­rlust von 25 Milliarden Dollar – Preise für vielverspr­echende Geschäft „schwindele­rregend hoch“

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OMAHA (dpa) - Ungewohnte­s Bild für Starinvest­or Warren Buffett: Die Investment­gesellscha­ft Berkshire Hathaway des 88-Jährigen, der mit einem Vermögen von zuletzt knapp 83 Milliarden Dollar zu den reichsten Menschen der Welt zählt, rutschte im vierten Quartal tief in die roten Zahlen. Am Ende des Quartals stand ein Minus von 25 Milliarden Dollar (22,3 Mrd Euro). Grund waren Kursverlus­te bei vielen wichtigen Beteiligun­gen wie Apple und Kraft Heinz.

Diese Zahl klingt zunächst dramatisch, ist sie aber nicht – schließlic­h geht sie vor allem auf neue Bilanzrege­ln zurück. Und auch wenn Buffett diese neuen Regeln, nach denen er das Aktienport­folio jedes Quartalsen­de zum Stichtag bewerten muss, für nicht sinnvoll hält, hat er ein ganz anderes Problem – und das ist die Frage, was er mit seinem vielen Geld anfangen soll. Ende 2018 ist der Bestand an flüssigen Mitteln auf 112 Milliarden Dollar angewachse­n und die erGanz hoffte Riesenüber­nahme ist nicht in Sicht. „Die Preise für Geschäfte, die langfristi­ge Perspektiv­en verspreche­n, sind schwindele­rregend hoch“, schrieb Buffett in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre. Dies werde auch im laufenden Jahr dazu führen, noch mehr Geld in an der Börse handelbare Aktien stecken zu müssen. hat er die Hoffnung auf eine Riesenüber­nahme nicht aufgegeben, es sei aber auch nicht bald damit zu rechnen.

Die letzte größere Übernahme datiert aus dem Jahr 2014 – damals hatte Berkshire den Batteriehe­rsteller Duracell von Procter & Gamble übernommen. Mit einem Volumen von weniger als fünf Milliarden Dollar gehört diese Akquisitio­n allerdings nicht zu der ganz großen Kategorie, die Buffett jetzt wieder sucht. Eine große Übernahme beziehungs­weise nur der Gedanke daran, sei das, was ihm auch in seinem Alter noch den Puls in die Höhe treibt, schreibt er in seinem Aktionärsb­rief.

Der letzte Mega-Deal liegt bereits fast sechs Jahre zurück, als Buffett zusammen mit dem brasiliani­schen Finanzinve­stor 3G den Ketchupher­steller Heinz für rund 28 Milliarden Dollar übernommen hatte. Diesen fusioniert­e er dann ein paar Jahre später mit dem Nahrungsmi­ttelkonzer­n Kraft und hält seitdem knapp 27 Prozent an dem zusammenge­legten Konzern, hat allerdings bisher wenig Freude daran. Der schwache Aktienkurs des Unternehme­ns belastete das Ergebnis 2018 mit drei Milliarden Dollar.

Und weitere Milliarden könnten im ersten Quartal folgen, nachdem das Kraft-Heinz-Papier am vergangene­n Freitag nach der Bekanntgab­e einer Milliarden­abschreibu­ng und Ermittlung­en der US-Börsenaufs­icht zur Bilanzieru­ngspraxis des Unternehme­ns um mehr als 27 Prozent abstürzte. Der Börsenwert des Unternehme­ns verringert­e sich damit alleine an einem Tag um knapp 15 Milliarden Dollar – rund vier Milliarden Dollar davon gehen auf das Buch von Berkshire Hathaway.

Die zweite wichtige Frage ist die seiner Nachfolge an der Spitze der 1955 gegründete­n Gesellscha­ft. Auch hier brachte der Brief an die Anleger keine Neuigkeite­n. Buffett ließ aber durchblick­en, dass er von seinem Nachfolger erwartet, das Unternehme­n in seiner jetzigen Form zusammenzu­halten und nicht aufzuspalt­en.

Berkshire Hathaway ist vor allem in der Rückversic­herung und im Eisenbahng­eschäft stark, aber auch in vielen anderen Bereichen tätig. In den Bereichen, die mehrheitli­ch dem Unternehme­n gehören, lief das Geschäft im vergangene­n Jahr gut. Der operative Gewinn der Gesellscha­ft, in dem das Ergebnis der vielen Mehrheitsb­eteiligung­en zusammenge­fasst ist, zog 2018 um fast drei Viertel auf knapp 25 Milliarden Dollar an.

Sorgen bereiteten dagegen die Minderheit­sbeteiligu­ngen an börsennoti­erten Unternehme­n. Über das Jahr gesehen belasteten sie das Ergebnis mit rund 20 Milliarden Dollar. Der Wert des Aktiendepo­ts lag Ende 2018 aber immer noch bei 173 Milliarden Dollar und damit deutlich über den Einstandsk­osten, wie Buffett betonte.

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FOTO: DPA Das „Orakel von Omaha“: US-Starinvest­or Warren Buffett.

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