Ex-Anwalt
US-Präsident Donald Trump war einmal Michael Cohens Vorbild. Am heutigen Mittwoch aber sagt Cohen in einer öffentlichen Sitzung vor dem Kontrollausschuss des Repräsentantenhauses aus – Medienberichten zufolge über Trumps kriminelles Verhalten.
Früher hatten Trumps Reichtum und der Glamour dem Teenager Cohen sehr imponiert. Gleich zweimal, plauderte er vor Jahren aus, las er „The Art of the Deal“, den Business-Ratgeber des Bauunternehmers Trump. Kein anderes Buch, sagte er, habe er so lehrreich gefunden wie dieses. Später, im Taxigeschäft New Yorks zu Geld gekommen, kaufte er ein Apartment im Trump World Tower. Dem ersten Immobiliendeal folgten weitere, bis ihn die Trump-Gruppe als Anwalt einstellte. Cohen war mehr als nur ein Advokat. Er brachte Geschäftsideen ein, knüpfte Kontakte, bisweilen war er zuständig fürs Grobe. Seiner beinharten Methoden wegen kam er zu seinem Spitznamen: Tom, nach Tom Hagen, im Film „Der Pate“der Consigliere des Mafiabosses Vito Corleone. Noch vor zwei Jahren beschrieb er seine Rolle mit Sätzen, die an einen Leibwächter denken ließen. „Ich bin der Typ, der eine Kugel abfangen würde, würde jemand auf den Präsidenten schießen“, sagte er dem Magazin „Vanity Fair“.
Vor Gericht in Manhattan, wo sich der Jurist für hinterzogene Steuern ebenso verantworten musste wie für die Zahlung von Schweigegeldern, haben sich die Treueschwüre ins Gegenteil verkehrt. Blinde Loyalität gegenüber Trump habe ihn seinen moralischen Kompass vergessen lassen, gab er zu Protokoll.
Während Cohen im Dezember zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, sprach sein ehemaliger Chef von einem Rechtsberater, der ihn falsch beraten habe. „Er war Anwalt, und als solcher sollte er die Gesetze kennen“, zog sich der Präsident elegant aus der Affäre.
Cohen studierte Jura in Michigan, 1994 heiratete er Laura Shusterman, die Tochter eines Unternehmers. Der wiederum hatte kräftig ins New Yorker Taxigeschäft investiert und verhalf nun auch seinem Schwiegersohn zu damals noch höchst lukrativen Taxi-Lizenzen. 2006 fing Cohen in Trumps Immobilienfirma an. Frank Herrmann