Kardamom kann auch den Schweinebraten aufpeppen
Serie „Heilsame Natur“: Der Spaichinger Heilpraktiker Helmuth Gruner gibt Gesundheitstipps
SPAICHINGEN - Der Spaichinger Heilpraktiker Helmuth Gruner gibt unseren Lesern jede Woche Tipps fürs Wohlbefinden. Heute: Kardamom.
Wir sind bald am Ende des Winters und im Frühjahr angelangt, also in der Hochsaison für Teetrinker, die auch gerne ihren Tee mit Rum oder Gewürzen verfeinern. Die Kardamompflanze ist ein zwei bis fünf Meter hoher Strauch und kommt, wie viele Tee-/Gewürzpflanzen, aus den tropischen Wäldern Südindiens und Sri Lankas.
In der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) wird Kardamom schon seit tausend Jahren verwendet und den Organen Dünndarm, Magen, Milz und Lunge zugeordnet.
Kardamom wird gerne mit Ingwer ergänzt, über den Hildegard von Bingen schreibt: „Der Ingwer schadet dem gesunden fetten Menschen, aber wer schon fast stirbt, der pulverisiere Ingwer und nehme das Pulver mäßig in Suppen und esse es mäßig mit Brot und es wird ihm besser gehen. Wenn jemand einen Flechtenausschlag hat, der lege das Pulver in ein Tuch und dieses in Essig, füge ein wenig Wein bei, bestreiche die Haut damit und er wird geheilt sein.“
Kardamom wie auch Ingwer verwenden wir sowohl als Tee, Gewürz, Medizin und zum Genuss an kühlen Tagen. Durch die Verwandtschaft mit Ingwer und Galgant bildet Kardamom genau wie diese Pflanzen ein knolliges Rhizom, aus dem schilfähnliche Blätter wachsen.
Im Gegensatz zu den anderen Ingwergewächsen verwendet man vom Kardamom die Samen und nicht die Wurzeln als Gewürz. Die ovalen Früchte enthalten bis zu 20 hocharomatische Kerne. Die Kapseln werden geerntet, wenn sie noch grün sind. Damit vermeidet man das Aufplatzen bei der Trocknung. Im Handel erhält man Grünen Kardamom (er ist der Beste), weißen Kardamom (die Samenkapseln wurden gebleicht) oder braunen Kardamom (er stammt nicht vom echten Strauch, sondern von einer Unterart).
Für eine Verwendung im Haushalt entfernt man die Kapselhüllen und zerkleinert die Samen im Mörser. Beim frisch zerriebenen Kardamom sind die Wirkstoffe noch enthalten, was man beim fertigen Pulver nicht mehr sagen kann, da sich die ätherischen Öle Terpin, Ylacetat und Cineol verflüchtigt haben.
In der kalten und warmen Küche Mitteleuropas hat sich dieser Geheimtipp noch nicht wirklich durchgesetzt. Ohne das kostbare Gewürz kommt zwar kein Lebkuchen aus, denn es gibt ihm erst den typischen Geschmack, aber in Fleisch- und Gemüsespeisen fehlt normalerweise die „gesunde Prise“.
Bei meinen Besuchen in den arabischen Ländern fiel mir dieser verführerische, unnachahmliche Geschmack auf. Es ist allemal einen Versuch wert, den sonntäglichen schwäbischen Schweinebraten mit einer kleinen Brise Kardamom aufzupeppen, so wie es uns die arabische Küche vormacht, bei der Kardamom reichlich zum Einsatz kommt.
Kardamom hat einen ausgleichenden Einfluss auf Magen und Darm, er sorgt für eine gute Verdauung, beugt Blähungen vor und beruhigt den nervösen Magen. Das Kauen der kleinen Samen gibt frischen Atem, selbst eine Alkoholfahne verschwindet. Auch eine verrauchte Stimme nach einer durchzechten Nacht normalisiert sich schneller. Hilfreich ist der gekaute Kardamom nach dem Genuss von Knoblauch. Er bindet die Ausdünstungen.
Das reichlich enthaltene ätherische Öl ist für Bakterien und Pilze, die sich im Darmbereich angesiedelt haben, höchst unangenehm. Eine zusätzliche Wohltat ist die Steigerung der Magensaftsekretion und die Anregung des Gallenflusses. Deshalb wird Kardamom auch oft bei Gallenstau-Problemen medizinisch eingesetzt.
In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte man Kardamom nicht verwenden, ausgenommen in kleinen Mengen.
Das Aroma von Kardamom ist süßlich und fein – es erinnert an Zitrone. So passt Kardamom auf jeden Fall in Backwaren, Kompotte, Pudding und Kekse, aber auch zum Osterlamm oder Schweinebraten. Alle fetten Fische profitieren von seiner Würze - der Geschmack wird sanft unterstrichen. Auch das indische Currypulver enthält einen Anteil Kardamom – in dieser Form hat er sich auch schon einen Weg zu unseren Geschmacksknospen erschlossen.
In arabischen Ländern und guten Kaffeehäusern gibt es kaum einen schwarzen Kaffee, der nicht mit Kardamom verfeinert wäre. Die Araber stecken eine Schote in den Schnabel ihrer Kannen, und so hat jede Tasse den „besonderen“Geschmack. Eine Prise Pulver tut jeder Tasse Kaffee gut und macht ihn verträglicher. Rezepte Kardamom-Genusstee: 8 grüne Kardamomkapseln in einem Mörser zerstoßen und in einen Topf geben. Die Schale einer unbehandelten Zitrone abschälen und dazugeben. Mit einem Liter kochendem Wasser übergießen und etwa 10 Min. auf kleiner Flamme ziehen lassen. 1 ½ Esslöffel schwarzen oder grünen Tee in eine Teekanne geben, mit dem heißen Kardamom-Wasser übergießen und weitere 3-5 Min. ziehen lassen. Abseihen und mit Milch und Honig servieren.
Kardamom-Tinktur: 10 grüne Kardamomkapseln im Mörser grob zerreiben, mit ¼ Liter hochprozentigem Alkohol aufgießen und 3 Wochen verschlossen in der Wärme stehen lassen. Passt als Würze in verschiedene Speisen, ist aber auch eine Verdauungshilfe, die man tropfenweise zum Essen einnimmt. Magenempfindliche Menschen, die auch unter Gallenbeschwerden leiden, sollten während des Essens 20-30 Tropfen Tinktur, gerne auch verdünnt mit etwas Wasser, zu sich nehmen.