Notgrabungen in Auf Lett in Nendingen
Im Jahr 2007 wurden der Kriminalpolizei in Tuttlingen menschliche Schädel gemeldet, die Kinder im Aushub einer Baugrube im Neubaugebiet „Auf Lett“in Nendingen entdeckt hatten. Die Gräber gehörten zu einem frühmittelalterlichen Bestattungsplatz aus dem siebten Jahrhundert. Die Archäologische Denkmalpflege wurde eingeschaltet. Zahlreiche Gräber zerstört Schon seit den 1980er Jahren ist bekannt, dass sich in dem Bereich „Auf Lett“ein merowingerzeitlicher Friedhof befindet. Doch beim Ausheben der Baugrube in der Schorenstraße 36 im Jahr 2007 wurden zahlreiche Gräber zerstört, bevor die Denkmalpflege informiert wurde, so Stefanie Paprotka, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart. Bei der daran anschließenden Notgrabung konnten noch zehn Bestattungen in acht Grabgruben dokumentiert werden. Einige waren vom Bagger bereits angeschnitten oder weitgehend zerstört worden. Als Grabbeigaben fanden sich Gürtelgarnituren aus Eisen, Sax und Pfeilspitze. Die schriftliche Dokumentation der Ausgrabungen befindet sich in Freiburg. „Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Grundstücke inzwischen unkontrolliert bebaut ist“, schließen Jutta KlugTreppe und Joachim Wahl vom Landesamt für Denkmalpflege in ihrem Beitrag. Die sterblichen Überreste der Toten lagern heute im Zentralen Fundmagazin in Rastatt. Im dortigen Archäologischen Landesmuseum sind auch die Kleinfunde der Grabung archiviert: drei Kartons mit Metall von Waffenteilen sowie etwas Keramik, erklärt Martin Kemkes vom Landesmuseum. Als „relativ unspektakulär“stuft er diese Fundstücke ein. Das sei wohl auch der Grund, warum diese noch nie für eine Ausstellung angefragt worden seien – was aber theoretisch möglich sei. Mangelnde Dokumentation führt zu Quellenverlusten Das Fazit der Denkmalpfleger lautet: Der frühmittelalterliche Bestattungsplatz „Auf Lett“zeigt deutlich, wie groß der Verlust an archäologischen Quellen ist, „wenn bei Baumaßnahmen trotz Auflagen der Archäologischen Denkmalpflege Grabfunde undokumentiert zerstört werden.“Umso erfreulicher sei es, dass in letzter Minute durch Notgrabungen Gräber für die wissenschaftliche Auswertung gerettet werden konnten. (sz/iw)