Auf dem Heuberg gibt es viele weiße Flecken
Ist-Zustand der Mobilfunkversorgung ermittelt – Landkreis will nicht abgehängt werden
TUTTLINGEN - Der Landkreis Tuttlingen soll in Zukunft in Sachen Mobilfunkversorgung nicht abgehängt werden. Doch mit der anstehenden Versteigerung der 5G-Lizenzen an die Mobilfunkbetreiber besteht die Gefahr, dass der ländliche Raum zu unattraktiv für Investitionen ist und eine Unterversorgung droht. Dem will der Landkreis mit dem Projekt „Digitaler Landkreis Tuttlingen“entgegenwirken.
Die 5G-Technologie soll für Zukunftsthemen wie autonomes Fahren, neue Lösungen im öffentlichen Nahverkehr oder der gesundheitlichen Versorgung im ländlichen Raum neue Ansatzpunkte bieten, so war es in der Sitzungsvorlage des Ausschusses für Technik und Umwelt zu lesen. Doch bei der anstehenden Versteigerung der 5G-Lizenzen würden die künftigen Netzbetreiber nicht zu einem nationalen Roaming verpflichtet.
Nationales Roaming heißt, dass Netzbetreiber in Gegenden mit vielen Funklöchern ihre Netze auch für Kunden anderer Anbieter öffnen, die sonst in dieser Region eigentlich keinen Empfang hätten. Das bedeutet, dass Anbieter nicht mehr verpflichtet sind, in dünn besiedelten Gegenden eine Komplettversorgung bereitzustellen. Das wiederum könnte im ländlichen Raum zu einer Unterversorgung führen.
Um dem vorzubeugen, ermittelt die Hochschule Furtwangen, die das Digitalprojekt begleitet, derzeit den Ist-Zustand im Landkreis. Konkret heißt das: Wo gibt es noch weiße Flecken? Die gibt es laut Professor Peter Anders von der Hochschule vor allem im Bereich Mühlheim, an der B 523 zwischen Talheim und Tuttlingen sowie im Bäratal. „Der westliche Heuberg steht relativ gut da, der östliche Heuberg hat die großen Probleme“, fasste Anders zusammen.
Allerdings seien die Bewertungen, die sie bislang vorgenommen haben, nur auf der Basis öffentlich zugänglicher Daten erfolgt, weil „die Mobilfunkanbieter ihre Daten nicht herausgeben“. Daher müsse man noch vor Ort Messungen vornehmen. Dann soll für jede Kommune ein Steckbrief erstellt werden, in dem der Bedarf vor Ort dargestellt wird.
Grundsätzlich, führte Anders weiter aus, seien in den weißen Flecken schon Masten da, die jedoch nicht mit der aktuellen 4G-Technik bestückt seien. „Ich weiß nicht warum, aber das heißt, wir brauchen nicht so viele neue Masten.“Was hingegen für ein flächendeckendes 5G-Netz notwendig werde, seien mehr Antennenstandorte, auch innerorts. „Alle 500 bis 600 Meter wird ein Funkstandort nötig“, so Anders. Mögliche Standorte seien Straßenlaternen, Ampeln, Parkautomaten oder Gebäude. Sorge wegen Strahlung Gerhard Minder (CDU) fragte, wie groß solche Antennen seien. „Je größer sie sind, umso größer wird der Widerstand aus der Bürgerschaft sein.“Da müsse man sicherlich Überzeugungsarbeit leisten. Und auch Isabella Kustermann (Freie Wähler) hatte „Bedenken wegen der Strahlen“. Anders sagte: „Zu den Strahlungen kann und will ich nichts sagen, das ist ein nebulöser Bereich, in dem nichts wissenschaftlich erwiesen ist.“Relevant werde die Frage nach den Standorten vor allem innerorts. Aber man werde die Antennen auch sicherlich nicht „auf Kinderwagenhöhe“anbringen.
Als nächstes will sich der Kreis um weitere Fördermittel in Höhe von 100 000 Euro im Rahmen des Förderwettbewerbs „Digitale Zukunftskommune@bw“bewerben, die für die Umsetzung der Digitalstrategie benutzt werde sollen. Dem stimmte der Kreisausschuss einstimmig zu.