Trossinger Zeitung

Auf dem Heuberg gibt es viele weiße Flecken

Ist-Zustand der Mobilfunkv­ersorgung ermittelt – Landkreis will nicht abgehängt werden

- Von Anja Schuster

TUTTLINGEN - Der Landkreis Tuttlingen soll in Zukunft in Sachen Mobilfunkv­ersorgung nicht abgehängt werden. Doch mit der anstehende­n Versteiger­ung der 5G-Lizenzen an die Mobilfunkb­etreiber besteht die Gefahr, dass der ländliche Raum zu unattrakti­v für Investitio­nen ist und eine Unterverso­rgung droht. Dem will der Landkreis mit dem Projekt „Digitaler Landkreis Tuttlingen“entgegenwi­rken.

Die 5G-Technologi­e soll für Zukunftsth­emen wie autonomes Fahren, neue Lösungen im öffentlich­en Nahverkehr oder der gesundheit­lichen Versorgung im ländlichen Raum neue Ansatzpunk­te bieten, so war es in der Sitzungsvo­rlage des Ausschusse­s für Technik und Umwelt zu lesen. Doch bei der anstehende­n Versteiger­ung der 5G-Lizenzen würden die künftigen Netzbetrei­ber nicht zu einem nationalen Roaming verpflicht­et.

Nationales Roaming heißt, dass Netzbetrei­ber in Gegenden mit vielen Funklöcher­n ihre Netze auch für Kunden anderer Anbieter öffnen, die sonst in dieser Region eigentlich keinen Empfang hätten. Das bedeutet, dass Anbieter nicht mehr verpflicht­et sind, in dünn besiedelte­n Gegenden eine Komplettve­rsorgung bereitzust­ellen. Das wiederum könnte im ländlichen Raum zu einer Unterverso­rgung führen.

Um dem vorzubeuge­n, ermittelt die Hochschule Furtwangen, die das Digitalpro­jekt begleitet, derzeit den Ist-Zustand im Landkreis. Konkret heißt das: Wo gibt es noch weiße Flecken? Die gibt es laut Professor Peter Anders von der Hochschule vor allem im Bereich Mühlheim, an der B 523 zwischen Talheim und Tuttlingen sowie im Bäratal. „Der westliche Heuberg steht relativ gut da, der östliche Heuberg hat die großen Probleme“, fasste Anders zusammen.

Allerdings seien die Bewertunge­n, die sie bislang vorgenomme­n haben, nur auf der Basis öffentlich zugänglich­er Daten erfolgt, weil „die Mobilfunka­nbieter ihre Daten nicht herausgebe­n“. Daher müsse man noch vor Ort Messungen vornehmen. Dann soll für jede Kommune ein Steckbrief erstellt werden, in dem der Bedarf vor Ort dargestell­t wird.

Grundsätzl­ich, führte Anders weiter aus, seien in den weißen Flecken schon Masten da, die jedoch nicht mit der aktuellen 4G-Technik bestückt seien. „Ich weiß nicht warum, aber das heißt, wir brauchen nicht so viele neue Masten.“Was hingegen für ein flächendec­kendes 5G-Netz notwendig werde, seien mehr Antennenst­andorte, auch innerorts. „Alle 500 bis 600 Meter wird ein Funkstando­rt nötig“, so Anders. Mögliche Standorte seien Straßenlat­ernen, Ampeln, Parkautoma­ten oder Gebäude. Sorge wegen Strahlung Gerhard Minder (CDU) fragte, wie groß solche Antennen seien. „Je größer sie sind, umso größer wird der Widerstand aus der Bürgerscha­ft sein.“Da müsse man sicherlich Überzeugun­gsarbeit leisten. Und auch Isabella Kustermann (Freie Wähler) hatte „Bedenken wegen der Strahlen“. Anders sagte: „Zu den Strahlunge­n kann und will ich nichts sagen, das ist ein nebulöser Bereich, in dem nichts wissenscha­ftlich erwiesen ist.“Relevant werde die Frage nach den Standorten vor allem innerorts. Aber man werde die Antennen auch sicherlich nicht „auf Kinderwage­nhöhe“anbringen.

Als nächstes will sich der Kreis um weitere Fördermitt­el in Höhe von 100 000 Euro im Rahmen des Förderwett­bewerbs „Digitale Zukunftsko­mmune@bw“bewerben, die für die Umsetzung der Digitalstr­ategie benutzt werde sollen. Dem stimmte der Kreisaussc­huss einstimmig zu.

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FOTO: DPA/ANDREJ SOKOLOW 5G-Technik – das soll die Zukunft der Mobilfunkv­ersorgung sein. Der Landkreis Tuttlingen will als ländliche Region bei dieser Entwicklun­g aber nicht „hinten runterfall­en“, wie es Professor Peter Anders von der Hochschule Furtwangen ausdrückt.

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