Vom Winde verweht
Der Pole Kubacki gewinnt das Zufallsskispringen
SEEFELD (SID) - Wie begossene Pudel standen Karl Geiger und Markus Eisenbichler im Schneeregen, während der völlig perplexe Weltmeister Dawid Kubacki auf den Schultern seiner Teamkollegen zur Ehrenrunde aufbrach: In dem einer WM-unwürdigen Chaosspringen von der Seefelder Normalschanze sind die deutschen Ski-Adler ausgebremst worden und ohne Medaille geblieben.
„Gerecht war da nix mehr“, sagte Geiger, der nach einem unvermeidbaren Absturz von Platz zwei auf 18 Trost bei seinen Eltern suchte: „Ich war hier zwei km/h langsamer als die anderen. Das ist schon unfair. Bei dem Wetter kannst du gar nichts machen, die Spur wurde von Springer zu Springer langsamer. Aber sie wollten es unbedingt durchziehen.“
Der 26-Jährige hatte bei teils starkem Rückenwind und Dauerschneefall, der die Anlaufspur zu einer stumpfen Farce machte, wie andere Stars nicht den Hauch einer Chance. Der nach dem ersten Durchgang führende Japan-Überflieger Ryoyu Kobayashi landete nur auf Platz 14. Sieger Kubacki war zur Halbzeit noch 27., die 2000 Zuschauer erlebten eine Lotterie. Eisenbichler, bei den beiden Springen in Innsbruck Doppelweltmeister im Einzel und Team, war im ersten Durchgang verblasen worden, schaffte es aber immerhin noch von Platz 25 auf sieben. „Das waren schwierige Bedingungen, brutal hart. Ich hab es im ersten Durchgang vergeigt, aber bei diesen Verhältnissen war nicht mehr drin“, sagte der 27-Jährige, fand aber: „Unfair war es nicht.“
Kubacki setzte sich mit Sprüngen auf 93 und 104,5 Meter (218,3) knapp vor Landsmann Kamil Stoch (215,5) und Titelverteidiger Stefan Kraft aus Österreich (214,8) durch. „Damit hätte ich nie gerechnet“, sagte Kubacki. Bester Deutscher war Richard Freitag als Fünfter vor Stephan Leyhe auf Rang sechs.
Getrübt war die Freude selbst bei Polens Nationaltrainer Stefan Horngacher – trotz des Doppelsiegs: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Jury das Springen bei solchen Bedingungen auf Sonntag verlegt hätte“, sagte Horngacher, Topkandidat auf die Nachfolge des scheidenden Bundestrainers Werner Schuster, im ZDF.