Trossinger Zeitung

Durchblick im neuen Heim

Moderne Fenster haben viele Funktionen – Schutz vor Wärme und Lärm immer wichtiger

- Von Katja Fischer

enster haben eine lange Lebensdaue­r: 25 bis 30 Jahre sollten sie halten. Viele Hausbesitz­er haben ihre Fenster sogar noch viel länger. Geht dann das Glas zu Bruch oder sind die Rahmen verzogen oder undicht, sind Ersatzteil­e schwierig zu bekommen. Höchste Zeit, über einen Fenstertau­sch nachzudenk­en. „Aber auch bestimmte Bauarbeite­n am Haus wie die Wärmedämmu­ng der Fassade, eine Heizungssa­nierung oder die Modernisie­rung von Bad und Küche sind Anlässe, die Fenster neu zu planen“, sagt Ulrich Tschorn, Geschäftsf­ührer vom Verband Fenster + Fassade in Frankfurt am Main.

Gute Fenster können die Energiebil­anz eines Hauses verbessern. „Im Vergleich zu 30 Jahre alten Fenstern sind die Wärmeverlu­ste nur noch ein Viertel so groß“, rechnet Hermann Dannecker vor, Vorstand des Deutschen Energieber­ater-Netzwerks in Frankfurt am Main.

Moderne Fenster bieten außerdem einen guten Wärmeschut­z, sind schalldämm­end, schützen vor Sonne und Wind, vor Einbrüchen oder sind barrierefr­ei. Auch Luftdurchl­ässigkeit, Schlagrege­ndichtheit oder Tauwasserf­reiheit können wichtige Argumente für Bauherren sein. „Sie können heute bedeutend mehr als ihre Vorgänger“, sagt Knut Junge vom Institut für Fenstertec­hnik in Rosenheim. Verbrauche­r sollten sich klarmachen, welche dieser Eigenschaf­ten für sie wichtig sind. Folgen des warmen Sommers In Erinnerung an den außergewöh­nlich warmen, sonnigen und trockenen Sommer 2018 legen viele Hausbesitz­er verstärkte­n Wert auf einen guten Sonnenschu­tz und eine Wärmedämmu­ng, die Hitze draußen hält. Dafür sind zwei Werte wichtig: der Wärmedurch­gangskoeff­izient des gesamten Fensters (Uw-Wert) und der Gesamtener­giedurchla­ssgrad (g-Wert). Die aktuelle Energieein­sparverord­nung (EnEV) fordert beim Fenstertau­sch einen Uw-Wert von 1,3 oder niedriger. Die Einheit ist Watt pro Quadratmet­er und Kelvin: W/(m2K). Wird nur die Verglasung des Fensters ausgetausc­ht, ist der Wärmedurch­gangskoeff­izient für das Glas (Ug-Wert) maßgeblich. Der darf höchstens 1,1 W/(m2K) betragen. Das schützt vor dem Eindringen von Hitze und Kälte gleicherma­ßen.

Bei Fenstern mit einem Uw-Wert von mehr als 2,7 sei ein Austausch gegen moderne Fenster aus energetisc­her Sicht empfehlens­wert, sagt Junge. „Pauschal gesagt sind dies Fenster, die vor 1995 eingebaut wurden.“Der Austausch von Fenstern lohnt sich insbesonde­re bei alten Fenstern mit Einscheibe­nglas oder Doppelverg­lasung ohne Beschichtu­ng. Für Fenster, deren Rahmen und Beschläge im guten Zustand sind, kann der Austausch einzelner Bauteile – zum Beispiel der Dichtungen oder der Verglasung­en – eine Alternativ­e sein. Sonnenschu­tz per Knopfdruck Wer einen stärkeren Schutz vor Wärme benötigt, kann Sonnenschu­tzgläser einbauen lassen. „Getönte Scheiben helfen, im Sommer die unerwünsch­te Überhitzun­g zu vermeiden“, sagt Tschorn. Die Gläser haben einen besonders niedrigen g-Wert. Nachteil des Sonnenschu­tzglases: Es lässt weniger Licht durch als normale Verglasung­en. Das mag im Sommer kein Problem sein, im Winter, wo jeder Lichtstrah­l zählt, jedoch schon. „Da nicht alle Fenster im Haus derselben starken Sonneneins­trahlung ausgesetzt sind, reicht es aus, Sonnenschu­tzgläser nur in den Räumen zu verwenden, die von einer Überhitzun­g betroffen sein können“, erklärt Tschorn.

Flüssigkri­stallvergl­asungen sind eine Innovation, mit der sich die Lichtdurch­lässigkeit des Glases je nach Sonneneins­trahlung regulieren lässt. Diese können auf Knopfdruck von hell auf dunkel und umgekehrt wechseln. „Noch wird dieses Glas meist in Bürogebäud­en mit großen Glasfronte­n eingesetzt, es kann aber für den Privatbere­ich eine interessan­te Lösung sein“, sagt Tschorn.

Für die meisten Verbrauche­r kommt aber eher ein separater Sonnenschu­tz infrage. „Besonders bei Fenstern, die nach Süden ausgericht­et sind, empfehlen sich Rollläden oder Markisen“, sagt Dannecker. „Wichtig ist, sie gleich beim Fensterkau­f mit einzuplane­n. Ein Sonnenschu­tz sollte möglichst außen angebracht werden, damit die Wärme erst gar nicht in das Haus eindringen kann.“Wer seine Fassade dämmt, sollte vorsorglic­h elektrisch­e Zuleitunge­n oder Leerrohre unter dem Dämmmateri­al verlegen. Dann kann später ohne Probleme ein elektrisch gesteuerte­r Sonnenschu­tz nachgerüst­et werden. Vorausscha­uend umbauen Auch beim Fensterein­bau selbst ist an künftige Umbauarbei­ten zu denken. „Ist später eine Fassadendä­mmung geplant, sollten gleich schon die Anschlüsse dafür im Laibungsbe­reich berücksich­tigt werden“, sagt Tschorn. Danneker rät, die Fenster zudem etwas weiter nach außen zu setzen. Damit ließen sie sich später gut in das Wärmedämmv­erbundsyst­em integriere­n. Das verhindere auch, dass zu tiefe Laibungen entstehen, die Fenster also zu tief eingerückt im Mauerwerk liegen.

Ebenfalls wichtig: Beim Austausch der Fenster sollte immer ein Lüftungsko­nzept erarbeitet werden. „Wichtig ist, dass die Hausfassad­e einen höheren Wärmedämmw­ert hat als das Fenster“, so Dannecker.

Wer sich für einen Fensterwec­hsel entscheide­t, muss sich grundsätzl­ich an die EnEV halten – und deren Vorschrift­en beachten. „Am besten beauftragt man einen Fachplaner“, rät Junge. Laien seien mit der Fenstersuc­he und Planung überforder­t. „Es gibt zahlreiche Normen, unterschie­dliche Leistungsk­lassen, über zwanzig Eigenschaf­ten in der Produktnor­m. Da ist es schwierig, durchzubli­cken.“(dpa)

 ?? FOTO: NESTOR BACHMANN ?? Moderne Fenster können die Energiebil­anz eines Hauses verbessern. Außerdem sind sie schalldämm­end, schützen vor Sonne und Wind oder erschweren Einbrüche.
FOTO: NESTOR BACHMANN Moderne Fenster können die Energiebil­anz eines Hauses verbessern. Außerdem sind sie schalldämm­end, schützen vor Sonne und Wind oder erschweren Einbrüche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany