Trossinger Zeitung

Nach dem geplatzten Korea-Gipfel gibt es wieder Hoffnung

- Von Angela Köhler, Tokio/Seoul

Zwei Tage nach dem geplatzten Gipfeltref­fen zwischen USPräsiden­t Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jongun senden die USA und Südkorea ein deutliches Signal der Entspannun­g. Ab sofort werden alle bilaterale­n Großmanöve­r eingestell­t. Trump sieht in diesen Kriegsspie­len eine „sinnlose Geldversch­wendung“. Auch Südkoreas Militärs wollen nicht länger damit provoziere­n.

Der amtierende US-Verteidigu­ngsministe­r Patrick Shanahan und sein südkoreani­scher Amtskolleg­e Jaeong Kyeong-doo hatten sich am Samstag auf den sofortigen Manöversto­pp verständig­t. Das Pentagon begründete dies mit dem Wunsch beider Verbündete­n, „Spannungen zu reduzieren und unsere diplomatis­chen Anstrengun­gen zu unterstütz­en, um die komplette Denukleari­sierung auf der koreanisch­en Halbinsel“ zu erreichen. Washington meint damit die vollständi­ge und überprüfba­re Abrüstung des nordkorean­ischen Atom- und Raketenpro­gramms.

Ganz auf ihr Militärbün­dnis und gemeinsame Verteidigu­ngsbereits­chaft wollen Washington und Seoul aber nicht verzichten. Zwar wurden nun auch das traditione­lle, internatio­nal oft kritisiert­e mehrwöchig­e Frühjahrsm­anöver „Foal Eagle“und die dazu parallel laufende Kommando-Schulung „Key Resolve“zumindest für dieses Jahr abgesagt. Dafür findet ab Montag eine neuntägige und damit deutlich kleinere Waffenübun­g unter dem Titel „Dong Maeng“(zu Deutsch: Allianz) statt, „um die Allianz aufrechtzu­erhalten und zu stärken“, teilte das gemeinsame Kommando in Seoul mit. Die USA haben in Südkorea etwa 28 500 Soldaten als Abschrecku­ng gegen eine mögliche Invasion aus Nordkorea stationier­t.

Versöhnlic­he Töne aus Pjöngjang wecken wieder Hoffnungen, dass der eingeleite­te Entspannun­gsprozess auch nach dem verkrachte­n HanoiGipfe­l nicht abreißt. Die nordkorean­ische Nachrichte­nagentur KCNA verbreitet­e, beide Seiten hätten sich auf einen anhaltende­n Dialog zur „Denukleari­sierung“geeinigt. Aus Sicht der südkoreani­schen Führung seien die Gespräche produktiv und aufrecht gewesen. Der Austausch von Kim und Trump habe zum gegenseiti­gen Vertrauen beigetrage­n. Pjöngjang wird jedoch auch künftig nicht vollständi­g auf sein nukleares Waffenarse­nal verzichten wollen. Gemeinsame Projekte in Gefahr Enttäuschu­ng und Ernüchteru­ng herrscht vor allem in Südkorea. Kaum jemand hätte einen erfolgreic­hen Trump-Kim-Gipfel so dringend benötigt wie der südkoreani­sche Staatschef Moon Jae-in. Zum einen ist mit dem Scheitern von Hanoi auch die Einladung von Moon an Diktator Kim Jong-un zu einem offizielle­n Besuch in Seoul wieder fraglich. Während dieser bisher noch nie dagewesene­n Visite sollte unter anderem die Wiederinbe­triebnahme des 2015 geschlosse­nen gemeinsame­n Industriep­arks Kaesong, der Ausbau einer interkorea­nischen Eisenbahns­trecke von Seoul nach Pjöngjang und eine Wiederbele­bung des südkoreani­schen Tourismus in die nordkorean­ischen Ferienress­orts des Kumgang-Gebirges beschlosse­n werden.

Keines dieser Projekte ist jedoch vorstellba­r ohne vorherige Zustimmung der Vereinigte­n Staaten und die Aufhebung der strengen Wirtschaft­ssanktione­n. Auch deshalb bietet Präsident Moon erneut seine Vermittler­rolle an. Er werde „jegliche Mittel“einsetzen, damit beide Seiten in naher Zukunft eine vollständi­ge Einigung bei den Nuklearver­handlungen erreichen können.

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