An die Kärren, fertig, los!
23 Paare liefern sich heiße Duelle beim Kärrelerennen – Bürgermeister macht Boxenstopp
WURMLINGEN - Die Narretei ist am Freitagabend in Wurmlingen sportlich dahergekommen. Atemlos durch die Nacht war dabei die Devise: Bei der Narrenzunft ging ihr traditionelles Kärrelerennen vor dem Narrenschopf über die Bühne. Ausgerechnet in der Daimlerstraße, obwohl bei diesem Wettbewerb nichts motorisiert ist.
Die Fahrzeuge sind einrädrige Schubkarren, einst in einer ganzen Serie gebaut vom unvergessenen Zunftvize Jürgen Benk. Und gesetzt wird auf Ausdauer und Schubkraft der Anschieber sowie auf ein bisschen Mut der Passagiere: Ganz sicher ist für die Hexen, die wie als Galionsfiguren auf den Schubkarren daherkommen, die Chose nicht immer. So kurz vor dem mit rosaroter Kreide gemaltem Zielstrich kommt gelegentlich ein Anschieber ins Schlingern. Schließlich ist in „vollem Ornat“, also mit Häs, Maske und bis zu fünf Kilogramm schwerem Geschell, das Rennen durchaus pulsbeschleunigend.
Aber die Stürze endeten auch diesmal glimpflich. Nicht einmal Trostpflästerchen wurden gebraucht. Diesmal war einer dabei, der da höchst vorsichtig mit seiner süßen Zuladung umging. Fabian Weber hatte auf dem extra mit bunten Luftballons dekorierten Schubkarren mit Martina Aberle seine Braut platziert. Im April soll geheiratet werden. Da war Vorsicht die Mutter der Porzellankiste bei dieser närrischen Liebeserklärung.
Mit Ehrgeiz zur Sache Fast alle anderen der insgesamt 23 Paare gingen das Rennen ehrgeiziger an und versuchten über die angeblich 75 Meter lange Strecke superschnell zu sein. Nur im Prominentenrennen mit mindestens zwei Großkopfeten lief es wieder einmal etwas anders. Da stellte sich traditionsgemäß der Schultes einem Herausforderer. Und Bürgermeister Klaus Schellenberg weiß aus langjähriger Erfahrung, wie hier der Hase läuft. Da er gerade von den Narren abgesetzt ist, haben diese das Sagen und haben Regeln nach eigenem Gutdünken. So hatte er nicht den Hauch einer fairen Chance. Diesmal war das von vornherein sonnenklar. Der auswärts in Weilheim residierende Wurmlinger Zunftmeister Klaus Wittkopf würde den Herausforderer Jochen Arno, seinen eigenen Schultes aus Rietheim-Weilheim, bevorzugen.
Schaulaufen der Schultes Trotzdem konnte Schultes Schellenberg zumindest ein gewisses Schaulaufen inszenieren. Er legte mit Wittkopfs Tochter Marina als Copiloten einen Blitzstart hin und hängte den Kollegen Arno – mit Miriam Wittkopf – zumindest bis zum Narrenschopf ab. Vor dem Narrenschopf kam Schellenbergs geplanter Boxenstopp zum Anstoßen mit dopingunverdächtigem „Gold unsrer Heimat“, um danach wenigstens zeitgleich mit dem Herausforderer die letzten zehn Meter des Rennens zu beenden. Ob die Zeit von 1.05.55 Minuten gestoppt oder einfach närrisch geschätzt war, ist angesichts der Zahlenkombination offen. Das Rennen war indes nicht nur Riesengaudi für Teilnehmer und Zuschauer. Die Spenden der Sponsoren sollen dem Förderverein der Konzenbergschule zugute kommen.
Weitere Fotos gibt es im Internet unter: www.schwäbische.de/ rietheim-weilheim