Trossinger Zeitung

Der Herr steht mit Heiterkeit zur Seit’

Messe für die Narren – Pfarrer Schulz befasst sich in Predigt mit städtische­m Farbenspie­l

- Von Verena Parage

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Als allzu närrischer Typ ist Pfarrer Andreas Schulz eigentlich nicht bekannt. Trotzdem meistert er die Messe für Narren wieder mit Bravour – und sorgt für viele Lacher bei den Gottesdien­stbesucher­n.

Für Pfarrer Schulz beginnt der Gottesdien­st mit einem Aufatmen. „Der Einzug hat schon einmal geklappt“, sagt er, und das Eis ist gebrochen. Da ist der Narrenmars­ch gerade verklungen, gespielt von der Schwenning­er „Harmonie“, und die Honoratior­en haben ihren Platz in der ersten Reihe eingenomme­n. Deren Zahl hält sich am Sonntag indes in Grenzen: Neben Oberbürger­meister Jürgen Roth nimmt von der Spitze der Narren lediglich Zunftmeist­er Lutz Melzer, unterstütz­t von drei Damen, teil.

Sangesstar­k sind sie offenbar dennoch. So leitet Diakon Christian Feuerstein, der die Messe mitgestalt­et, den Kanon „Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn“mit einem Gedicht ein. „Zum Gloria singt fleißig mit, unserem Herrgott, des wird ein Hit“, reimt Feuerstein und teilt die „Vau Ih Pees“, also die VIPs in der ersten Reihe, als eigene Gruppe ein. Das klappt aber genauso wie das folgende Lied mit Bewegungen, auf das sich die Narren und die anderen Gottesdien­stbesucher einlassen.

„Das kann man natürlich nicht im Hocken machen“, kündigt Pfarrer Schulz an. Stattdesse­n müssen die Kirchgänge­r bei jedem Refrain in die Hocke gehen, sich strecken und drehen. Auch das sorgt für Stimmung in St. Franziskus. Allerdings ist es natürlich die Predigt, die alle mit Spannung erwarten. Dieses Jahr ist wieder Andreas Schulz dran. „Ja, es ist mal wieder Zeit, um in ausgelasse­ner Heiterkeit der Fasnet ihren Tribut zu zollen“, erklärt er. Heiterkeit ist freilich angesagt, und als die „Harmonie“das Schwenning­er Narrenlied anstimmt, da wird es erst recht heiter im Gotteshaus. Mit dem Refrain dieses „Hohelied der Fasnet“lockern die Musiker immer wieder die ohnehin lockere Predigt auf. Roth düpiert die Schwarzen Als Nächstes wagt sich Pfarrer Andreas Schulz dennoch an den Ernst des Lebens: die Kommunalpo­litik. Ein „Weiter so“ist in der Stadt dank des neuen Oberbürger­meisters ja nicht möglich, meint er. Nun regiere ein Rot(h)er VS. Angesichts dessen schauten „die Schwarzen“düpiert – denn das müsste doch eigentlich einer von ihnen sein, oder? Der neue Rathaus-Chef hat es nun mit der Frage zu tun: Wie gewinnt man die Roten, Gelben und Grünen? Da heiße es jetzt, die Stadt zu erkunden – zumal an der Fasnet in Schwenning­en ja noch Blaue dazukämen.

Gedanken macht sich der Geistliche derweil auch über die Digitalisi­erung an den Schulen. Denn wenn die Kleinen nur noch „hocken, glotzen, Tasten drücken“anstatt selbst zu schreiben, dann würden sie mit der Zeit verkümmern. Trotz solcher trüben Aussichten endet Schulz’ Predigt versöhnlic­h. „Das Gute im Menschen gilt’s zu heben“, ermuntert er.

Bei den Fürbitten erhält er dann Unterstütz­ung von den Scheinheil­igen aus Tuningen, OB Roth und Zunftmeist­er Melzer. Fasnet verbindet eben – das zeigt sich auch beim „Vater unser“, zu dem sich alle Gottesdien­stbesucher an den Händen halten. Zum Ende der Messe für Narren wird es dann noch einmal unfreiwill­ig komisch. Natürlich steht das Schwenning­er Narrenlied zum Abschluss auf dem Programm. Allein, die „Harmonie“fängt nicht an zu spielen.

Erst einmal treffen sich die Besucher beim Stehempfan­g hinter St. Franziskus. Dort beweist die „Harmonie“, dass sie einsatzfre­udig ist.

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FOTO: PARAGE In Bewegung: Selbst die Honoratior­en müssen während der Narrenmess­e in die Knie gehen. OB Jürgen Roth (von rechts), Zunftmeist­er Lutz Melzer, dessen Frau Eva und Tochter Fabienne machen brav mit.

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