Die Vermischung von Asche und Wasser ist nun tabu
Auswirkungen auf christlichen Brauch nach Verätzungen im vergangenen Jahr
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Die Wunden bei den Betroffenen dürften größtenteils geheilt sein, doch der Vorfall aus dem vergangenen Jahr hat weiterhin Auswirkungen: Nach den Verätzungen mit dem Aschekreuz in Weilersbach gelten für den christlichen Brauch in diesem Jahr besondere Regeln.
Am kommenden Mittwoch ist es wieder so weit: Mit einem Gottesdienst zur Eröffnung der 40-tägigen Fastenzeit wird der Aschermittwoch gefeiert. Das zentrale Symbol dieses Tages ist dabei die Asche, die als Zeichen der Vergänglichkeit gesehen wird. Wie üblich wird während der heiligen Messen traditionell ein Aschekreuz auf die Stirn der Gottesdienstbesucher gezeichnet, um damit die Bereitschaft zur Umkehr und zu einem Neubeginn zu bekunden.
Im vergangenen Jahr ging dabei etwas schief. Was war passiert? In der St. Hilariuskirche in Weilersbach schritt Pfarrer Alexander Schleicher an diesem Tag wie üblich zur Tat. Er strich mit der Asche über die Stirn der Gläubigen. Doch dies blieb nicht ohne Folgen: Bei Dutzenden Besuchern und auch dem Pfarrer selbst traten Verätzungen und damit leichte Verletzungen auf. Erklären konnte sich diesen Zwischenfall zu diesem Zeitpunkt niemand. Schleicher erklärte, die Asche sei wie üblich aus den verbrannten Palmen- oder Buchsbaumzweigen gewonnen, die anschließend mit Wasser gemischt und aufgetragen wird. So würde sie besser auf der Stirn der Gläubigen halten.
Wie liefen die Ermittlungen? Der Pfarrer war nach den weitreichenden Folgen selber zur Polizei gegangen und hatte dabei auch den Topf mit der Asche abgegeben. Während von den betroffenen Gottesdienstbesuchern niemand einen Strafantrag gegen Schleicher stellte, nahmen sich die Ermittlungsbehörden der Ursachenfindung an. Hierzu wurde die Asche in ein Labor des LKA Baden-Württemberg gebracht. Dabei stellten die Experten fest, dass es beim Vermischen von Asche und Wasser zu einer chemischen Reaktion gekommen war, wobei eine alkalische Lösung entstand, die zu Verätzungen führen kann. Problem sei insbesondere gewesen, dass für die Vermischung Quellwasser genutzt wurde. Andere Stoffe, die für die Verätzung in Frage kommen könnten, wurden bei der Analyse nicht festgestellt.
Zuvor hatte bereits die Bundesgütegemeinschaft Holzaschen auf die Gefahr bei der Vermischung von Asche mit Wasser hingewiesen. Was sind die Folgen? Die Erzdiözese Freiburg reagierte nach der Veröffentlichung der Laborergebnisse unverzüglich. „Die Erzdiözese hat nach dem Vorfall das explizite Verbot ausgesprochen, zur Verteilung des Aschekreuzes Asche mit Wasser zu vermischen“, erklärt Michael Hertl, Pressesprecher der Erzdiözese.
Die entsprechende Verordnung wurde bereits im vergangenen Jahr im eigenen Amtsblatt kommuniziert. Demnach warnt das Erzbischöfliche Ordinariat vor „möglichen, teilweise erheblich gesundheitsgefährdenden Folgen durch den Kontakt einer Mischung aus Asche und Wasser mit menschlicher Haut“. Man nehme in Kauf, dass das Aschekreuz in der Folge nicht mehr so gut haften wird. In der Amtsblatt-Mitteilung heißt es: „Bei der Vorbereitung und Verwendung der Asche ist sorgfältigst darauf zu achten, dass eine alkalische Reaktion durch die Vermischung mit Wasser ausgeschlossen ist. Die Verwendung einer derartigen Mischung wird ausdrücklich untersagt.“ Nur ein paar Tropfen Wasser Bei der katholischen Seelsorgeeinheit in Villingen habe eine Vermischung von Asche mit Wasser ohnehin nie stattgefunden, erklärt Dekan Josef Fischer, Leiter der Seelsorgeeinheit. „Wir verwenden nur ein paar Tropfen Wasser, um die Asche zu segnen“, betont Fischer. Eine solche „Besprengung“der Asche sei weiterhin erlaubt. Und wie ist die Erzdiözese den Opfern begegnet? „Zwischen den Betroffenen und dem Pfarrer in VS gab es Gespräche, in denen sich die Parteien größtenteils gütlich geeinigt haben“, so Michael Hertl. Ansprüche, die darüber hinaus gehen würden, werden laut dem Pressesprecher durch die Versicherungen reguliert und befinden sich dort in der Abwicklung.