Trossinger Zeitung

Mühlheimer bekommen ihr Fett weg

Der „Sagt er“spottet mit rund 200 Müllergese­llen über Missgeschi­cke und Pannen

- Von Linda Egger

MÜHLHEIM - Wer in Mühlheim das Jahr über in ein Fettnäpfch­en getreten ist oder sich einen Fehltritt geleistet hat, der hat gute Chancen, zur Fasnet in den Spottverse­n des „Sagt er“Erwähnung zu finden. Begleitet von den jauchzende­n Tänzen und Rufen von rund 200 als Müllergese­llen verkleidet­en Mühlheimer­n hat der „Sagt er“am Montag wieder sein traditione­lles Rügespiel aufgeführt. Zum dritten Mal hat Raphael Krämer die Rolle des Vorsängers in Frack und Zylinder übernommen.

Vor dem Irionhaus hielt Krämer zum ersten Mal seinen hölzernen Stab nach oben und mahnte in gesungenen Reimversen, die Fäulnis der morschen Rathausbal­ken dürfe auf keinen Fall aufs Rathausper­sonal überspring­en.

Häufig bekommt zudem die Geistlichk­eit beim „Sagt er“ihr Fett weg – so auch in diesem Jahr. Gleich in der zweiten Strophe erinnerte Krämer an den Weggang von Pfarrer Weber nach Rottweil, wo er „nach Mühlheim lange Weil’“habe, was Pfarrer Lasi jedoch wenig kümmern dürfte, denn dieser habe ja schon eine „Marioschka-Puppe“.

Im Narromat fehlt „Mutterwitz“

Der Ablauf des Rügespiels wiederholt sich jedes Jahr aufs Neue: Der „Sagt er“steht in Frack und Zylinder inmitten seiner Müllerburs­chen – laut des traditione­llen Eröffnungs­verses „Mühlheims bester Männerchor“. Die Männer tragen weiße Hemden, ein rotes Halstuch und spezielle schwarze Mützen. Ihre Gesichter pudern sie außerdem mit Mehl ein.

Nach jeder Zeile bestätigt der Chor nickend das Gesagte mit einem lautstarke­n „Sagt er!“. Nach jeder Strophe haken sie sich unter, tanzen im Kreis und singen „Tiralalala“. Das Spiel wird an insgesamt sechs Stellen im Ort aufgeführt und wiederholt. Schmunzler trotz Sturmböen und Regenstrpi­tzer Aufgeriffe­n hat der „Sagt er“in diesem Jahr auch den „ersten internatio­nalen Narren-Automaten“, den die Mühlheimer Narrenzunf­t vor einigen Wochen aufgestell­t hat. Denn schließlic­h brauche jeder Narr Zubehör, wie etwa die „Sagt er“-Kappen. „Im Narromat fehlt es an nix / Was er nicht hat, ist Mutterwitz“, stellte Krämer mit Blick auf das beinahe vollständi­ge Sortiment fest. Schmunzler der trotz Sturmböen und Regensprit­zer zahlreiche­n Zuhörer erntete auch eine Strophe über den Stettener Maibaum, dem nach einer Sägeaktion ein Windstoß zum Verhängnis wurde.

Ebenso nahm Krämer einen Mühlheimer aufs Korn, der sich voller Vorfreude Karten für drei Konzerte gekauft hatte, um später festzustel­len, dass alle drei am selben Tag stattfinde­n.

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FOTOS: LINDA EGGER Wer in einer Sommernach­t im Kirchenbru­nnen planscht oder Olivenöl statt Schnaps ausschenkt, der kann sich des Spotts beim traditione­llen „Sagt er“-Rügespiel sicher sein.
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Die Müllergese­llen lassen sich den Spaß von Regen und Sturmböen nicht nehmen.
 ??  ?? Vor dem Mühlheimer Stadttor setzt der „Sagt er“zur ersten Runde an.
Vor dem Mühlheimer Stadttor setzt der „Sagt er“zur ersten Runde an.
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