Trossinger Zeitung

Spaichinge­n als Klinik der Akut- und Grundverso­rgung „hat keine Zukunft“

Der Spaichinge­r Grünen-Kreisrat Hermann Polzer begründet ausführlic­h seine Unterstütz­ung der Landrat-Pläne

-

SPAICHINGE­N (pm) - Der GrünenKrei­srat Hermann Polzer nimmt persönlich ausführlic­h Stellung zur Klinikdeba­tte. Für seine bisherige zurückhalt­ende Positionie­rung war er kritisiert worden. Er stellt sich klar hinter die Pläne des Kreises.

Seit zehn Jahren arbeite er im Regionalve­rband mit. Permanent würden dort Fragen der regionalen und überregion­alen Entwicklun­g, auch in der Daseinsvor­sorge wie dem Gesundheit­swesen, diskutiert. Schon vor seiner Zeit seien Ringzug und stationäre­s Hospiz der drei Landkreise auf den Weg gebracht worden. „Dieses überregion­ale Denken und vielleicht die Tatsache, selbst kein gebürtiger Spaichinge­r zu sein, prägen meine Perspektiv­e in der aktuellen Krankenhau­sdebatte.“Die öffentlich zugänglich­e Vorlage (38 Seiten) für die Sondersitz­ung des Kreistages am 7. März gebe Hintergrün­de und den Stand der Diskussion sowie die Beschlussv­orschläge wieder, so Polzer.

Das Krankenhau­s Spaichinge­n sei über Jahrzehnte selbst zum Patienten geworden. Viele Ärzte, Sachverstä­ndige, Kommunalpo­litiker und Engagierte stünden streitend um diesen Patienten herum. „„Mein Organ ist aber gesund“, „Ihr habt ihn kaputt gemacht“, „Ihr sucht Organspend­er für Eure anderen Patienten“, „Die Politik ist schuld“, „Die Gutachter sind schuld“, „So weiter machen ist Steuergeld­verschwend­ung“, „Schließen ist Verschwend­ung““Diese und viele andere Sätze würden fallen, so Polzer.

Der Wirtschaft­sstandort nördlicher Landkreis steuere eigene Therapieer­fahrungen und -erwartunge­n bei. Der Patient höre all das, aber es gehe ihm dabei nicht besser. „Das Verschiebe­n eines notwendige­n Eingriffs kuriert ihn auch nicht.“

„Als gewählter Kreisrat werde ich dem vorgeschla­genen Weg der Verwaltung folgen. Dieser erscheint mir vernünftig und zukunftsfä­hig. Sollte noch ein akzeptable­r Kompromiss­vorschlag kommen, der dem Miteinande­r dient, werde ich ihn mittragen. Mein klares Votum: Spaichinge­n als Krankenhau­s der Akut- und Grundverso­rgung mit starkem Bettenange­bot hat keine Zukunft.“Patienten seien da am besten aufgehoben, wo spezialisi­erte Mediziner gern und gut arbeiten, interdiszi­plinär und hoch profession­ell bei insgesamt guter Pflege. Chancen auch nachher Nur wenige Krankheite­n seien in Spaichinge­n noch stationär behandelt, etliche Krankheits­bilder würden auch in Tuttlingen nicht behandelt. Spezialisi­erung und Digitalisi­erung erlaubten und erzwängen ganz andere Einzugsber­eiche. Die Fachärzte (auch die Fachärzte für Allgemeinm­edizin) würden auf Jahre fehlen und Vorhandene ihre Leistung teilweise anders als frühere Hausärzte anbieten. Als ambulantes Zentrum kann der Standort Spaichinge­n eine beachtlich­e Zukunft entwickeln. (...) Die freiwerden­den Räumlichke­iten könnten sehr sinnvoll in Zukunft für die älter werdende Gesellscha­ft und für die vielen Formen der Pflege im Alter gut sein, so Polzer.

Der Patient „Spaichinge­r Krankenhau­s“habe es verdient, wieder auf die Beine zu kommen, aber er werde sich zukünftig anders bewegen. „Die Entwicklun­g der Medizin sei fantastisc­h, in manchen Bereichen auch besorgnise­rregend. Bei der technische­n Entwicklun­g kommen die menschlich­e Seite in der medizinisc­hen Versorgung und auch die sprechende Medizin zu kurz. Hier sind Ängste, Kritik und Vorwürfe berechtigt, aber sie sind nicht Gegenstand der anstehende­n Entscheidu­ng.“Das Weltzentru­m der Medizintec­hnik trage überall auf der Welt zur Verbesseru­ng der medizinisc­hen Versorgung bei, damit auch zur Spezialisi­erung und Zentralisi­erung. Das treffe mit den gesetzlich­en Vorgaben alle Regionen – auch uns.

 ?? FOTO: ARCHIV GERARDS ?? Hermann Polzer (Grüne)
FOTO: ARCHIV GERARDS Hermann Polzer (Grüne)

Newspapers in German

Newspapers from Germany