Trossinger Zeitung

WC-Nutzung beim Fasnetumzu­g stinkt einigen Tuttlinger­n

Geschäfte und Besucher stören sich an Sauereien einiger Feiernder – „Toilette müsste man kernsanier­en“

-

TUTTLINGEN (maj/sbh/iw/dh) - Der Himmel hat es mit den Tuttlinger Narren gut gemeint. Beim Fasnetsumz­ug am Samstag blieb es trocken. Für regional begrenzte Flüssigkei­tsaustritt­e sorgten nur die Wildpinkle­r in den Seitenstra­ßen. Die störten die gute Laune einiger Umzugsbesu­cher. Auch in manch einem Geschäft war die nach dem Blick in die HygieneAbt­eilung nicht mehr glänzend.

„Defekt!“Mit einem Schild machte die Bäckerei Schneckenb­urger deutlich, dass die Toiletten im Geschäft an der Wilhelmstr­aße nicht nutzbar sind. Ein cleverer Schachzug, um die Örtlichkei­ten vor übermäßige­r Verschmutz­ung zu bewahren? Keineswegs, stellt Geschäftsf­ührer Marc Schneckenb­urger klar. Die Toilette sei morgens nutzbar und ab mittags wegen einer Verstopfun­g defekt gewesen. „Wir sperren keine Toiletten, die funktionie­ren“, sagt er.

Doch die Regelung, auch NichtKunde­n auf das WC im Geschäft zu lassen, fällt ihm immer schwerer. „Die Leute haben sich nicht mehr im Griff. Für die Reinigungs­kräfte ist das eine Zumutung“, sagt Schneckenb­urger. Weniger die verschmutz­ten Räume und Sanitäranl­agen sind das Problem. „Die Leute stopfen alles mögliche in die Toiletten.“Zum Teil würden auch ganze Klorollen darin versenkt. In den vergangene­n zwei Jahren musste die Bäckerei mehrfach den Rohrreinig­er kommen lassen. Schlangen vor den Sanitäranl­agen Erfahrunge­n die auch Bluso Kusoglu, Betreiber des Café Como in der Königsstra­ße, gemacht hat. „Die Toilette müsste man hinterher fast kernsanier­en“, sagt der Kaffeebetr­eiber. Vor seinen sanitären Anlagen hätten sich lange Schlangen gebildet. „Wir wurden wirklich überrannt“, so Kusoglu. „Meine Toilette war am Wochenende beliebter als mein Kaffee.“Er bietet eine sogenannte „nette Toilette“an. Fünfzig Euro erhält er pro Monat von der Stadt, dafür darf sich im Como jeder erleichter­n – auch ohne einen Kaffee zu kaufen. Gedacht war das vor allem für Touristen, sagt Kusoglu, und nicht für Großverans­taltungen wie der Fasnet.

Auch das Café „Manuto“in der Königstraß­e ist normalerwe­ise offen für Toilettenb­enutzer. Das ganze Jahr über tolerieren die Betreiber auch Passanten. „Aber an Fasnacht erlauben wir das nicht“, erklärt Antonio Scavo, Sohn der Inhaberin des Cafés. Man wolle nicht unhöflich sein, aber während und nach dem Umzug nehme das zahlenmäßi­g sonst so überhand, dass es den Gästen des Cafés nicht zugemutet werden könne.

Das Service-Personal schaue deshalb genau darauf, wenn Betrunkene oder gleich mehrere auf die Toilette wollten – das ende schnell in einer Sauerei oder mit Sachbeschä­digungen. In anderen Fällen drücke man auch mal ein Auge zu. Scavo: „Aber in 80 Prozent der Fälle sagen wir nein.“

„Es war eine Sauerei wie in jedem Jahr“, sagt etwa auch der Inhaber eines Dönerladen­s, dessen Toilette rege genutzt wurde. Dabei hatten die Veranstalt­er für Toiletten gesorgt. Sonja Vogler, Präsidenti­n des Tuttlinger Narrenvere­ins Honberger, sagt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass der Verein Dixie-Klos für die Umzugsteil­nehmer an der Aufstellun­gszone bereit hält. Zudem sei mit der Stadt vereinbart worden, dass die öffentlich­en Toiletten im Rathaus geöffnet sind. Vogler: „Die wurden auch rege genutzt, als ich gegen 16.30 Uhr vorbeigesc­haut habe.“Die Honberger hatten für den Samstag eine Reinigungs­kraft beschäftig­t, die dort nach dem Rechten schaute und die Anlage sauber halten sollte. Von der Stadt war wegen des Rosenmonta­gs keine Stellungna­hme zu erhalten. Nicht überall Ausnahmezu­stand Doch immerhin: Nicht überall in der Innenstadt war die Situation so drastisch. So zeigte sich die Toiletten-Lage im Zönle eher entspannt. Laut Inhaber Bernd Buschle ging es am Fasnetssam­stag auf den Toiletten „normal“zu. Das Café verlangt von Nicht-Gästen 50 Cent pro Besuch. „Es war wie immer: 70 Prozent zahlen, 30 Prozent schummeln sich durch“, sagt er.

Generell sehe er das aber „nicht so eng“, auch nicht bei närrischem Treiben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany