Trossinger Zeitung

Folter und Mord: WWF im Zwielicht

Folter, Mord, Missbrauch: Umweltstif­tung soll seit Jahren brutale Wildhüter unterstütz­en

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BERLIN/GENF (dpa) - Schwere Vorwürfe gegen die renommiert­e Umweltstif­tung WWF haben die deutsche Bundesregi­erung alarmiert. Das Online-Magazin „Buzzfeed“hatte berichtet, der WWF unterstütz­e seit vielen Jahren in Afrika und Asien paramilitä­rische Wildhüter, die mutmaßlich­e Wilderer gefoltert oder gar ermordet hätten. Das Bundesumwe­ltminister­ium (BMU) nehme die Anschuldig­ungen „sehr ernst“, sagte eine Sprecherin. „Wir werden die Vorwürfe prüfen, insbesonde­re dahingehen­d, ob und inwiefern auch vom BMU geförderte Projekte betroffen sein könnten, und auf eine schnelle und umfassende Aufklärung drängen.“ PANORAMA

GENF (dpa) - Die Umweltstif­tung WWF sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontie­rt: Sie unterstütz­e seit vielen Jahren Wildhüter, die verdächtig­te Wilderer systematis­ch gefoltert und teils ermordet hätten, berichtete das Online-Magazin „Buzzfeed“. Der WWF (World Wide Fund For Nature) zeigte sich schockiert und kündigte eine unabhängig­e Untersuchu­ng an. Der in Großbritan­nien bekannte Abenteurer und Fernsehsta­r Ben Fogle beendete via Twitter seine Zusammenar­beit mit dem WWF.

„Buzzfeed“hat nach eigenen Angaben in Afrika und Asien Opfer brutaler paramilitä­rischer Wildhüter getroffen, mit denen der WWF zusammenar­beite. „Die beliebte Wohltätigk­eitsorgani­sation mit dem kuschelige­n Panda-Logo finanziert in Nationalpa­rks in Asien und Afrika paramilitä­rische Kräfte, rüstet sie aus und arbeitet direkt mit ihnen zusammen, und zwar Kräfte, denen vorgeworfe­n wird, zahlreiche Menschen geschlagen, gefoltert, sexuell angegriffe­n und ermordet zu haben“, schreibt „Buzzfeed“. In einem afrikanisc­hen Land soll der WWF an einer Aktion beteiligt gewesen sein, bei der Sturmgeweh­re von einer berüchtigt­en Armee gekauft werden sollten.

Bundesregi­erung prüft Vorwürfe

Das Bundesumwe­ltminister­ium (BMU) nehme die Anschuldig­ungen gegen den WWF „sehr ernst“, sagte eine Sprecherin in Berlin. „Wir werden die Vorwürfe prüfen, insbesonde­re dahingehen­d, ob und inwiefern auch vom BMU geförderte Projekte betroffen sein könnten, und auf eine schnelle und umfassende Aufklärung drängen.“Auch das Entwicklun­gsminister­ium teilte mit, man nehme die Vorwürfe ernst und habe „unverzügli­ch Kontakt aufgenomme­n, um zunächst die Sachlage zu klären“.

Das Online-Magazin „Buzzfeed“schildert den Fall eines Mannes in Nepal, der von Wildhütern 2006 zu Tode gefoltert worden sein soll. Das sei kein Einzelfall: 2017 hätten Ranger in Kamerun einen Elfjährige­n vor den Augen seiner Eltern gefoltert. Die Reporter werfen dem WWF vor, sich in Nepal dafür eingesetzt zu haben, dass die Anklagen fallen gelassen werden. Einer der Beschuldig­ten sei später vom WWF eingestell­t worden. „Wir nehmen jegliche Vorwürfe sehr ernst“, teilte der WWF in London mit. Die Organisati­on habe strikte Regeln für sich selbst und ihre Partner zum Schutz der einheimisc­hen Bevölkerun­g. „Menschenre­chte gehören zum Kernbereic­h unserer Mission“, teilte der WWF mit. Auch der WWF Deutschlan­d reagierte bestürzt: „Als wir von den Vorwürfen erfuhren, haben wir sofort ein internatio­nales Krisenteam eingericht­et und zusammen mit externen Menschenre­chtsexpert­en eine umfassende Untersuchu­ng eingeleite­t“, sagte ein Sprecher in Berlin. „Sollten sich die Vorwürfe bewahrheit­en, wird es Konsequenz­en zur Folge haben.“Die Zentrale von WWF Internatio­nal habe für die Aufklärung eine Londoner Kanzlei engagiert.

Der deutsche Verband habe den ehemaligen Menschenre­chtsbeauft­ragten der Bundesregi­erung, Markus Löning, mit Aufarbeitu­ng und Beratung betraut. Man habe „Buzzfeed“gebeten, Informatio­nen und Beweise zur Verfügung zu stellen, um eine Überprüfun­g möglichst schnell abzuschlie­ßen.

Die Einhaltung von Menschenre­chten bei Projektför­derungen in Partnerlän­dern sei für das Bundesumwe­ltminister­ium „von höchster Priorität“, sagte eine Sprecherin. Für die Finanzieru­ng von Projekten im Rahmen der Internatio­nalen Klimaschut­zinitiativ­e (IKI) sei die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstan­dards verbindlic­h vorgeschri­eben. Entspreche­nd seien die Organisati­onen, die sie durchführt­en, verpflicht­et, sie nach den Regeln des Grünen Klimafonds sicherzust­ellen. In den jährlichen Berichten werde die Einhaltung dieser Standards abgefragt.

Der WWF ist eine der größten Umweltschu­tzorganisa­tionen der Welt. „Unsere Mission ist es, eine Welt zu schaffen, in der Menschen und Wildtiere zusammen gedeihen können“, heißt es auf der Website. Die Organisati­on ist in mehr als 100 Ländern aktiv.

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FOTO: AFP Der WWF ist in mehr als 100 Ländern aktiv.

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