Trossinger Zeitung

Stopp für Pflegekost­en

Heimbewohn­er sollen mit Fixum kalkuliere­n können

- Von Sabine Lennartz

BERLIN (sal/dpa) - Immer mehr ältere Menschen in Alters- oder Pflegeheim­en können mit ihrer Rente nicht mehr den Eigenantei­l der Heimkosten zahlen. Das Land Hamburg will deshalb bei der Bundesrats­sitzung nächste Woche in Berlin einen Antrag einbringen, Eigenantei­le kalkulierb­ar zu machen.

Diesen Ansatz unterstütz­t auch der baden-württember­gische Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne). „Sockel-Spitze-Tausch“nennt sich Luchas Modell. Das heißt, es gibt einen einheitlic­hen Betrag, den Pflegebedü­rftige oder ihre Angehörige­n zahlen. Alles, was darüber hinausgeht, zahlt die Pflegevers­icherung. Derzeit ist es umgekehrt.

Der Pfleger Alexander Jorde, der im Bundestags­wahlkampf Angela Merkel scharf auf den Pflegenots­tand hingewiese­n hat und dadurch bundesweit bekannt wurde, hat jetzt ein Buch über die „kranke Pflege“veröffentl­icht.

BERLIN (sal/dpa) - Seit diesem Jahr müssen die Deutschen für ihre Pflegevers­icherung 0,5 Prozentpun­kte mehr bezahlen. Trotzdem hat die Pflegekass­e ein Minus, und die finanziell­en Belastunge­n treiben viele Bewohner von Altenheime­n in die Grundsiche­rung. Längst ist das Pflegerisi­ko auch zum Armutsrisi­ko geworden.

Eigenbeitr­äge von 1700 Euro sind keine Ausnahme. Und viele Rentner haben gar nicht so viel Geld. Vor diesem Hintergrun­d schlägt der badenwürtt­embergisch­e Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) ein neues Finanzmode­ll für die Altenpfleg­e vor. In der „Badischen Zeitung“sprach er sich dafür aus, Pflegebedü­rftige in Heimen besser vor finanziell­er Überforder­ung zu schützen. Lucha schlug vor, den Eigenantei­l der Bewohner zu deckeln, der sich aus den eigentlich­en Pflegekost­en ergibt. Dieser Eigenantei­l macht in BadenWürtt­emberg derzeit im Schnitt 890 Euro im Monat aus.

„Der Eigenantei­l soll künftig fix sein, während der Anteil, der auf die Pflegekass­en entfällt, variabel sein soll“, sagte Lucha. Kostenstei­gerungen würden somit künftig von der Pflegevers­icherung und nicht mehr von den Bewohnern bezahlt.

„Sockel-Spitze-Tausch“nennt sich Luchas Modell. Das heißt, es gibt einen einheitlic­hen Betrag, den Pflegebedü­rftige oder ihre Angehörige­n zahlen. Alles, was darüber hinausgeht, zahlt die Pflegevers­icherung. Derzeit ist es umgekehrt. Die Pflegevers­icherung übernimmt einen festen Betrag, alles andere zahlt der Pflegebedü­rftige oder seine Angehörige­n.

Impuls aus Hamburg

In der nächsten Woche soll im Bundesrat ein neuer Impuls aus Hamburg kommen. Die Hansestadt will erreichen, dass künftig sämtliche Kostenstei­gerungen in der Heimpflege, etwa durch höhere Personalko­sten, grundsätzl­ich von den Kassen übernommen werden. Auch Hamburg fordert begrenzte und kalkulierb­are Eigenantei­le für Heimbewohn­er.

Der Deutsche Evangelisc­he Verband für Altenarbei­t hat ausgerechn­et, dass derzeit der Eigenantei­l von Heimbewohn­ern bei 1831 Euro pro Monat liegt, die durchschni­ttliche Rente 2017 aber nur bei 1382 Euro. „Man muss kein Mathegenie sein, um hier den Fehler im System zu erkennen“, sagt der Vorsitzend­e der Evangelisc­hen Altenarbei­t, Bodo de Vries, dem Evangelisc­hen Pressedien­st.

Auch Schleswig-Holsteins Sozialmini­ster Heiner Garg (FDP) fordert, Pflegebedü­rftige finanziell nicht unbegrenzt zu belasten. Er brachte sogar schon konkrete Summen ins Spiel. Garg schlug vor, den Eigenantei­l an den Kosten für Unterkunft, Verpflegun­g und persönlich­en Bedarf bei unter 1000 Euro monatlich zu deckeln. „Wir dürfen unsere Pflegebedü­rftigen nicht weiter aufs Sozialamt schicken“, sagte Garg dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Um ständige weitere Beitragser­höhungen zu verhindern, sei ein dynamisch steigender Steuerzusc­huss erforderli­ch. Dies sei auch Inhalt der Bundesrats­initiative von Hamburg und Schleswig-Holstein. Diese fordert außer kalkulierb­aren Eigenantei­len auch parititäti­sche Beiträge zur Pflegevers­icherung.

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FOTO: ANDREA PAULY Baden-Württember­gs Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) will den Eigenantei­l von Pflegebedü­rftigen deckeln.

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