Trossinger Zeitung

Votum über EU-Urheberrec­htsreform kommt wie geplant Ende März

Streit um Upload-Filter erzürnt Internet-User – Die wichtigste­n Fragen und Antworten im Überblick

- Von Finn Mayer-Kuckuk

BERLIN - Die EU-Kommission hat eine Richtlinie für ein wirksamere­s Urheberrec­ht vorgelegt. InternetPl­attformen wie Google und seine Tochter YouTube, Facebook und sein Ableger Instagram dürfen dann nur noch Inhalte veröffentl­ichen, mit denen die Rechte der Urheber nicht verletzt werden. Für viele Artikel, Zitate, Fotos und Videos müssten sie Nutzungsge­bühren zahlen. Fragen und Antworten zum Thema:

● Warum löst der Entwurf für die EU-Richtlinie so heftige Reaktionen aus?

Die Gegner des Vorhabens beklagen vor allem, dass das sogenannte „Teilen“von Inhalten auf Sozialmedi­en wie YouTube und Facebook betroffen sein kann. Die Plattforme­n müssen künftig sicherstel­len, dass von Anfang an keine Rechte, beispielsw­eise von Musikern, verletzt werden. „Auch wenn Upload-Filter nicht explizit im Gesetzentw­urf gefordert werden, wird es in der praktische­n Anwendung auf sie hinauslauf­en“, warnte der Bundesbeau­ftragte für Datenschut­z, Ulrich Kelber.

● Was wären die Folgen?

Kritiker befürchten eine erhebliche Einschränk­ung der bisher üblichen Internetak­tivitäten. Was, wenn bei einem Fest die Musik eines Künstlers im Hintergrun­d läuft, zum Beispiel beim Karneval? Ein automatisc­her Filter würde eine Rechtsverl­etzung erkennen und das Hochladen des Videos verweigern.

● Wer befürworte­t die Neuregelun­g?

Viele deutsche Zeitungsve­rlage, die Musikverwe­rtungsorga­nisation Gema und viele Musiker und andere Künstler haben vehement einen besseren Schutz gefordert. Sie registrier­en mit Sorge, dass ihre Inhalte sich im Netz verbreiten, ohne dass sie angemessen daran verdienen.

● Warum ist die EU beteiligt?

Ziel war es, die althergebr­achten Copyright-Gesetze fit zu machen für das Internet-Zeitalter – und zugleich im gemeinsame­n Wirtschaft­sraum einheitlic­h zu regeln. Die EU will nun vor allem die amerikanis­chen Internetko­nzerne dazu zwingen, ihre technische­n Möglichkei­ten auszuschöp­fen, um den Urhebern ihren gerechten Anteil zukommen zu lassen. Allein YouTube macht jährlich mehrere Milliarden Dollar Gewinn – mit dem, was andere hochladen.

● Wie sieht der Zeitplan aus?

Ende März will das EU-Parlament über den Entwurf entscheide­n. Nachdem am Rosenmonta­g bekannt wurde, dass der Fraktionsv­orsitzende der EVP, Manfred Weber (CSU) Anstrengun­gen unternimmt, die Abstimmung vor die europaweit geplanten Demonstrat­ionen zu legen, war die Entrüstung im Netz groß. Nun ist die Terminvers­chiebung vom Tisch.

● Derzeit demonstrie­ren Tausende gegen das Vorhaben – wird die Richtlinie noch einmal aufgeschnü­rt?

Wenn der öffentlich­e Druck zu groß wird, könnte die Politik reagieren und nachbesser­n. Das Parlament kann den Entwurf aber auch so verabschie­den, wie er ist.

● Was wollen die Gegner des Textes stattdesse­n?

Sie wollen vor allem „Upload-Filter“verhindern. Stattdesse­n könnte das bisherige Verfahren verbessert werden. Demnach ist ein Hochladen wie bisher erst einmal möglich. Im zweiten Schritt können die Inhaber von Rechten ihre Gebühren eintreiben. Anders gehe es gar nicht, argumentie­ren die Plattforme­n. Bei YouTube laden die Nutzer jede Minute 300 Stunden an Videos hoch. Da muss alles automatisi­ert laufen.

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FOTO: DPA Demonstrat­ion gegen die EU-Copyright-Reform vor der CDU-Parteizent­rale in Berlin.

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