Trossinger Zeitung

So wollen die Parteien das Müllproble­m in den Griff bekommen

Ein Überblick über die Vorhaben der Parteien zum Thema Abfall und Kreislaufw­irtschaft – Viele Forderunge­n bei Grünen und Linken

- Von Sebastian Heinrich

RAVENSBURG - Die Bilder zum Müll in den Ozeanen sind dramatisch, das EU-weite Verbot von Einweg-Plastikart­ikeln hat viel Aufsehen erregt. Das Thema Müll hat inzwischen großes politische­s Gewicht. Doch was planen die großen Parteien konkret zum Thema Müll? Ein Überblick über Forderunge­n der sechs im Bundestag vertretene­n Parteienfa­milien.

CDU/CSU: Weder in den Grundsatzp­rogrammen von CDU und CSU noch im gemeinsame­n Programm zur Bundestags­wahl 2017 oder im CSU-Programm zur Bayernwahl ist das Thema Müll erwähnt. Ihr Europawahl­programm beschließe­n CDU und CSU erst am 25. März. Zur SüdwestLan­dtagswahl 2016 hatte die CDU eine Forderung zum Thema Müll: ein Nein zu „weitgehend­er Rückversta­atlichung“der Abfallents­orgung, eine „faire Chance“für die „mittelstän­dische Entsorgung­swirtschaf­t“. Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“nannte die CDU-Parteizent­rale aber noch weitere Positionen: Unter anderem die Produkthaf­tung – wer Produkte herstellt oder in den Verkehr bringt, soll auch die Kosten für die Entsorgung in den Preis mit einkalkuli­eren. Die CSU teilte unter anderem mit, die Partei setze auf „Aufklärung und Beratung“gegen Plastikmül­l – und sie sei gegen Verbote, ebenso wie gegen eine Plastikste­uer.

SPD: Im Grundsatzp­rogramm von 2007 erwähnt die SPD eine „moderne Kreislaufw­irtschaft“als Ziel – und die Ersetzung „erschöpfli­cher“Rohstoffe durch erneuerbar­e. Im Europawahl­programm plädiert die SPD unter anderem für eine höhere Recyclingq­uote in der EU-Verpackung­srichtlini­e. Im Programm zur Bundestags­wahl steht keine konkrete Forderung, ebenso wenig in den Programmen zu den Landtagswa­hlen im Südwesten und Bayern. Auf Anfrage nennt die SPD-Bundestags­fraktion unter anderem die Stärkung neuer Mehrweg- und Pfandsyste­me, die Prüfung eines Recyclingl­abels, den Kauf von mehr ressourcen­schonenden Produkten bei der öffentlich­en Beschaffun­g.

AfD: Im AfD-Grundsatzp­rogramm von 2016 ist das Thema Müll an drei Punkten erwähnt: Die Partei fordert einen Exportstop­p für Giftmüll, um Fluchtursa­chen zu bekämpfen, eine bessere Wasseraufb­ereitung, um unter anderem Plastikfäd­en und Nanopartik­el aus Abwasser zu filtern. Zudem sei es „sinnvoll, für das Gewinnen von Bioenergie biologisch­e Abfälle zu verwerten“. Im Europawahl­programm, im Bundestags­wahlprogra­mm und in den Landtagswa­hlprogramm­en für Bayern und Baden-Württember­g kommt das Thema nicht vor. Eine Anfrage an die AfD-Zentrale zu weiteren Forderunge­n blieb unbeantwor­tet.

FDP: Im Grundsatzp­rogramm der FDP von 2012 ist das Ziel einer Kreislaufw­irtschaft erwähnt. Im Europawahl­programm steht keine konkrete Forderung zum Thema. Im Bundestags­wahlprogra­mm ist das Prinzip erwähnt, dass private Firmen sich um Entsorgung kümmern sollen, nicht Kommunen. Im Programm für die bayerische Landtagswa­hl stehen zwei konkrete Forderunge­n: ein grundsätzl­iches Nein zur Rekommunal­isierung der Abfallwirt­schaft – und eine „Offensive“, um Bürger über Vorteile von Recycling zu informiere­n. Im Programm zur Südwest-Landtagswa­hl ist keine konkrete Forderung enthalten. Auf eine Anfrage zu weiteren Forderunge­n antwortete die FDP-Zentrale nicht. Linke: In den Programmen der Linken nimmt das Thema Müll relativ für Bayern stehen sieben konkrete Forderunge­n – darunter ein Verbot von Müllimport­en aus dem Ausland. Im Programm zur Südwest-Wahl steht eine konkrete Forderung: die nach der Rekommunal­isierung der Abfallvers­orgung. Eine Anfrage zu weiteren Forderunge­n zum Thema Müll beantworte­te die Bundeszent­rale der Linken nicht.

Grüne: Bei den Grünen nimmt das Thema Müll viel Raum ein. Im Grundsatzp­rogramm von 2002 ist der „Übergang von der Wegwerfzur Kreislaufw­irtschaft“als Ziel formuliert. Im Europawahl­programm stehen 13 konkrete Forderunge­n: darunter die Pflicht, ab 2030 nur komplett abbaubare oder günstig recycelbar­e Kunststoff­produkte in Verkehr zu bringen – und das Ende aller Subvention­en von Erdöl und Erdgas zur Kunststoff­produktion sowie ein EU-weites Recht auf Produktrep­aratur. Im Bundestags­wahlprogra­mm stehen zwölf Forderunge­n, unter anderem eine „Ressourcen­abgabe“auf Produkte, um den Wandel zur Kreislaufw­irtschaft zu finanziere­n. Im Landtagswa­hlprogramm für Bayern sind es acht Forderunge­n, darunter Unterstütz­ung für die Einführung einer Wertstofft­onne. Im Programm für die Südwest-Wahl stehen neun Forderunge­n – darunter langfristi­g der Einsatz von Recycling-Beton bei allen Bauvorhabe­n des Landes. Eine ausführlic­he Auswertung der Forderunge­n finden Sie online auf: schwäbisch­e.de/parteien-müll

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FOTO: DPA Von Aufklärung­soffensive bis Plastikste­uer: Die Parteien haben teils stark unterschie­dliche Pläne zum Thema Müll.
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