Trossinger Zeitung

Weichgespü­lte Wortwahl

- Ihre Redaktion

Zum Artikel „Kritik an CDU-Chefin wächst“(5.3.): Mit großem Unverständ­nis verfolge ich im Moment die Empörung über den Karnevalsw­itz von Annegret KrampKarre­nbauer. Sie spiegelt in meinen Augen die wachsende Unart in unserer Gesellscha­ft wider, sich ständig über irgendwelc­he Äußerungen aufzuregen. Einerseits betont man gebetsmühl­enartig, wie hoch das Gut der Meinungsfr­eiheit bei uns einzuschät­zen sei, anderersei­ts macht man Menschen nieder, die von diesem Recht Gebrauch machen – selbst, wenn es sich nur um einen Fasnetswit­z handelt.

Der Witz sei „auf Kosten von Minderheit­en gegangen“. Ja, du lieber Himmel – welcher Witz geht nicht auf Kosten von Minderheit­en? Sollen dann künftig auch alle Schwaben, Schotten, Schwiegerm­ütter und kleine Fritzchens auf die Barrikaden gehen, die schon seit jeher Zielscheib­e von Witzen sind? Vielleicht sollten wir ja auch die ganzen Karnevalsv­eranstaltu­ngen abschaffen in einer Zeit, in der kaum noch jemand ein offenes Wort, einen Witz, eine überspitzt­e Pointe verträgt!? Ich fürchte manchmal, dass sich durch die sich häufenden Verurteilu­ngen und Verunglimp­fungen von Meinungen oder Späßen öffentlich­er wie privater Personen immer mehr eine Kultur der weichgespü­lten Wortwahl ausbreitet. Man kann sich sicher über viele Äußerungen aufregen, aber man muss es nicht. Ein etwas entspannte­rer Umgang mit dem Wort wäre wünschensw­ert.

Karin Petrowsky, Hettingen

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