Nachtbus für Dörfer ausgebremst
Stadt will aus Kostengründen Nachttaxis zu den Nachtschwärmern in Ortsteile schicken
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Ab September soll der Nachtbus durch Villingen-Schwenningen rollen und den Bürgern den späten Besuch von Events möglich machen. In den Ortsteilen jedoch wird der Nachtbus offenbar ausgebremst: zu teuer, zu aufwändig, zu wenig Nutzen.
Seit Jahren schon diskutieren Nachtschwärmer im Oberzentrum über den mangelhaften ÖPNV und die Schwierigkeiten, nachts wieder mit dem Bus nach Hause zu kommen. Die Vorfreude auf den Nachtbus ist groß. Doch kurz vor knapp kristallisiert sich heraus: Die Ortsteile wird der neue Nachtbus offenbar nicht bedienen. Der Grund: „Für die Einbindung aller Ortsteile im Zuge eines Nachtbuskonzepts werden sechs Fahrzeuge benötigt, die Kosten der Varianten 1 und 2 würden sich somit verdoppeln“– je nach zeitlichem Umfang (Variante 1: Donnerstag bis Sonntag, Variante 2: Montag bis Sonntag) sind das 140 000 Euro beziehungsweise 245 000 Euro.
Doch „aufgrund der Anzahl der erreichbaren Bürger“sei das KostenNutzen-Verhältnis zu schlecht, meint man bei der Stadtverwaltung und schlägt deshalb vor, den Nachtbus lediglich in den Stadtbezirken Villingen und Schwenningen einzuführen. Daheim bleiben sollen die Dorfbewohner aber nicht müssen – in Zusammenarbeit mit dem Landkreis will man „weitergehende Planungen für flexible Angebotsformen“vorantreiben. Soll heißen: Man könnte anstelle des Nachtbusses auf Personenwagen setzen und Nachttaxis zu später Stunde in die Ortsteile schicken. Während diese Idee noch in den allerkleinsten Kinderschuhen steckt, wird die Verwaltung in Sachen Nachtbus für VS schon konkret: Um die Akzeptanz des neuen Angebots zu erhöhen, will man beispielsweise von einem Nachtbusaufschlag im Tarif verzichten.
Die Mehrkosten will man über einen Zuschuss von jährlich 67 000 Euro der Stadt etwa zur Hälfte decken, das weitere unternehmerische Risiko solle die Verkehrsgemeinschaft VS (VGVS) tragen. Das aber hat diese bereits im Rahmen einer Arbeitskreissitzung abgelehnt – Plan B sieht vor, den Nachtbus im Jahr 2019 zunächst im Rahmen des noch bestehenden Vertrags mit der VGVS abwickeln, für 2020 fasst man einen Zuschuss in Höhe von 144 000 Euro ins Auge – über eine so genannte De-Minimis Beihilfe, einem Zuschuss an den VGVS, kann dieser ein weiteres Jahr beauftragt werden. Dann aber soll das Leistungspaket europaweit ausgeschrieben werden über eine maximale Laufzeit von zehn Jahren.
Nach einer Einführungszeit von etwa drei Jahren ab Start im September will man eine erste Bilanz ziehen. Der Technische Ausschuss berät am 12. März, der Gemeinderat soll am 20. März beschließen. Zahlen und Fakten 94 Nachtbus-Haltestellen in Villingen, Schwenningen sowie im Zentralbereich – erkennbar an einer gesonderten Kennzeichnung, sind geplant. Der Aufwand pro Haltestelle beträgt 300 Euro: Die Einführung des Nachtbusses soll großzügig beworben werden, jeder Haushalt in Villingen-Schwenningen soll ein kostenloses Fahrplanheft erhalten. Zwei Varianten stehen aktuell zur Auswahl. Variante 1 wäre ein Nachtbus von Donnerstag bis Sonntag, etwa 2004 Arbeitsstunden und 140 000 Euro Kosten jährlich. Variante 2: Montag bis Sonntag, 4380 Arbeitsstunden, 245 000 Euro pro Jahr.
Linienverlauf: Wohngebiete von Villingen und Schwenningen über die zentralen Innenstadthaltestellen (Bahnhöfe, Busbahnhof etc.), Zentralbereich, Kreisklinikum. Geplant sind pro Richtung mindestens drei Fahrtenpaare zwischen 1 und 3 Uhr.
Fahrzeug: ein Kleinbus, eventuell ein Mercedes Sprinter.