Vom Integrationsprojekt zum Tanzclub
Caritas hilft der Spaichingerin Olena Khutorni bei Verwirklichung ihres Traums
SPAICHINGEN/TUTTLINGEN - Die Caritas Tuttlingen setzt sich für Menschen in Not ein, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Diese Hilfe kam auch der Tanzclubbesitzerin Olena Khutorni aus Spaichingen zuteil. Ihr Tanzclub Bravo hat nun den zehnten Geburtstag gefeiert – hervorgegangen ist er aus einer Intiative, um Migrantenkinder zu integrieren.
„Tanzen verbindet“, sagt Ulrike Irion. Das Ziel der Zentrumsleiterin der Caritas Tuttlingen ist es, durch gemeinsame Aktivitäten Kinder sozial mehr einzubringen und bei der Migration zu unterstützen. Sie und die Caritas-Migrationsberaterin Halyna Drohozylo unterstützen daher Khutorni seit über einem Jahrzehnt bei ihrem Traum von einem Tanzstudio. Mittlerweile gibt es in Spaichingen wöchentlich sechs Gruppen, die mit Khutorni tanzen.
Ein langer Weg zum eigenen Studio
Mit der Unterstützung der Caritas startete Khutorni 2009 mit neun Teilnehmern einen Tanzkurs in Tuttlingen. Es ging damals vor allem darum, Kindern mit Migrationshintergrund ein Hobby zu bieten. Bald expandierte sie nach Spaichingen und unterrichtete vorerst im Edith-SteinHaus. Im Laufe der Zeit trainierte sie ungefähr 70 Kinder in Tuttlingen und rund 60 weitere in Spaichingen.
Zunächst war die Tanzschule ein Projekt der Caritas, um eine gelungene Integration zu ermöglichen. Die Caritas suchte Räumlichkeiten für die Proben und steuerte Mittel bei, Khutorni verwirklichte die Praxis. Vor drei Wochen eröffnete sie ihren eigenen Spiegelsaal in der Humboldtstraße. Sie ist damit selbstständige Tanzschulbesitzerin, die Kinder zahlen rund 250 Euro im Jahr. Die Integration ist in ihrer Tanzschule Bravo keine primäres Ziel mehr, „die Herkunft spielt für mich keine Rolle, solange die Kinder Spaß am Tanzen haben“. Heute bringt sie Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 20 Jahren, eingeteilt in sechs Gruppen, in Spaichingen das Tanzen bei. Ihr Angebot erstreckt sich von Volkstanz bis Hip Hop und vieles mehr.
„Der Tanzclub hilft auch den Eltern, sich zu integrieren und mit anderen zu agieren“, sagt Khutorni. Kinder könnten in Kindergärten und Schulen Freunde finden und sich einbringen, auch ohne Worte. Ihre Eltern jedoch nicht, meint Khutorni. Aus diesem Grund veranstaltet sie oft gemeinsame Feiern und Ausflüge, an denen sowohl die Kinder ihrer Tanzschule, als auch die Eltern teilnehmen können.
„Beim Tanzen kommt man zusammen. Es ist eine Form der Kunst, alles um dich herum verschwindet“, sagt Nikita Khutorni, Sohn der Tanzclubbesitzerin. Der 20-Jährige ist bereits seit der ersten Tanzstunde dabei und empfindet die Tanzschule seiner Mutter als etwas Ungewöhnliches.
Genauso sieht das auch Katharina Kober, Mutter einer Tanzschülerin, die bereits seit eineinhalb Jahren dabei ist: „Die Kinder lernen in kurzer Zeit wirklich viel dazu.“
Eigene Migrationsgeschichte
Khutorni kam vor zehn Jahren aus der Ukraine nach Deutschland, konnte sich jedoch auf Grund ihrer fehlenden Deutschkenntnisse nicht verständigen. Deshalb, und um ihr Diplom der Mathematik anerkennen zu lassen, suchte sie die Beratungsstelle in Tuttlingen auf. Zu den Hilfsmaßnahmen gehört auch die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, welche Khutorni vor mehr als zehn Jahren in Anspruch nahm. Als sich herausstellte, dass sie neben dem Hochschulabschluss außerdem professionell tanzt, machte Drohozhylo ihr das Angebot, Tanzunterricht zu geben.
Irion und Drohozylo helfen Khutorni nun schon seit 2009 durch bestehende Förderungen, ihren Traum von einer eigenen Tanzschule zu verwirklichen. Über Jahre unterstützte die Caritas vor allem damit, Räumlichkeiten für die Tanzstunden zur Verfügung zu stellen, nun hat sich der katholische Wohlfahrtsverband jedoch zurückgezogen.
Sollten Kinder Interesse an dem Tanzangebot haben, es sich aber nicht leisten können, ist es ihnen immer noch möglich, einen Antrag bei den Caritas zu stellen. Eine Förderung ist vom jeweiligen Einkommen abhängig.