Wachstum ist nicht selbstverständlich
Wirtschaft in der Region stabil auf hohem Niveau mit leicht eingetrübten Erwartungen
.KREIS TUTTLINGEN (sbo) - Die Konjunktur erweist sich trotz internationaler Störfaktoren sowohl als robust als auch als sensibel. Von einer Krise, so betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez, in einem Pressegespräch, könne jedenfalls nicht gesprochen werden.
Schwelende Handelskonflikte und der ungeordnete Brexit hätten allerdings dafür gesorgt, dass die sehr gute Konjunktur der vergangenen Jahre „einen Gang zurück“geschaltet habe, erklärte die IHK-Präsidentin. „Die Luft wird dünner auf hohem Niveau“, sagte sie.
Nachdem der bisherige Höchstwert im Konjunkturverlauf im Sommer 2018 erreicht worden sei, sei die Region nun leicht unter den Landesschnitt gerutscht, untermalte Philipp Hilsenbek, Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik, die Aussage. Die Geschäftserwartungen und Investitionsabsichten sind zwar nicht mehr ganz so optimistisch wie 2018, aber immer noch gut.
Investitionswille und Beschäftigung sollen gleichbleiben
Die Investitionsneigung bleibt wie die Beschäftigung stabil auf hohem Niveau. So erwarten 54 Prozent der Unternehmen in diesem Jahr gleichbleibende Investitionen wie vor einem Jahr, 29 Prozent sogar steigende. 14 Prozent gehen von fallenden Investitionen aus und drei Prozent erwarten keine.
Die Unternehmen fahren zwar 2019 eine vorsichtigere Personalplanung, doch die Beschäftigung bleibe angesichts einer Arbeitslosenquote von 2,6 Prozent gut, sagte Hilsenbek. 65 Prozent der Unternehmen erwarten gleichbleibende, 24 Prozent sogar steigende Beschäftigung in diesem Jahr. Ähnlich sieht es bei den Exportabsichten aus, wie Hilsenbek erklärte. 54 Prozent erwarten in diesem Jahr ein gleichbleibendes Auslandsgeschäft, 30 Prozent sogar eine Steigerung. Nur 16 Prozent gehen von einer rückläufigen Tendenz bei den Exporten aus, wobei das ZielländerRanking Europa, China und Nordamerika ist. Das Auslandsgeschäft soll gehalten werden. Im Vorjahr hatten allerdings nur drei Prozent von rückläufigen Exporten gesprochen.
„Das Wirtschaftswachstum in Deutschland ist keine Selbstverständlichkeit“, rief IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez ins Gedächtnis. Dass man sich seit zehn Jahren in einer Hochkonjunktur befinde, sei schon außergewöhnlich. „Das ist eine Konjunkturphase, wie wir sie noch nicht erlebt haben. Arbeit und Beschäftigung sind nicht selbstverständlich.“
Die Region gehöre zu den wenigen in Deutschland, die noch stabile Ausbildungszahlen und sogar einen Zuwachs bei den Ausbildungsverhältnissen vorweisen könne. „Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen“, erklärte Albiez und begrüßte das Zuwanderungsgesetz als guten Ausgangspunkt angesichts des Fachkräftmangels. Um diesen zu beheben, hat die IHK unter anderem die Studienabbrecher im Visier und will ihnen auf dem Campus ein landesweit einmaliges Angebot machen.
Man werde gezielt auf Studienabbrecher zugehen, erklärte HakenjosBoyd. Die Eltern sollen einbezogen werden. Immerhin gebe es 30 Prozent Studienabbrecher. Der Dualen Ausbildung solle in der politischen Wirklichkeit der gleiche Stellenwert eingeräumt werden, wie ein Studium, betonten die drei IHK-Repräsentanten.
Die Geschäfte mit China und Nordamerika bewertet Thomas Albiez als „momentan stabil“. „Wir haben eine robuste Konjunktur, aber wenn die Handelskonflikte eskalieren, hat das Einfluss auf die Wirtschaftslage.
Die Auswirkungen eines Brexit werden mit 0,1 Prozent betroffener Betriebe als nicht so gravierend für Deutschland bewertet. Immerhin 588 Betriebe in der Region exportieren aber in das United Kingdom, 68 haben eine Niederlassung.
Beim Thema 5G setzt man auf eine gemeinsame Position
Dass die Region vom Export lebe, betonte Birgit Hakenjos-Boyd. Die Exportquote liege bei 49 Prozent. Weltweiten Handelsbarrieren müsse entgegengewirkt werden. Sie forderte eine neue Gründermentalität und eine bessere Infrastruktur: „Unsere Betriebe brauchen ein leistungsfähiges Breitbandnetz und flächendeckenden Mobilfunk.“
Zur Kommunikation von Maschinen untereinander bei Industrie 4.0 benötige man neben der Breitbandinfrastruktur den leistungsfähigen Mobilfunk, betonte Thomas Albiez. Gemeinsam mit der Hochschule Furtwangen wurde ein neuer Breitbandatlas für die Region entwickelt, der demnächst vorgestellt werden soll und den Status quo darstellen wird.
Beim Thema 5G setzt man auf eine gemeinsame Positionierung von Landkreisen und IHK für den Mittelstand und den Ländlichen Raum. Die Frequenzen sollen in diesem Monat versteigert werden.
Hakenjos-Boyd hob hervor, dass der ländliche Raum in der Region nicht mit dem in Mecklenburg-Vorpommern gleichgesetzt werden könne. „Wir haben eine extreme Industriedichte.“Die Abgeordneten seien für das Thema 5G sensibilisiert worden, sagte Philipp Hilsenbek. Doch die Ballungszentren hätten auch ihre Abgeordneten, fügte er hinzu.
Und wie wird die Konjunktur in der Region sich weiter entwickeln? „Wir wissen es nicht“, sagt IHK-Präsidentin Hakenjos-Boyd. „Wir halten fest am Status quo und beziehen uns auf die Auftragseingänge.“Momentan seien die Handelsbeziehungen stabil.