Ein Jahr Tempolimit: 230 Sachen sind Rekord
Insgesamt 8400 Verstöße auf Autobahnabschnitt zwischen Geisingen und Engen registriert
GEISINGEN - Das Tempolimit auf der A 81 zwischen Geisingen und Engen feiert Geburtstag. Seit dem 7. März 2018 gilt auf diesem Streckenabschnitt: 130 Kilometer pro Stunde – und nicht schneller. Das Ziel: Illegale Autorennen unterbinden und die Verkehrssicherheit erhöhen. Doch die Geisinger treibt ein anderes Thema um: der Lärm.
Auf einem roten Banner, das an einer Brücke der A 81 bei KirchenHausen befestigt ist, steht „Knastfahrer“. Auf einem Weiteren ist „Rennraser“zu lesen. Beide sind Teil einer Kampagne des Landes-Verkehrsministeriums gegen illegale Autorennen, dem Hauptgrund für die Einführung des Tempolimits zwischen den Anschlussstellen Engen und Geisingen.
„Auf diesem Autobahnabschnitt wurde eine Häufung von Rennsituationen dokumentiert“, teilt Oliver Hillinger, Pressesprecher imVerkehrsministerium, auf Nachfrage mit. „Aus polizeilicher Sicht lässt sich feststellen, dass Geschwindigkeit bei den tödlichen Verkehrsunfällen die Unfallursache Nummer eins ist.“Deshalb werde dieser Bereich der Autobahn verstärkt durch die Polizei überwacht. Die Unfallhäuffigkeit sei nicht ausschlaggebend geweIm sen, „da diese im dortigen Bereich unterdurchschnittlich war und ist.“ Lärmsituation für Anwohner hat sich nicht verbessert Doch wirkt sich das Tempolimit auch auf die Lärmbelastung der Anwohner in Kirchen-Hausen aus? In einer Stellungnahme des Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration vom September 2018 heißt es, dass davon auszugehen sei, dass durch die angeordnete Geschwindigkeitsbeschränkung „die Spitzengeschwindigkeit Einzelner, (...) besonders schneller Fahrzeuge bei der Vorbeifahrt deutlich verringert wird.“
Wohngebiet in Kirchen-Hausen, nahe der A 81, ist durch die unterschwellige Verkehrskulisse ein vorbeifahrender Lastwagen zu hören. Eine Frau mit Kinderwagen läuft zum Bahnhof. Ihrer Ansicht nach hat sich seit der Einführung des Tempolimits vor einem Jahr am Lärmpegel nichts getan. Das bestätigt auch Martin Baschnagel. Er steht vor seinem Haus in Hausen. „Es hat sich nichts verändert“, sagt er.
Auch wenn der Lärm, der in Hausen zu hören sei, eher von der Bundesstraße als von der Autobahn komme, ist sich Baschnagel sicher: „Den Lärm entfernen wir nicht mit dem Tempolimit. Eine Lärmschutzwand wäre das einzige, was helfen könnte.“
Halten sich die Verkehrsteilnehmer an das Tempolimit? „Ich habe schon das Gefühl, dass sich die meisten daran halten“, sagt er und berichtet: „Es wird auch wahnsinnig oft kontrolliert.“100 Mal, wie das Innenministerium auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. Den Negativrekord stellt ein Fahrer auf, der mit Tempo 230, also Hundert Sachen zu schnell, unterwegs war.
Gemeinderat Paul Haug (FW/FDP) erinnert sich: Damals sei Tempo 100 und die Verbesserung der Lärmschutzwand gefordert worden. Diskutiert habe man dann über Tempo 120, „letztendlich ist Tempo 130 gekommen.“Nun stellt er fest: „Das bringt nicht viel.“Haug zeigt sich insbesondere enttäuscht darüber, „dass das mit dem Lärmschutz scheinbar überall funktioniert, „nur eben nicht in Geisingen“.
Als Beispiel nennt er Freiburg. Dort gilt auf der B 31 im s Zentrum Tempo 30 – ganztags, als Lärmschutz. Aber auch auf Autobahnen gelte Tempo 100 wegen Lärmschutz, obwohl dort „weit und breit“keine Häuser stünden. Trotz rechtzeitiger und mehrfacher Anfrage war von Geisingens Bürgermeister Walter Hengstler kein Statement zu bekommen.