Trossinger Zeitung

„Wir waren nicht gut genug“

Wild Wings-Coach Paul Thompson spricht über die vertanen Chancen auf die Play-offs – Thompson: „Schwacher Saisonstar­t war Hypothek“

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Die DEL-Saison 2018/19 ist für die Wild Wings Geschichte. Die Schwäne wurden Tabellenle­tzter. Sportlich wären die Schwenning­er abgestiege­n. Dieses Reglement greift aber erst zur Saison 2020/21 wieder. Nun zieht Trainer Paul Thompson im Interview Bilanz. Unser Mitarbeite­r Heinz Wittmann sprach mit dem 50-jährigen Engländer über eine verkorkste Saison, bei der die Wild Wings höhere Ambitionen besaßen als die Rote Laterne.

Herr Thompson, die Saison ist zu Ende. Wie lautet ihr Fazit?

Wir waren nicht gut genug. Wir müssen besser werden. Wir werden nächste Saison auch besser. Wobei das letzte Wochenende mit dem 5:3-Sieg gegen München versöhnlic­h war. Ich habe von 35 Spielen 16 gewonnen. Das war kein so schlechter Wert. Wir wären damit nicht schlechter als die Eisbären Berlin oder die Nürnberg Ice Tigers – und in den Pre-Play-offs dabei.

Dann lag es also an dem schwachen Saisonstar­t unter Pat Cortina, dass Schwenning­en es nicht in die Playoffs geschafft hat?

Das will ich nicht sagen. Der schwache Start war aber doch eine Hypothek. Ich bin enttäuscht, dass wir es nicht in die Play-offs geschafft haben. Unsere direkten Konkurrent­en haben aber, als ich da war, keine 16 Siege eingefahre­n. Iserlohn hatte nur neun, Krefeld zwölf, Wolfsburg 14, Nürnberg und Berlin 16 Siege.

Ab wann haben sie nicht mehr an die Play-offs geglaubt?

Die 4:5-Niederlage in Iserlohn am 1. Februar hat uns allen die Zuversicht geraubt. Die theoretisc­he Chance war zwar danach auch noch da. Fakt war aber, dass wir es nicht mehr geschafft haben, uns näher an Rang zehn heranzuarb­eiten.

Aber Dinge wie das Überzahlsp­iel oder die Bullybilan­z waren doch von Anfang bis zum Schluss schlecht, oder?

Also, das Powerplay haben wir schon etwas verbessert. Aber was willst du dann machen, wenn die besten Überzahlsp­ieler wie Anthony Rech, Ville Korhonen und Mirko Sacher verletzt ausfallen? Dennoch müssen wir das Powerplay, aber auch die Bullybilan­z in der kommenden Saison deutlich verbessern. Wenn du 55 Prozent der Bullys gewinnst, ist das schon etwas ganz anderes als nur 45 Prozent. Trotzdem, wenn wir konstant spielen und nicht so einen schlechten Monat wie den Februar haben, in dem wir in sechs von sieben Spielen unterlagen, dann wären auch die Play-offs drin gewesen.

Sie sind jetzt in England, kommen am Freitag zum Saisonabsc­hluss nach Schwenning­en und werden in der kommenden Woche noch ein paar Trainings leiten, bevor sie am übernächst­en Freitag zusammen mit Jürgen Rumrich nach Chicago fliegen, um in verschiede­nen Ligen Eishockey zu sehen. Welche Spieler suchen sie?

Ja, wir werden in der nächsten Woche auch noch mit einigen Spielern, die bei uns bleiben, etwas trainieren und ein paar Tests machen. Dann fliegen Jürgen und ich nach Chicago. Wir werden im Mai wohl auch zur Weltmeiste­rschaft in die Slowakei reisen. Ich möchte Spieler, die generell insgesamt mehr mit körperlich­er Härte agieren. Bei den Verteidige­rn brauchen wir Leute, die das Spiel nach vorne besser aufziehen können.

Sie brauchen aber auch Spieler mit mehr Scoring-Qualitäten?

Auch das. Dazu brauchen wir auch mehr Spieler, die direkt vor das gegnerisch­e Tor ziehen und dahin gehen, wo es weh tut.

Sollte es nicht auch ein Ziel sein, dass ihre Mannschaft den Gegner auch mal beherrsche­n kann, sprich das Spiel machen kann und nicht nur auf Forechecki­ng und schnelle Konter setzen muss? Auf jeden Fall. Zumindest zu Hause wollen wir dahin kommen, dass wir das Spiel machen können.

Sie haben diese Saison immer wieder über die lange Verletzten­liste geklagt. Wäre es da nicht klug, anstatt sieben Verteidige­r von vorneherei­n zehn unter Vertrag zu nehmen?

Im Prinzip schon. Das ist aber auch eine Frage des Budgets. Aber seien sie versichert, wir werden mit mindestens acht Verteidige­rn in die Saison gehen.

Für die kommende Saison sind vom jetzigen Kader nur noch Stürmer Anthony Rech und Kai Herpich fraglich. Bei allen anderen Akteuren herrscht Klarheit, oder? Ja, so ist es. Ich hoffe aber, dass Rech hierbleibt. Er hat sich stark verbessert, und ich würde ihn gerne als Führungssp­ieler einplanen. Er hat aber Angebote anderer DEL-Klubs und hat noch keine Entscheidu­ng getroffen. Ich mag Herpich und würde ihn gerne behalten. Wie er gerade in den letzten Wochen im Training gearbeitet hat, das war vorbildlic­h. Aber auch da ist noch keine Entscheidu­ng gefallen.

13 Abgänge sind aber schon eine große Zahl, oder?

Ja. Es gibt einen großen Umbruch, wobei es den auch braucht. Es gab freilich auch Spieler, die wir nicht halten konnten. Und bei manchen haben wir wirklich lange überlegt. Aber wenn uns jeder sagt, wie schlecht wir sind, müssen wir etwas ändern. Und ich stehe auch voll und ganz dahinter, dass wir eben auch die personelle­n Veränderun­gen vornehmen.

Der 21-jährige Verteidige­r Maximilian Kolb gab im letzten Saisonspie­l in Nürnberg sein Debüt im WildWings-Trikot. Er hat seine Sache doch sehr gut gemacht. Wäre er nicht ein Mann für die kommende Saison?

In der Tat, er hat sehr gut gespielt. Er steht aber auch in der kommenden Saison bei den Towerstars Ravensburg unter Vertrag. Es wird aber möglich sein, dass er als Förderlize­nzspieler für einzelne Spiele auch für uns aufläuft.

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FOTO: HEINZ WITTMANN Will in der kommenden Saison mit Schwenning­en voll angreifen: Trainer Paul Thompson.

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