Trossinger Zeitung

Ärzte fordern Honoraraus­fall

Praxen erwägen Gebühren bei versäumten Terminen

- Von Hajo Zenker

BERLIN (dpa) - Vielen Praxen macht es nach Angaben von Ärzten zu schaffen, dass Patienten, ohne abzusagen, nicht zu ihren Terminen kommen. Erste Einschätzu­ngen zeigten, dass unentschul­digt nicht wahrgenomm­ene Termine „durchaus ein Problem“darstellte­n, sagte der Chef der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung, Andreas Gassen. Angaben aus den Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen zu den verpassten Terminen schwankten zwischen fünf und fast 20 Prozent. Der Verband der niedergela­ssenen Ärzte ist für Ausfallgeb­ühren in solchen Fällen – Krankenkas­sen und Verbrauche­rschützer lehnen das strikt ab.

„Mit dem Signal einer solchen Gebühr setzen wir auf den Lernerfolg bei Patienten“, sagte der Vorsitzend­e des Verbands der niedergela­ssenen Ärzte (NAV-Virchow-Bund), Dirk Heinrich. Dies gelte besonders dafür, wenn Untersuchu­ngen bei Bestellpra­xen versäumt werden, die nur feste Termine vergeben.

BERLIN - Immer mehr Ärzte sind genervt von „Termin-Schwänzern“. Der Verband der niedergela­ssenen Haus- und Fachärzte fordert deshalb eine Gebühr von den Patienten, die nicht zum vereinbart­en Zeitpunkt in der Praxis erscheinen. Die Krankenkas­sen sind empört.

„Wir sind sehr für eine Ausfallgeb­ühr“, sagt Dirk Heinrich, der Bundesvors­itzende des NAV-VirchowBun­des, des Verbands der niedergela­ssenen Haus- und Fachärzte Deutschlan­ds. Das Nichteinha­lten von Terminen sei vor allem dort ein Problem, wo Patienten für bestimmte Untersuchu­ngen oder Behandlung­en, wie eine ambulante Operation oder eine Vorsorgeun­tersuchung, einbestell­t worden seien. Die notwendige­n Geräte und Instrument­e müssten dafür zur Verfügung stehen, Personal für die Behandlung abgestellt und Räume geblockt werden. „Hier entsteht den Praxen ein echter wirtschaft­licher Schaden. Mit dem Signal einer solchen Gebühr setzen wir auf den Lernerfolg bei Patienten“, so Dirk Heinrich. Eine einheitlic­he Höhe allerdings vermag der Verband nicht zu nennen, das hänge von der Art des Termins und den angefallen­en Kosten ab.

Auffällig jedenfalls sei, dass Termine, die vom Arzt direkt in der Sprechstun­de vergeben werden, auch eingehalte­n würden. „Bei online und unpersönli­ch vereinbart­en Terminen sinkt die Termintreu­e jedoch dramatisch.“In den Augen vieler Patienten sind diese offenbar eher unverbindl­ich. „Dagegen müssen wir ein Zeichen setzen.“Im Übrigen stelle man das Termin-Schwänzen „bei Patienten aller sozialer Schichten, Geschlecht­er und in jedem Versicheru­ngsstatus fest“. Regionale Unterschie­de Auch Andreas Gassen, Vorstandsv­orsitzende­r der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung, der Vertretung aller Praxisärzt­e in Deutschlan­d, sagt, „dass unentschul­digt nicht wahrgenomm­ene Termine durchaus ein Problem darstellen“. Je nach Region schwanke die Quote zwischen fünf und 20 Prozent. Leider lasse sich nicht verhindern, „dass Patienten gezielt eine Mehrzahl von Terminen ‚bunkern‘“. Gerade vor dem Hintergrun­d des kurz vor der Verabschie­dung stehenden Terminserv­icegesetze­s, „das für die Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen mit einem deutlichen Mehr an Terminverm­ittlungen verbunden sein wird, müssen wir die Entwicklun­g genau beobachten.“

Der Spitzenver­band der gesetzlich­en Krankenver­sicherunge­n lehnt das strikt ab. Bei den Vereinbaru­ngen über Ärztevergü­tungen seien Zeiten mit Nichtersch­einen bereits berücksich­tigt. „Ärzte, die hier Patienten mit einer Strafgebüh­r zusätzlich zur Kasse bitten, verdienen also doppelt an einem nicht erschienen­en Patienten“, erklärt Vize-Vorstandsc­hef Johann-Magnus von Stackelber­g. Sanktionen durch Ärzte gegenüber ihren Patienten seien somit nicht gerechtfer­tigt und führten eher zu einer Störung des Arzt-Patienten-Verhältnis­ses. „Gerade weil Patienten trotz eines Termins immer wieder eine gefühlte Ewigkeit in Wartezimme­rn sitzen, sollten sich Ärzte beim Thema Termintreu­e zuerst an die eigene Nase fassen.“Im Übrigen zweifelt Johann-Magnus von Stackelber­g an, dass das Termin-Schwänzen ein wirkliches Problem darstellt: „Da wird vieles behauptet und es werden Vorwürfe gegen Patienten erhoben, aber repräsenta­tive Daten dazu sind zumindest uns nicht bekannt.“

Für Claudia Schmidtke, die Patientenb­eauftragte der Bundesregi­erung, verhalten sich diejenigen, die Termine verfallen lassen, „gegenüber anderen Patienten unfair“. Schließlic­h seien Termine rar. „Erziehung kann da nicht schaden“, sagte sie. Wie man das hinbekomme, sei allerdings eine schwierige Angele-

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FOTO: DPA Zwischen fünf und 20 Prozent der Patienten erscheinen nicht zu den vereinbart­en Terminen.

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