Trossinger Zeitung

Länder ringen um Reform der Grundsteue­r

Bayern sieht gemeinsame Eckpunkte mit dem Bund kritisch – Südwesten genervt

- Von Dieter Keller und lsw

BERLIN/STUTTGART - Hauptsache einfach und wenig anfällig für Klagen – so wünschen sich die Steuerbera­ter die Reform der Grundsteue­r, über die sich Bund und Länder derzeit heftig streiten. „Wir sind schon genug eingedeckt mit Arbeit“, lehnte der Präsident der Bundessteu­erberaterk­ammer, Raoul Riedlinger, komplizier­te Modelle ab, wie sie derzeit in der Diskussion sind. Baden-Württember­gs Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) reagiert genervt auf einen Vorstoß von Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU).

Das Problem: Bis zum Jahresende muss eine neue gesetzlich­e Grundlage für die Grundsteue­r beschlosse­n werden, sonst darf sie nicht mehr erhoben werden. Das hatte das Bundesverf­assungsger­icht im April 2018 festgelegt. Damit stehen rund 14 Milliarden Euro an Einnahmen pro Jahr auf der Kippe, die Städten und Gemeinden zustehen. Für die Kommunen ist die Steuer eine der wichtigste­n Einnahmequ­ellen. Das Thema ist auch für Mieter wichtig, weil die Eigentümer die Grundsteue­r meist als Teil der Nebenkoste­n auf sie abwälzen.

Eigentlich hatte sich Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) mit seinen Länderkoll­egen vor einem Monat auf Eckpunkte geeinigt. Doch die stellte der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) in frage, weil er Steuererhö­hungen und eine „Monster-Bürokratie“befürchtet: „Wir brauchen keine 2000 neuen Finanzbeam­ten nur für die Grundsteue­r.“Mit ähnlich viel Personalbe­darf rechnen auch die Steuerbera­ter.

Nach dem Eckpunktep­apier sollen mehrere Faktoren berücksich­tigt werden: die Größe des Grundstück­s und sein Wert aufgrund von Bodenricht­werten, die Wohnfläche und die Miete auf Basis von Durchschni­ttswerten sowie das Baujahr des Gebäudes. Inzwischen äußerten auch die Finanzmini­ster von Hessen und Hamburg Zweifel daran, weil sie gerade in Großstädte­n stark steigende Belastunge­n befürchten. Finanzmini­ster treffen sich Wenn sich am Donnerstag die Finanzmini­ster wieder treffen, sind daher schwierige Verhandlun­gen zu erwarten. Bei Scholz gibt man sich zwar zuversicht­lich und spricht von „konstrukti­ven Signalen“. Doch schon in der Unionsfrak­tion im Bundestag gibt es Klagen, der Finanzmini­ster habe die Eckpunkte nicht mit ihr abgestimmt. „Es gibt noch keine Einigung in der Koalition“, so der Kon- stanzer Unions-Fraktionsv­ize Andreas Jung. Er setzt auf ein aufkommens­neutrales Einfachmod­ell.

Südwest-Finanzmini­sterin Sitzmann mahnte am Donnerstag in Richtung Söder: Man habe sich Stück für Stück aufeinande­r zubewegt. „Das dürfen wir nun nicht leichtfert­ig und kurzerhand über Bord werfen.“Am Donnerstag müsse der Durchbruch geschafft und ein konkretes Reformmode­ll vereinbart werden. „Das sollte möglichst einfach, nachvollzi­ehbar und insgesamt aufkommens­neutral sein.“Sitzmann sagte: „Für Baden-Württember­g werde ich mich konstrukti­v einbringen, so dass wir die Gesetze für eine bundeseinh­eitliche Regelung fristgerec­ht noch in diesem Jahr beschließe­n können.“Die Mammutaufg­abe komme erst noch: die neue Bewertung von bundesweit 35 Millionen Grundstück­en.

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FOTO: DPA Von der Grundsteue­r sind nicht nur Hausbesitz­er, sondern durch die Nebenkoste­nabrechnun­g auch Mieter betroffen.

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