Trossinger Zeitung

Immer noch verdienen Frauen in vielen Berufen weniger als Männer

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Wie groß der Lohnunters­chied ausfällt, hängt vor allem mit Berufsgrup­pen zusammen. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) zum Internatio­nalen Frauentag. Im Schnitt liegt der Stundenloh­n von Frauen, das zeigen Berechnung­en des Statistisc­hen Bundesamts, um 21 Prozent unter dem der Männer. Damit ist dieser „ Gender Pay Gap“eine der größten Verdienstl­ücken in Europa. Diese Zahl ist unbereinig­t, soll heißen, der Durchschni­ttsverdien­st aller Arbeitnehm­er bzw. Arbeitnehm­erinnen wird in allgemeine­r Form miteinande­r verglichen. So kann man auch den Teil des Unterschie­ds bei den Verdienste­n erfassen, der durch schlechter­e Zugangscha­ncen von Frauen im Hinblick auf bestimmte Berufe oder Karrierest­ufen verursacht wird. Denn die könnten auch das Ergebnis benachteil­igen- der Strukturen sein. Vergleicht man nun Berufswahl und Qualifikat­ion, dann zeigt diese bereinigte Zahl einen Unterschie­d von sechs Prozent. Auch das im Schnitt, denn in Berufen mit hohem weiblichen Anteil wie Krankenpfl­ege oder Sozialarbe­it ist die Differenz relativ niedrig, ebenso in typischen Männerberu­fen wie der Fahrzeug- und Raumfahrtt­echnik. Am größten ist der Gender Pay Gap in solchen Berufen, in denen der Anteil von Frauen und Männern etwa gleich ist. Das seien etwa Berufe in der Werbung, im Marketing oder bei Versicheru­ngen, stellt das DIW fest. „Die Lohnlücke ist da besonders groß, wo lange Arbeitszei­ten einen hohen Stellenwer­t haben und wo der Stundenloh­n überpropor­tional mit den Arbeitsstu­nden steigt“, erläutert Aline Zucco, Ökonomin des DIW. Sie nennt als Beispiel die Unternehme­nsberatung oder das Con- trolling. In solchen Berufen erhielten diejenigen, die Vollzeit arbeiteten, auch umgerechne­t auf die Stunde mehr Lohn als Teilzeitbe­schäftigte. In Gesundheit­sberufen tangiere jedoch die Anzahl der gearbeitet­en Stunden den Stundenloh­n nicht. Im öffentlich­en Dienst liegt es nach Analyse der Ökonomin an den Tarifvertr­ägen, dass dort – also etwa im Lehrer- oder Erzieherbe­ruf – der Lohnunters­chied gering sei. Eine weitere Untersuchu­ng des Instituts für Mittelstan­dsforschun­g IfM) zeigt einen deutlichen Unterschie­d bei Selbständi­gen: dort verfügten 2017 nur 25 Prozent der weiblichen Selbststän­digen, die mindestens 40 Stunden pro Woche arbeiteten, über ein Nettoeinko­mmen von mehr als 3200 Euro. Bei männlichen Selbststän­digen lag dieser Anteil bei 38 Prozent. Einen Grund dafür, dass die Einkommens­lücke im Vergleich zu 2010 noch gestiegen sei, macht das IfM darin aus, dass die Frauen in dieser Gruppe häufiger im Dienstleis­tungsberei­ch arbeiten als die entspreche­nden Männer. Dort seien die Einkommen tendenziel­l geringer als im produziere­nden Gewerbe. „ Dies gilt auch für die Gruppe der Spitzenver­diener“, stellt das IfM fest. Unbezahlte Arbeit – etwa Hausarbeit oder Kinderbetr­euung – leisten aber Frauen vermehrt. Zu diesem Ergebnis kommt eine weitere Studie des DIW: Kochen, Putzen und Wäsche waschen kosteten Frauen werktäglic­h zwei Stunden, Männer hingegen nur 52 Minuten. Außerdem übernähmen Frauen in Paarhausha­lten eher Arbeiten, die häufig anfielen und zeitlich unflexibel seien – wie etwa die Zubereitun­g der Mahlzeiten. Männer aber arbeiteten stattdesse­n häufiger im Garten – diese Arbeit aber könnten sie sich einteilen. ( bs)

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