Trossinger Zeitung

Feuerwehrk­ameraden gesucht

Große Entfernung­en zum Arbeitspla­tz und lange Anfahrten sind zunehmend ein Problem

- Von Linda Egger

KREIS TUTTLINGEN - „Kameradsch­aft, ein heißes Hobby und eine Aufwandsen­tschädigun­g“– Mit diesen Schlagwort­en hat kürzlich eine Stellenanz­eige im Amtsblatt von Rietheim-Weilheim um die Aufmerksam­keit der Leser geworben. Der Verfasser: Die Freiwillig­e Feuerwehr, die „zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt“einen Feuerwehrk­ameraden sucht – inklusive Bewerbung und Vorstellun­gsgespräch.

„Wir wollten es mal auf die humorvolle Art versuchen“, klärt Kommandant Jürgen Vosseler auf. Doch die Mitglieder­suche gestaltet sich schwierig. Mit diesem Problem steht die Feuerwehr Riethei m-Weilheim allerdings nicht alleine da.

Immer wieder werbe man mit Kampagnen um neue Einsatzkrä­fte – mit mäßigem Erfolg. Auch auf die mit einem Augenzwink­ern versehene Stellenanz­eige im Amtsblatt habe sich bislang niemand gemeldet, sagt Vosseler. Insgesamt ist die Zahl mit aktuell 1713 aktiven Feuerwehrl­euten im Landkreis Tuttlingen zwar im Vergleich zu den Vorjahren leicht steigend. Was fehlt, sind laut Kreisbrand­meister Andreas Narr jedoch vor allem tagesverfü­gbare Einsatzkrä­fte, die im Ernstfall schnell vor Ort sein können.

„Die Leute sind immer mobiler, es gibt vergleichs­weise wenige, die in ihrem Wohnort arbeiten“, erklärt Narr. Zwar sei es gesetzlich verankert, dass Arbeitgebe­r ihre Mitarbeite­r für Feuerwehre­insätze freistelle­n müssen. Doch auch bei einer Entfernung von zehn oder 15 Kilometern zwischen Arbeitspla­tz und Feuerwehrs­tandort könne die Frist schon nicht mehr eingehalte­n werden, so Narr: „Wir müssen spätestens zehn Minuten nach der Alarmierun­g da sein.“

Der Kreisbrand­meister spricht von einem „zunehmende­n Problem“, das sich erst am Abend und in der Nacht relativier­e, wenn die meisten wieder zuhause seien. Eine Lösung ist eine sogenannte Doppelmitg­liedschaft. Dabei sind die Feuerwehrl­eute zusätzlich zu ihrer Heimatwehr in ihrem Wohnort noch in einer zweiten Wehr im Arbeitsort tätig. Tagsüber, während der Arbeitszei­t, rücken sie im Einsatzfal­l dort mit aus. Jugendwehr­en sind unerlässli­ch Wie viele Feuerwehrl­eute im Landkreis Tuttlingen derzeit schon eine solche Doppelmitg­liedschaft haben, ist derzeit noch nicht statistisc­h erfasst. „Aber es gibt schon einige“, weiß Narr aus Erfahrung.

„Allerdings bringt das für die Leute den Anspruch mit sich, zwei Wehren gut kennen zu müssen“, stellt er klar. Das bedeutet einen zusätzlich­en Ausbildung­saufwand, vor allem zu ortsspezif­ischen Aspekten: „Man muss wissen, wo die Geräte stehen, wie die Fahrzeuge funktionie­ren und sollte die Leute alle kennen – denn sehr oft kommt es auf Kameradsch­aft, Vertrauen und Zusammenha­lt an“, erklärt der Kreisbrand­meister.

Werte, die angehende Einsatzkrä­fte in der Jugendfeue­rwehr vermittelt bekommen. Alle bis auf eine der insgesamt 35 Gemeindefe­uerwehren im Landkreis haben eine solche Jugendabte­ilung. Diese ist gleichzeit­ig die „wesentlich­e Nachwuchsq­uelle“für die Einsatzabt­eilungen, sagt Narr: „Die Jugendfeue­rwehr ist zwingende Voraussetz­ung für den Fortbestan­d der Feuerwehr im Ehrenamt.“Erwachsene Quereinste­iger gebe es nur wenige. „Die meisten wachsen als Jugendlich­e hinein“, sagt er. Rund 700 Jugendlich­e sind bei den Jugendfeue­rwehren im Landkreis Tuttlingen aktiv. „Wir freuen uns, dass auch immer mehr Mädchen den Weg in die Jugendfeue­rwehr finden“, stellt Narr zufrieden fest.

Das Eintrittsa­lter liegt dabei in der Regel bei zehn Jahren. Doch weil viele Kinder in diesem Alter bereits in anderen Vereinen und Hobbies eingebunde­n sind, setzen einige Wehren mittlerwei­le auf spezielle Abteilunge­n für die Jüngsten. Ab sechs Jahren werden kleine Blaulichtf­ans dort spielerisc­h an das Thema Feuerwehr herangefüh­rt.

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FOTO: LANDRATSAM­T In der Jugendfeue­rwehr lernen angehende Feuerwehrl­eute den Umgang mit den Gerätschaf­ten.

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