KLS Martin baut Forschung in USA aus
Mitarbeiterzahl in Entwicklungsabteilung wird verdoppelt – Keine Nachteile für Deutschland
TUTTLINGEN - Das Medizintechnik-Unternehmen KLS Martin Group aus Tuttlingen investiert in seine Forschung. Allerdings betrifft die Aufstockung vor allem die Abteilung in den USA. Dort soll die Zahl der in der Entwicklung tätigen Mitarbeiter verdoppelt werden. Nachteile müssen die Standorte in Deutschland deshalb aber nicht fürchten.
„Wir werden unsere Entwicklungsabteilungen in Deutschland weder verkleinern noch schließen“, sagten die beiden Geschäftsführer der KLS Martin Group, Christian Leibinger und Michael Martin, im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein deutlich Beweis dafür sei der Neubau eines Produktions- und Konstruktionsgebäudes in Mühlheim. Forschung in Mühlheim wird durch Neubau gestärkt Zehn Millionen Euro lässt sich das Medizintechnik-Unternehmen den dreigeschössigen Neubau auf einer Fläche von 5300 Quadratmetern kosten. Damit ist das Produktions- und Konstruktionsgebäude die größte Einzelinvestition in der über hundertjährigen Geschichte des Unternehmens. Rund 150 der bereits 365 in Mühlheim tätigen Mitarbeiter werden in dem neuen Gebäude, das in diesem Jahr gebaut werden soll, arbeiten. Für die Forschung und Entwicklung sind mehr als 60 Frauen und Männer tätig.
Einer der Gründe, warum sich die KLS Martin Group künftig stärker im amerikanischen Markt engagiert, ist die neue EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR). Daraus machen Leibinger und Martin keinen Hehl. Die Anforderungen an die Zulassung von chirurgischen Instrumenten oder Implantaten sei in der Europäischen Union gestiegen. Zudem gebe es wegen der MDR noch große Unsicherheiten. „Der Gesetzestext der MDR liegt vor. Aber die Auslegung ist noch völlig offen“, meint Martin. Neue US-Produkte sollen auch für EU-Markt zugelassen werden Der Marktzugang in den USA sei einfacher, kalkulierbarer, findet Leibinger. Es gebe einen klaren Weg, der für die Zulassung beschritten werden müsse, und eine Frist, in der die US-amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel den Ver- kauf erlauben müsse oder eben nicht. Bedenken, dass die Produkte, die jenseits des Atlantiks entwickelt werden, nicht zu einer Verbesserung des Patientenwohls in Europa genutzt werden können, wehren die KLS Martin-Geschäftsführer ab. Sobald es in den USA eine Initiative zur Produktentwicklung gebe, werde es auch einen Austausch mit den deutschen Entwicklern geben. Bei Produkten, die für einen Markt bereits zugelassen worden sind, werde man versuchen, diese wechselseitig um eine Verkaufserlaubnis zu ergänzen.
Ein Schwerpunkt der Forschung in den USA wird der Verkauf von patientenspezifischen Implantaten sein. Anhand von elektronisch übermittelten Untersuchungsergebnissen wie aus dem MRT können die KLS Martin-Mitarbeiter passende Implantate für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie mittels 3D-Druck herstellen und die folgende Operation für den Arzt detailliert planen. Diese Dienstleistungen würden in den USA mehr als in Deutschland in Anspruch genommen, sagt Leibinger, dessen Unternehmen in diesem Bereich Weltmarktführer ist.