Die Gefahr im Untergrund
Was sind eigentlich Altlasten? Eine Erklärung zum Müll im Boden – ein Beispiel vom Heuberg
BÖTTINGEN/TUTTLINGEN - Es wird gebaut – dazu wird überall nach Fläche gesucht, auch im Landkreis Tuttlingen. Dabei werden immer wieder Gebäude auf alten Müllplätzen und verunreinigtem Boden hochgezogen. Der Untergrund ist dann meist schwer berechenbar – es kann zu gesundheitlichen Problemen kommen, Erde kann sich bewegen, Gebäude sind gefährdet. Was Altlasten sind, welche Gefahren es gibt, und über die Geschichte eines bekannten Beispiels aus dem nördlichen Landkreis. Was sind Altlasten? Das Bundesbodenschutzgesetz fasst unter dem Begriff Altlasten drei verschiedene Phänomene zusammen. Zum einen gibt es Grundstücke, auf denen in der Vergangenheit Abfälle gelagert wurden – die sogenannten Altablagerungen. Der Begriff beschreibt aber auch Flächen, auf denen gefährliche Stoffe verarbeitet wurden – bei dieser Gefahr sprechen die Behörden von Altstandorten. Die dritte und letzte Version des Begriffs sind die altlastverdächtigen Flächen. Bei diesen Grundstücken gibt es nur den Verdacht schädlicher Bodenveränderungen oder sonstiger Gefahren.
Ein Beispiel: Zu Bodenveränderungen oder verschmutztem Grundwasser kann es kommen, wenn ein Industriebetrieb unvorsichtig mit seinen Materialien umgeht. So könnte ein Unternehmen, das Zäune imprägniert, chemische Mittel falsch lagern. Wird Teeröl draußen falsch aufbewahrt, fließen giftige Inhaltsstoffe des Holzschutzmittels ungehindert in den Boden, lagern sich dort ab oder gelangen ins Grundwasser. Weitere typische Altablagerungen sind Benzol oder chlorierte Kohlenwasserstoffe. Das geheimnisvolle Kataster Das Baurechts- und Umweltamt Tuttlingen hat ein Kataster, das die im Landkreis vorhandenen Altlasten dokumentiert. Dort werden auch die Bewertungen altlastverdächtiger Flächen gemacht. Außerdem gibt es dort Informationen zu den Auswirkungen auf Mensch, Boden, Pflanzen und Grundwasser.
Aus datenschutzrechtlichen Gründen gibt das Landratsamt Tuttlingen dieses Kataster nicht öffentlich bekannt. Die Begründung der Pressestelle des Landratsamts: „Neben Umweltinformationen sind zugleich auch personenbezogene Informationen in unserem Bodenschutzund Altlastenkataster gespeichert.“Auskunftsanspruch erhalten laut Landratsamt deshalb nur Eigentümer oder durch den Eigentümer berechtigte Personen.
Im nördlichen Landkreis gibt es jedoch eine bekannte Fläche, deren Informationen zugänglich sind. Was schlummert im Rutschhang in Böttingen und welche Gefahr besteht? Ein kriechender Hang Es ist das Jahr 1966, als die kleine Fläche im Süd-Osten der Gemeinde als Müllhalde genutzt wird. „Zwei Jahre lang wurden dort Hausmüll, Erdaushub, Bauschutt, Gewerbe- und Küchenabfälle abgelegt“, sagt Bürgermeister Benedikt Buggle über den Hang am Riedersteinweg, schräg gegenüber des Skilifts. Nur ein paar Jahre später, Anfang der 70er Jahre, folgte dann schon die Baugenehmigung für dieses Gebiet. Ob es ein Fehler war, dort Familienhäuser errichten zu lassen? „Das ist nicht eindeutig zu beantworten, Natürlich beeinflussen die bestehenden Häuser oberhalb des Hanges die Festigkeit und damit die Bewegung des Hangs“, erläutert Buggle, aber nach 40 Jahren ohne größeren Schaden, könne man den Bau auch nicht eindeutig als Fehler beschreiben.
Sechs Meter soll die Abfall-Ablagerung unter den drei Wohnhäusern sein. Sechs Meter Müll, dessen Bewegungen überprüft werden müssen. Seit 1997 arbeitet die Gemeinde Böttingen mit einem Ingenieurbüro zusammen, das diese Bewegung misst. „Im vergangenen Jahr waren Bohrungen durchgeführt worden. Anhand dieser Messmethode versprechen sich die Experten Erkenntnisse über das Verhalten des Hanges im Untergrund“, sagt Buggle. Zuvor wurde die Bewegung der Masse lediglich an der Oberfläche beobachtet, nun können die zuständigen Ingenieure auf deutlich mehr Daten zurückgreifen. Das erste Ergebnis: Der Hang bewegt sich, aber nicht so drastisch wie befürchtet.
„Für exaktere Aussagen müssen wir die nächsten Monate abwarten, dann kann festgestellt werden, wie sich der Hang unter Einfluss von Wasser verhält“, sagt Buggle. Seit den 90ern beschäftigt sich die Gemeinde bereits mit den Gefahren am Riedersteinweg. Es wurden verschiedene Sanierungsmaßnahmen durchgerechnet, die Ideen reichten vom Nichtstun bis hin zu einer sechs Meter hohen Betonmauer. „Die aktuellen Messungen liefern positiv zu bewertende Ergebnisse, eine Mauer wird derzeit nicht benötigt“, sagt Buggle. Natürliche Rutschhänge, wie die in Stuttgart, bewegen sich laut Buggle sogar deutlich mehr als der Müll am Riedersteinweg. Dennoch müsse die Gemeinde dran bleiben, immer wieder auf die Messungen eingehen, „die wird es sicher noch lange geben“.