Gutachten: eine echte Chance
In dem Kreistagsbeschluss, vor der Zukunftsentscheidung ein Gutachten zu beauftragen, liegt eine große Chance.
Doch zuerst gilt es, mit einem Missverständnis aufzuräumen: Die große Bewegung, die die beabsichtigte Schließung der Klinik als Krankenhaus ausgelöst hat, sei durch die „Emotionalität“des Themas verursacht. Und das – den Gegensatz stellten mehrere Redner her – sei das Gegenteil einer rational zu fällenden Entscheidung. Bedeutet: Es könnten da im Nordkreis nicht ganz zurechnungsfähige Motive mitschwingen.
Nur: Der Gegensatz von rational ist irrational, der Gegensatz von emotional emotionslos.
Emotionalität auch ein Teil des Menschheitsüberlebens. Wer eine gute Intuition besitzt, dem fallen Gefahren auf, noch ehe der Verstand diese registriert hat. Emotionalität sortiert Wahrnehmungen auch in „wichtig“und „nicht wichtig“. Gesundheit ist Daseinsvorsorge, also sehr wichtig. Was daran irrational sein soll, müsste uns jemand noch einmal (vielleicht ganz langsam...) erklären.
Aber: Natürlich ist eine gute und spezialisierte Klinik in Tuttlingen auch für einen Menschen aus dem Nordkreis ein gutes Angebot. Das kann bei einem Gutachten ja trotzdem herauskommen. Aber dann auf der Basis von Daten und Fakten und nicht der Verbeugung vor Rahmenbedingungen, deren Details und Spielräume gar nicht durchgerechnet worden sind.
Es ist für die Bevölkerung des Landkreises eine gute Nachricht, dass sich die CDU-Fraktion zu diesem mutigen Antrag entschlossen hat. Sie und andere Redner sagten in der Sitzung, sie hätten sich noch nie so intensiv mit einer Frage des Kreistags beschäftigt. Wer den Prozess begleitet hat, weiß, dass alle Fraktionen sehr um ihre Haltung gerungen haben. Man kann ihnen abnehmen, dass trotz vereinzelter Signale zu Beginn des Diskussionsprozesses, sie sich nicht durch Wahltaktik treiben ließen.
Guten Willen kann man allen politisch Beteiligten unterstellen. Allzuviel Einfallsreichtum aber nicht. Und genau dazu könnte das Gutachten dienen.
Dazu gehört auch das, was sich in den Wochen der Diskussion und auch ganz klar in der Sitzung gezeigt hat: Wenn unisono Ärzte die Klinik als „Kleinod“bezeichnen und die Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit sehr hoch ist, wenn die zuwendungsvolle, engagierte Betreuung als etwas Besonderes wahrgenommen und geschildert wird. Dann ist das ein Pfund, mit dem so ein Standort wuchern muss. Einen Profilbereich hier in medizinischen Bereichen, – jenseits der Notaufnahme –, zu entwickeln, die das fordern – etwas Besseres könnte gar nicht passieren.
Dass es jetzt noch eine Phase der Selbstüberprüfung und der möglichen Perspektiven bleibt, ist auch ein Signal an die Beschäftigten: Sie werden gesehen in ihrem Tun und ihrem beruflichen Idealismus. Der Kreistag versucht, dieses „Kleinod“in seiner Substanz in Spaichingen zu halten. Das ist – gerade angesichts des unfairen Drucks, der jetzt aufgebaut wird, wer schuld sein soll, wenn das Personal abwandert – ein großer Vertrauensbeweis. Es wäre schön, wenn das Spaichinger Personal dieses Vertrauen so zurück gäbe, indem es bei der Stange bleibt und mit um dieses Kleinod kämpft.
Der zurück liegende Bürgermeisterwahlkampf in Gosheim habe viele Leute für kommunalpolitische Themen interessiert, berichtet Gerd Grewin. Der Betriebsratsvorsitzende ist einer der Aktiven, die die neue Liste auf die Beine stellen. Bisher gibt es in der Gemeinde die Freien Wähler und die CDU, wobei die 14 Räte generell so