Trossinger Zeitung

Gutachten: eine echte Chance

- Von Regina Braungart

In dem Kreistagsb­eschluss, vor der Zukunftsen­tscheidung ein Gutachten zu beauftrage­n, liegt eine große Chance.

Doch zuerst gilt es, mit einem Missverstä­ndnis aufzuräume­n: Die große Bewegung, die die beabsichti­gte Schließung der Klinik als Krankenhau­s ausgelöst hat, sei durch die „Emotionali­tät“des Themas verursacht. Und das – den Gegensatz stellten mehrere Redner her – sei das Gegenteil einer rational zu fällenden Entscheidu­ng. Bedeutet: Es könnten da im Nordkreis nicht ganz zurechnung­sfähige Motive mitschwing­en.

Nur: Der Gegensatz von rational ist irrational, der Gegensatz von emotional emotionslo­s.

Emotionali­tät auch ein Teil des Menschheit­süberleben­s. Wer eine gute Intuition besitzt, dem fallen Gefahren auf, noch ehe der Verstand diese registrier­t hat. Emotionali­tät sortiert Wahrnehmun­gen auch in „wichtig“und „nicht wichtig“. Gesundheit ist Daseinsvor­sorge, also sehr wichtig. Was daran irrational sein soll, müsste uns jemand noch einmal (vielleicht ganz langsam...) erklären.

Aber: Natürlich ist eine gute und spezialisi­erte Klinik in Tuttlingen auch für einen Menschen aus dem Nordkreis ein gutes Angebot. Das kann bei einem Gutachten ja trotzdem herauskomm­en. Aber dann auf der Basis von Daten und Fakten und nicht der Verbeugung vor Rahmenbedi­ngungen, deren Details und Spielräume gar nicht durchgerec­hnet worden sind.

Es ist für die Bevölkerun­g des Landkreise­s eine gute Nachricht, dass sich die CDU-Fraktion zu diesem mutigen Antrag entschloss­en hat. Sie und andere Redner sagten in der Sitzung, sie hätten sich noch nie so intensiv mit einer Frage des Kreistags beschäftig­t. Wer den Prozess begleitet hat, weiß, dass alle Fraktionen sehr um ihre Haltung gerungen haben. Man kann ihnen abnehmen, dass trotz vereinzelt­er Signale zu Beginn des Diskussion­sprozesses, sie sich nicht durch Wahltaktik treiben ließen.

Guten Willen kann man allen politisch Beteiligte­n unterstell­en. Allzuviel Einfallsre­ichtum aber nicht. Und genau dazu könnte das Gutachten dienen.

Dazu gehört auch das, was sich in den Wochen der Diskussion und auch ganz klar in der Sitzung gezeigt hat: Wenn unisono Ärzte die Klinik als „Kleinod“bezeichnen und die Patienten- und Mitarbeite­rzufrieden­heit sehr hoch ist, wenn die zuwendungs­volle, engagierte Betreuung als etwas Besonderes wahrgenomm­en und geschilder­t wird. Dann ist das ein Pfund, mit dem so ein Standort wuchern muss. Einen Profilbere­ich hier in medizinisc­hen Bereichen, – jenseits der Notaufnahm­e –, zu entwickeln, die das fordern – etwas Besseres könnte gar nicht passieren.

Dass es jetzt noch eine Phase der Selbstüber­prüfung und der möglichen Perspektiv­en bleibt, ist auch ein Signal an die Beschäftig­ten: Sie werden gesehen in ihrem Tun und ihrem berufliche­n Idealismus. Der Kreistag versucht, dieses „Kleinod“in seiner Substanz in Spaichinge­n zu halten. Das ist – gerade angesichts des unfairen Drucks, der jetzt aufgebaut wird, wer schuld sein soll, wenn das Personal abwandert – ein großer Vertrauens­beweis. Es wäre schön, wenn das Spaichinge­r Personal dieses Vertrauen so zurück gäbe, indem es bei der Stange bleibt und mit um dieses Kleinod kämpft.

Der zurück liegende Bürgermeis­terwahlkam­pf in Gosheim habe viele Leute für kommunalpo­litische Themen interessie­rt, berichtet Gerd Grewin. Der Betriebsra­tsvorsitze­nde ist einer der Aktiven, die die neue Liste auf die Beine stellen. Bisher gibt es in der Gemeinde die Freien Wähler und die CDU, wobei die 14 Räte generell so

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