Chance für zusätzliche Haltestelle
Verkehrspolitische Gespräche in Tuttlingen befassen sich mit Donautal- und Gäubahn
TUTTLINGEN - Die Finanzierung für einen Ausbauabschnitt der Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen steht. Und auch für den Ausbau der Donautalbahn gibt es Finanzierungsmöglichkeiten. Das waren die Botschaften von Steffen Bilger, parlamentarischer Staatssekretär in Bundesverkehrsministerium, der am Mittwoch zu verkehrspolitischen Gesprächen nach Tuttlingen angereist war.
Er informierte Stadtverwaltung und Fraktionsführer im Gemeinderat über den aktuellen Stand in Sachen Schienenausbau. Aus Tuttlingen nahm Bilger vor allem eins mit: Eine Mahnung, an den Schienenprojekten in der Region dran zu bleiben.
Ein weiterer Halt der Donautalbahn in Tuttlingen und möglichst viele der 17 000 Einpendler in Tuttlingen aus dem Auto unter anderem auf die Schiene zu bringen. Das wünscht sich Oberbürgermeister Michael Beck. Doch noch gibt es Hürden für weitere Haltestellen auf der Strecke. Unter anderem fährt die Dieselbahn nicht schnell genug, um trotz zusätzlicher Haltestellen den Takt zu halten. Und: Eine durchgängige Elektrifizierung ist schwierig, denn auf dem Weg gibt es mehrere Brücken und Tunnel, die das sehr teuer machen. Bis 2021 muss der Landkreis wissen, welche Züge in Zukunft auf der Strecke rollen sollen: Diesel oder Elektro, Hybrid oder Wasserstoff? Und: Wer zahlt das?
Um diese Fragen ging es bei den verkehrspolitischen Gesprächen im Tuttlinger Rathaus am Mittwoch. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Steffen Bilger, war aus Berlin angereist, um mit der Stadtverwaltung und den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats über Finanzierungsmöglichkeiten zu sprechen. Die Botschaft von Bilger: Es gibt solche von der Bundesregierung. Vor allem für alternative Antriebe – eine Information, die die Entscheidungsfindung im Kreistag beeinflussen dürfte. Finanzierung soll bald stehen Doch das war nicht der einzige Grund für Bilgers Besuch. Er brachte noch andere Nachrichten für die Region mit: „Es geht nur noch um Tage“, verkündete er im Tuttlinger Rathaus. Die Finanzierungsvereinbarung für den Ausbau der Gäubahn im Abschnitt Horb-Neckarhausen stehe kurz vor der Unterzeichnung. Bis Ende März wolle man die Unterschriften zusammen haben. Viele verschiedene Akteure seien beteiligt, die das Vorhaben aufwendig prüfen – zum Beispiel das Bundesfinanzministerium. „Schließlich geht es hier um Steuergeld“, so Bilger. Dort soll eine sogenannte Doppelspurinsel entstehen – eine Zugkreuzung, auf der sich entgegenkommende Züge ausweichen können. 34 Millionen Euro hat der Bund für den Bauabschnitt vorgesehen. Schon im kommenden Jahr könnten die Arbeiten beginnen.
Das Ziel: Nach dem Komplettausbau sollen Züge auf der Strecke von Stuttgart nach Zürich nur noch zwei Stunden und fünfzehn Minuten anstatt drei Stunden benötigen.
Schon 2016 hatte der Bund den Ausbau mit „vordringlichem Bedarf“in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen – nachdem sich das Land bereiterklärt hatte, die teuren Züge mit Neigetechnik selbst anzuschaffen und den Streckenbetrieb auszuschreiben. Denn zwischen Deutscher Bahn und dem Land Baden-Württemberg tobte lange Zeit ein Streit um die sogenannte Neigetechnik. Denn nur mit der ist eine drastische Fahrzeitverkürzung möglich – doch die ist teuer. Ein Grund, warum die Bahn die Technik ablehnte und dabei Unterstützung vom Bund erhielt. Ausbau bis spätestens 2030 Doch es hängt nicht nur an der Neigetechnik. Denn neben dem vor der endgültigen Finanzierungsvereinbarung stehenden Bauabschnitt HorbNeckarhausen gibt es noch zwei weitere Engstellen auf der Strecke: Rottweil-Neufra und Rietheim-Wurmlingen. So mahnten Landes-Europaminister Guido Wolf und CDU-Bundestagsabgeordneter Volker Kauder bei den verkehrspolitischen Gesprächen, die verbleibenden beiden Ausbaustrecken angesichts der langen Planungszeit schnellstmöglich anzugehen. Der Verkehrswegeplan sieht den Ausbau mit Gesamtinvestitionen von insgesamt 550 Millionen Euro bis spätestens 2030 vor.