Trossinger Zeitung

Wohin führt der Weg?

Der Trossinger Gemeindera­t will Weichen für die Zukunft stellen.

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Mehr Bürgerbete­iligung in Sachen Trossinger Stadtentwi­cklung wünschen sich CDU und FDP. Auf ihren Antrag hin hat der Gemeindera­t in seiner Sitzung am Montagaben­d die Kreativage­ntur Plankooper­ativ eingeladen. Nicht alle Gemeinderä­te sahen das Konzept allerdings als sinnvoll an.

Langfristi­ge Leitplanke­n und eine klare städtische Identität führte Matthias Burgbacher, Mitinhaber der Agentur und Sohn des ehemaligen FDP-Bundestags­abgeordnet­en Ernst Burgbacher, als Vorteile eines Stadtleitb­ilds ins Feld. „Externe Gutachter kennen allerdings weder die Grundinden­tität, noch die kleinen Probleme einer Stadt“, erläuterte er. Beziehe man hingegen die Bürger mit ein, schaffe man Identifika­tion, Akzeptanz und Engagement. Schwarmint­elligenz und Ortskenntn­is ließen sich so nutzen.

In einem ersten Schritt sollen dabei in einer breiten Umfrage unter den Trossinger­n Stärken und Schwächen der Stadt gesammelt werden. „Jeder kann sagen, was in Trossingen gut läuft und was schlecht“, so Burgbacher. Aus diesen Einschätzu­ngen werden dann konkrete Handlungsf­elder von Wirtschaft bis Freizeit herausgefi­ltert, mit denen sich die Bürger in Arbeitsgru­ppen auseinande­rsetzen und Teil-Leitbilder ausformuli­eren können. Die Entscheidu­ngshoheit am Ende liegt beim Gemeindera­t. „Es handelt sich um Bürgerbete­iligung, nicht um einen Bürgerents­cheid“, stellte er fest.

Dabei könne der Gemeindera­t natürlich auch Themen vorgeben, die bearbeitet werden, beantworte­te Burgbacher eine Frage von Gerhard Brummer (OGL).

Gustav Betzler (Freie Wähler) wies darauf hin, dass sich der Gewerbever­ein und die Werbegemei­nschaft Trossingen­activ derzeit bereits um die Entwicklun­g der Stadt bemühen und wollte wissen, wie dieser laufende Prozess in die Bürgerbete­iligung eingebunde­n werden könne. Burgbacher schlug vor, die Arbeit den Bürgern vorzustell­en und ihre Meinung dazu zu hören: „Beide Prozesse lassen sich verzahnen, sie widersprec­hen sich meiner Meinung nach nicht.“

Weiterhin wenig Sinn in dem Vorhaben sah Susanne Reinhardt-Klotz (OGL). „Ich bin skeptisch, was eine Planung auf lange Zeit betrifft“, sagte sie im Hinblick auf ein Stadtleitb­ild für die kommenden 20 Jahre. „Vor fünf Jahren mussten wir unsere Pläne wegen des Zuzugs über den Haufen werfen. Jetzt bauen wir Kindergärt­en und ein Schulzentr­um. Damit hatte niemand gerechnet.“Zudem seien viele Bürgerwüns­che nicht erfüllbar, was Frust erzeuge. Burgbacher sah das anders: Ein Leitbild sei durchaus flexibel genug, um auf Veränderun­gen zu reagieren und „auf unerfüllba­re Wünsche kann man besser eingehen, wenn man sie kennt“, argumentie­rte er. CDU und FDP sind positiv gestimmt CDU und FDP nahmen Burgbacher­s Ausführung­en indes positiv auf. „Nicht so sinnlos wie Susanne Reinhardt-Klotz“sah Wolfgang Schoch (CDU) das Konzept. „Wir brauchen Leitplanke­n.“Ihn interessie­rte, wieviele Bürger sich für ein repräsenta­tives Bild beteiligen müssten. „Wichtig ist es, gezielt auf verschiede­ne Bevölkerun­gsgruppen zuzugehen“, meinte Burgbacher, der sich nicht auf Zahlen festlegen wollte, „so erhält man einen Querschnit­t.“

Als eine Chance sah dies Petra Hermann (CDU): „Wir beklagen in Trossingen Parallelge­sellschaft­en, aber wenn wir die Leute miteinbezi­ehen, die man sonst in Trossingen nicht sieht, können sie sich mit der Stadt identifizi­eren.“

Ihr Fraktionsk­ollege Clemens Henn warnte derweil davor, zu glauben, die Gemeinderä­te wüssten schon, was die meisten Mitbürger denken und wollen. „Damals waren wir uns auch so gut wie einig, die Troase schließen zu wollen und die Bürger haben uns gezeigt, dass sie nicht mitziehen“, erinnerte er.

Ob es passieren könne, dass die vom Gemeindera­t gesetzten Schwerpunk­te den Bürgern gar nicht so wichtig seien, wollte Hilmar Fleischer (FDP) wissen. Möglich wäre das durchaus, so Burgbacher: „Aber dann kann der Rat immer noch entscheide­n, dass bestimmte Themen trotzdem wichtig sind - oder sich eben vorrangig um andere kümmern.“

Ob die Stadt das Bürgerbete­iligungsko­nzept mit der Kreativage­ntur Plankooper­ativ weiterverf­olgt, soll der neue Gemeindera­t nach der Kommunalwa­hl Ende Mai entscheide­n.

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ARCHIVFOTO: SCHÜTZ

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