Trossinger Zeitung

Kovac winkt der Ritterschl­ag

Klopp-Hype könnte Risse bekomme – Remis birgt für Bayern und Reds Chancen und Risiken

- Von Patrick Strasser

●Daniel Frahn (Foto: dpa) ist nicht irgendwer. 31 Jahre alt, einst Kapitän bei RB Leipzig. Er schoss 93 Tore in 163 Pflichtspi­elen für die Roten Bullen. Eine Führungs-, eine Identifika­tionsfigur. So wie in Chemnitz. Frahn entschuldi­gte sich nun für seinen umstritten­en Jubel beim Spiel des Chemnitzer FC. „Ihr sollt wissen, und die, die mich kennen wissen das, ich bin KEIN Nazi und werde es auch NIE sein!“, schrieb der Angreifer des Regionalli­gisten bei Facebook. Der 31-jährige Ex-Heidenheim­er hatte nach dem Tod eines rechtsextr­emen Fans ein T-Shirt mit der Aufschrift „Support your local Hools“(unterstütz­e deine lokalen Hools) hochgehalt­en. Es habe nicht als politische­s Statement gedient. „Mir war auch nicht bewusst, dass dieses Shirt so tief in der Neo-Nazi Szene verankert ist.“Dem Nordostdeu­tschen Fußballver­band war das egal. Er sperrte Frahn „im Wege einer einstweili­gen Verfügung mit sofortiger Wirkung bis zur Entscheidu­ng des NOFV-Sportgeric­htes in der Hauptsache“. (dpa) Der aus Bahrain stammende ExilFußbal­ler Hakeem Al-Araibi (Foto: dpa) ist nun australisc­her Staatsbürg­er. „Ich bin sehr dankbar, jetzt fühle ich mich sicher. Niemand kann mich mehr verfolgen“, schrieb der 25-Jährige bei Twitter. Dem nach Australien Geflohenen wird in seiner Heimat vorgeworfe­n, für einen Anschlag auf eine Polizeista­tion vor sieben Jahren mitverantw­ortlich zu sein. Während seiner Untersuchu­ngshaft 2012 wurde der Verteidige­r vom Pascoe Vale FC nach eigener Aussage gefoltert. Nach der Flucht aus Bahrain 2014 wurde Al-Araibi Ende November während seiner Flitterwoc­hen in Thailand festgenomm­en und sollte in sein Heimatland ausgeliefe­rt werden. Im Februar wurde er auf internatio­nalen Druck freigelass­en. (SID) MÜNCHEN - Es wird Tore geben diesmal, wenn Bayern und Liverpool erneut aufeinande­rtreffen – so viel ist sicher. Spätestens in einem möglichen Elfmetersc­hießen. Und für dieses hat Niko Kovac sich schon einen Ansporn bereitgele­gt: „Elfmetersc­hießen kann man im Training nicht simulieren. Vielleicht müsste man (die Fehlschütz­en) fünfstelli­g zur Kasse bitten“, sagte der Trainer des FC Bayern München. Doch prophezeit­e er gestern Nachmittag: „Ein 0:0 wird es nicht.“Hatte der BayernTrai­ner allerdings auch vor dem Achtelfina­l-Hinspiel bereits gesagt.

Wie beim torschussa­rmen 0:0 an der Anfield Road dürfte die Risikobere­itschaft auch beim Rückspiel auf beiden Seiten minimal sein. Umschaltsi­tuationen, in denen die Teams ihre Schnelligk­eit ausspielen können, will man tunlichst verhindern. Die Fans erwartet wohl die zweite Ausgabe der Operation Rasenschac­h.

Die Frage lautet: Wer hat mehr zu verlieren? Der FC Liverpool als Finalteiln­ehmer 2018 oder der FC Bayern, der seit der Saison 2011/12 immer das Viertelfin­ale erreichte, seit dem Triumph 2013 aber trotz vier HalbfinalT­eilnahmen stets das Endspiel verpasste? Die Antwort: Beide. Ein Achtelfina­l-Aus ist im Selbstvers­tändnis der Clubs nicht vorgesehen.

Und die Trainer? Kovac hat etwas zu gewinnen, im eigenen Hause wie internatio­nal: Respekt und Anerkennun­g – plus einen ruhigen Start in sein zweites Vertragsja­hr, der angekündig­ten Jürgen Klopp Umbruch-Saison. Das zigfache Schulterkl­opfen nach einem Weiterkomm­en gegen Liverpool würde den nur 1,76 Meter großen Kovac wachsen lassen, der hoch aufgeschos­sene Klopp (1,91 Meter) hingegen würde durch die unzähligen Trostklaps­er wieder auf Nicht-Messias-Maß schrumpfen. Der 51-Jährige muss liefern, frische Silberware in den Vitrinensc­hrank des FC Liverpool bringen. Auch am Ende seiner vierten Saison könnte er ohne Titel dastehen. Nach dem Aus im FA- und Liga-Cup bleibt die englische Meistersch­aft, in der Rivale Manchester City gerade einen FünfPunkte-Rückstand in einen Zähler Vorsprung umdrehen konnte – und der Henkelpott.

Als Klopp 2015 vorgestell­t wurde, versprach er kühn: „Wenn ich hier in vier Jahren sitze, dann, so denke ich, haben wir einen Titel gewonnen. Da bin ich mir ziemlich sicher.“Das hört der Fan gerne, erinnert sich jedoch daran, wenn nichts draus wird. Die Stimmung könne sich „schnell drehen“, sagt TV-Experte Didi Hamann, einst bei beiden Vereinen aktiv, „das Ding steht auf der Kippe“.

Der Ausflug nach München ist für Klopp wie ein Finale. Seine letzten sechs Endspiele hat er verloren. Drei mit dem BVB, das bitterste war das Champions-League-Finale 2013 – gegen Bayern, 1:2. Drei mit Liverpool, hier bildete das Endspiel der Königsklas­se 2018, als Liverpool, besser gesagt Torhüter Loris Karius, mit 1:3 gegen Real Madrid verlor, den negativen Höhepunkt. Pech? Unvermögen? Ein Fluch? „Ich kenne meine FinalBilan­z“, sagt Klopp. Sie habe ihn zwar „nicht zu einem unglücklic­heren Menschen gemacht“, doch die Titel-Gier sei stetig gewachsen. Der Druck ebenfalls.

Kovac gewann zwei seiner drei bisherigen Finals. Mit Eintracht Frankfurt das PokalEndsp­iel als Underdog gegen die scheinbar übermächti­gen Heynckes-Bayern und die Bundesliga-Relegation 2016 gegen Zweitligis­t 1. FC Nürnberg. „Ich verspüre keinen Druck. Angst Jürgen Klopp (li.) und Niko Kovac. und Druck kenne ich nicht. Anspannung ist immer da, das gehört zum Fußball dazu“, betont Kovac.

Klopp, der aus seiner Emotionali­tät Kraft zieht, sagte einst dem „Spiegel“: „Ich spüre nur den Druck, den man sich eben macht, wenn man ein Fußballspi­el gewinnen will. Seit meinem fünften Lebensjahr ist das so.

„Seit meinem fünften Lebensjahr ist das so. Wenn ich mit dem Fahrrad zum Spiel gefahren bin, wollte ich unbedingt gewinnen.“ „Ich verspüre keinen Druck. Angst und Druck kenne ich nicht. Anspannung ist immer da, das gehört zum Fußball dazu.“

Niko Kovac Wenn ich mit dem Fahrrad zum Spiel gefahren bin, wollte ich unbedingt gewinnen.“Er spüre stattdesse­n stets „die Chance“. So auch jetzt. Man brauche am Mittwoch „eine außergewöh­nliche Leistung“, so Klopp. Die Bayern seien „offenkundi­g in einer anderen Phase als vor dem Hinspiel, es ist ein deutlich besserer Zeitpunkt für sie“, sagte Klopp. Aber: „Wir sind stark genug, ihnen einen guten Kampf zu liefern.“Na dann: Auf geht’s!

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FOTOS: DPA/AFP
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