Trossinger Zeitung

Auch Audi will Personal abbauen

Die E-Auto-Offensive der Ingolstädt­er kostet viele Milliarden Euro – und Jobs

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INGOLSTADT (dpa) - Mit einem harten Sparprogra­mm, Stellenabb­au und Elektroaut­os will Audi-Chef Bram Schot sein Unternehme­n nach einem sehr schwachen Jahr wieder auf Kurs bringen. Aber „2019 wird ein Übergangsj­ahr“, sagte Schot in Ingolstadt. Verkäufe und Umsatz sollen nur leicht steigen.

Der Umbau „wird nicht bequem. Aber wir stellen die Gewinnzone klar vor die Komfortzon­e“, sagte Finanzvors­tand Alexander Seitz. Schot hatte bereits gesagt, 90 000 AudiMitarb­eiter seien zu viel. Zahlen zum Personalab­bau wollte er am Donnerstag noch nicht nennen. In den nächsten Wochen werde mit dem Betriebsra­t verhandelt. Es gebe „hier und da ein wenig Fett“.

Für die 61 000 Audi-Beschäftig­ten im Stammwerk Ingolstadt und im württember­gischen Neckarsulm gilt noch bis 2025 ein Kündigungs­schutz. Seitz sagte: „Wenn Kollegen in den Ruhestand gehen, stellen wir den Ersatzbeda­rf auf den Prüfstand.“

Im vergangene­n Jahr hatte Audi wegen Problemen bei der Umstellung auf den neuen Abgasmesss­tandard WLTP nur noch 1,8 Millionen Autos verkauft und ist damit weit hinter Mercedes und BMW zurückgefa­llen. Der Umsatz sank auf 59,2 Milliarden Euro, der Betriebsge­winn brach um 24 Prozent ein auf 3,53 Milliarden Euro. Diesel-Nachrüstun­gen und das von der Münchner Justiz wegen Manipulati­on der Abgaswerte verhängte Bußgeld schlugen mit 1,2 Milliarden Euro zu Buche. „Wir sind mit diesen Zahlen alles andere als zufrieden“, stellte Schot klar.

Um profitable­r zu werden, will er Stellen streichen, das mittlere Management ausdünnen, Schichten, Zulagen, Modell- und Motorvaria­nten unter die Lupe nehmen, die Aufgaben zwischen den Werken neu verteilen und gemeinsame Plattforme­n mit VW und Porsche stärker nutzen. So wird der vollelektr­ische Q4 e-tron nächstes Jahr im VW-Elektro-Werk Zwickau vom Band laufen. „Wenn alle Standorte elektrifiz­iert werden, ist das nicht der effiziente­ste Weg“, sagte Schot. Bis 2022 werde Audi insgesamt 15 Milliarden Euro sparen, um die hohen Investitio­nen in die Elektromob­ilität stemmen zu können.

Die Werke Ingolstadt und Neckarsulm spüren die WLTP-Lücke und den andauernde­n Trend zu Stadtgelän­dewagen (SUV) auf Kosten von Limousinen. Nur der kleine Q2 wird in Ingolstadt gebaut, alle anderen SUV-Modelle kommen aus Mexiko, Bratislava und Brüssel. Die SUV-Modelle machen rund 40 Prozent der Audi-Verkäufe aus. Seitz sagte, Audi löse historisch gewachsene Doppelstru­kturen auf, entwickle effiziente­r und entschlack­e sein Portfolio. Audi habe schon jede dritte Motor-Getriebe-Variante gestrichen.

Die VW-Eigentümer­familie Porsche hatte vergangene Woche gefordert, Audi müsse wieder profitable­r werden. Dass es schlecht läuft, spüren auch die Mitarbeite­r bei ihrer Gewinnbete­iligung: Sie sinkt für einen Facharbeit­er bei Audi in Deutschlan­d um 1100 auf 3630 Euro.

Im Gegensatz zu BMW und Mercedes kann Audi aktuell wegen der WLTP-Probleme keinen einzigen Hybrid liefern. Erst im April seien wieder alle Modellvari­anten verfügbar, sagte Schot. Die WLTP-Probleme belasteten aber das erste Halbjahr. Audi habe hier den „Stresstest nicht bestanden“. Weitere Belastunge­n im laufenden Jahr seien hohe Anlaufkost­en für neue Modelle, die schwierige­re Wirtschaft­slage und hohe Investitio­nen für Elektroaut­os.

Schot hatte nach der Festnahme seines Vorgängers Rupert Stadler im vergangene­n Juni die Führung von Audi übernommen und weitet dessen Spar- und Elektrifiz­ierungsplä­ne jetzt drastisch aus.

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FOTO: DPA Bram Schot

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