Trossinger Zeitung

Stuttgarte­r Theaterhau­s in Geldnöten

Die für die Tanz-Kompanie „Gauthier Dance“bekannte Einrichtun­g bittet nach Rückzug von Sponsoren um Hilfe

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STUTTGART (dpa) - Das Theaterhau­s in Stuttgart mit der bekannten Tanz-Kompanie von Choreograf Eric Gauthier steckt in finanziell­en Nöten. Wegen wegbrechen­der Sponsoreng­elder in Höhe von 300 000 Euro, hoher Kosten für eine neue Brandmelde­anlage und geringeren Einnahmen im vergangene­n Sommer fehlten seinem Haus plötzlich 600 000 Euro, sagte Theaterhau­sleiter Werner Schretzmei­er am Samstag. Er und Theaterhau­svorstand Joachim Bark hätten daher in der vergangene­n Woche einen Brief an die Kulturpoli­tiker in Stadt und Land geschriebe­n und diese darum gebeten, die Lücke zu schließen. Wenn die Stadt 400 000 Euro und das Land 200 000 Euro übernehmen würden, „wäre das angemessen“, sagte Schretzmei­er.

In dem Brief ist von einer „drohenden Insolvenz“des Theaterhau­ses die Rede. „Die Begrifflic­hkeit ist eine heftige, das weiß ich“, sagte Schretzmei­er. „Aber irgendwann muss man auch mal ein Stück weit Klartext reden.“Zuerst hatten „Stuttgarte­r Zeitung“und „Stuttgarte­r Nachrichte­n“darüber berichtet.

Schretzmei­er erläuterte, durch das überaus gute Wetter im Sommer 2018 seien gut 12 000 Zuschauer weniger gekommen als normalerwe­ise. Selbst die Tanz-Kompanie, die sonst ein „garantiert­er Zuschauerm­agnet“sei, habe Einbußen gehabt – genau wie die meisten Kinos in Deutschlan­d.

Das Theaterhau­s sei im Grunde schon immer unterfinan­ziert, sagte Schretzmei­er. Mit Sponsoreng­eldern habe man immer Löcher gestopft. „Den Erdrutsch ausgelöst“habe dann, dass Ende Februar plötzlich drei Sponsoren ihre Zusagen zurückzoge­n. „Wir kriegen das nicht mehr mit eigenen Kräften hin“, sagte Schretzmei­er dazu. Allein der Personalet­at mache bei etwa 100 Festangest­ellten rund 4,4 Millionen Euro aus. 2,9 Millionen bekomme das Haus von Stadt und Land. „Das heißt, wir müssen jährlich 1,5 Millionen Euro generieren, nur damit das Personal bezahlt ist. Ein Betrieb, der nicht einmal sein Personal bezahlen kann, existiert wirklich an der Kante. Da darf im Grunde nichts passieren.“

Eric Gauthier teilte mit, er empfinde die aktuelle Entwicklun­g „fast als surreal“. Für Samstagabe­nd stand die Premiere seiner neuen Produktion „Deuces“auf dem Programm, mit acht Uraufführu­ngen von „weltweit renommiert­en Choreograf­en“. „Wir alle sind fest entschloss­en: Auf diesem Level werden wir weitermach­en“, schrieb Gauthier.

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FOTO: MAKS RICHTER Empfindet die Situation als surreal: Eric Gauthier.

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