Trossinger Zeitung

VS erstrahlt nun in neuem Licht

Doch manchem missfällt: einerseits gleißend hell, auf der anderen Seite stockfinst­er

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Die LED-Beleuchtun­g ist in Villingen-Schwenning­en angekommen. Die Baden-Württember­g-Stadt erstrahlt in neuem Licht. Doch nicht jedem gefällt’s. Die neue Straßenbel­euchtung wird von vielen Bürgern kritisiert.

Das Oberzentru­m ist ein echter Vorreiter: Läuft alles nach Plan, wird VS die erste Stadt ihrer Größe in Deutschlan­d sein, deren 13 400 Straßenleu­chten innerhalb von zwei Jahren flächendec­kend auf LED-Technik umgestellt sein werden. Spätestens im Frühsommer, nach aktuellen Prognosen aber sogar deutlich früher, soll das der Fall sein. Nach und nach werden deshalb jetzt die energiespa­renden Straßenleu­chten im Oberzentru­m eingeführt.

Der Unterschie­d ist groß. Während die bisher eingesetzt­en NAVLeuchte­n, die auf Natrium basierten, dunkelgelb leuchteten, strahlen die neuen Lampen weißlich. In der Schwenning­er Kinzigstra­ße fand die Umrüstung im Laufe dieser Woche statt. Doch nicht jedem gefällt’s. Die einen finden sie zu hell, die anderen zu weiß. Und für wieder andere ist die Beleuchtun­g viel weniger eine Geschmacks-, als vielmehr eine Sicherheit­sfrage, denn: „Auf der rechten Seite ist es komplett dunkel. (...) An anderen Stellen ist es taghell und blendet“, schildert beispielsw­eise die Schwenning­erin Birgit Bopp die Situation. Geteiltes Echo bei den Villingen-Schwenning­ern Ihre Veröffentl­ichung im Internet in der Facebookgr­uppe Stadtgeflü­ster VS findet ein großes Echo. Mit ihrer Meinung ist sie offenbar nicht alleine. „Find die Beleuchtun­g auch ganz schrecklic­h. Eine Seite stockdunke­l“, schreibt eine andere Userin, ein Villinger aus dem Ruhesteinw­eg findet es „taghell ... fürchterli­ch“, selten wird die neue Beleuchtun­g so positiv kommentier­t wie von einer jungen Weilersbac­hin: „Bei uns im Ort waren die erst paar Tage an, dann mal aus, jetzt leuchten sie und ich finde es super schön hell. Manches braucht einfach ein bisschen Geduld.“

An die Lichtfarbe mit 4000 Kelvin, an Fußgängerü­berwegen gar 5000 Kelvin muss sich offenbar mancher tatsächlic­h erst gewöhnen. Obgleich viel Vorarbeit geleistet wurde: So wurden die Bürger der Doppelstad­t zur Akzeptanz der LED-Beleuchtun­g von der Hochschule Furtwangen sogar befragt, erklärt Daniela Dietrich von den Stadtwerke­n Villingen-Schwenning­en (SVS). Das Ergebnis: Die LED-Beleuchtun­g wurde bei den Bürgern deutlich positiv wahrgenomm­en. 65 Prozent der Befragten hielten damals die Helligkeit für optimal, 71 Prozent von ihnen gefiel die Lichtfarbe „gut“oder sogar „sehr gut“.

Trotzdem: Der Eindruck, dass die neue Straßenbel­euchtung die eine Straßensei­te sehr hell ausleuchte­t, während die andere im Dunkeln liegt, hält sich hartnäckig. Laut Mitarbeite­rn der Stadtwerke ein eher subjektive­r Eindruck. „Das LEDLicht erscheint dem Betrachter aufgrund seiner Lichtfarbe und der zielgerich­teten Lichtlenku­ng auf die Straßen und Gehwege in den meisten Fällen heller“, gibt Daniela Dietrich zu. Die Ausleuchtu­ng der Straßen aber entspreche den Regelwerke­n.

Das erklärt nicht nur das völlig unterschie­dliche Empfinden der neuen Beleuchtun­g durch die Villingen-Schwenning­er – manche dachten auch, die LED-Lampen müssten sich erst „aufladen“, ehe sie richtig strahlen. Zudem hilft die neue Technik, Strom zu sparen und den CO2Ausstoß zu minieren. Insgesamt soll die neue Beleuchtun­g ein großartige­s Sparmodell sein. Statt wie bisher eine Million Euro jährlich, müsste Villingen-Schwenning­en dann nur noch 300 000 Euro für die Stromkoste­n aufwenden. Das Einsparpot­enzial liegt laut Stadtwerke­n bei 2,9 Millionen Kilowattst­unden Strom und 2,5 Millionen Euro Tonnen des Treibhausg­ases CO2 jährlich. Doch zunächst einmal musste VillingenS­chwenninge­n tief in die Tasche greifen. 3,6 Millionen Euro kostet die Umstellung, inklusive einer Förderung des des Bundesumwe­ltminister­iums.

95 Prozent der Straßenbel­euchtung in Villingen-Schwenning­en sind aktuell schon umgestellt. Die fehlenden fünf Prozent werden wir in den kommenden sechs Wochen umrüsten.

Gespannt sein darf man auf den Sommer, denn: Laut Umweltmini­sterium ziehen die LED-Leuchten bis zu 83 Prozent weniger Insekten an als die bisherigen. Das soll auch dem Artenschut­z dienlich sein. Zugvögel, Fledermäus­e und Insekten soll das 4000 Kelvin warme Licht nicht irritieren. Auch bei den Menschen in Villingen-Schwenning­en sei die Resonanz auf die LED-Umstellung, so Dietrich, „bis auf wenige Rückfragen positiv“.

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FOTO: EICH Die neue LED-Beleuchtun­g ist für viele Bürgerinne­n und Bürger noch gewöhnungs­bedürftig.

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