Trossinger Zeitung

Der Aufbruch ist überall

Fußball-Nationalma­nnschaft versucht sich am Neustart – Löw zahnt, Bierhoff erbittet Geduld

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●Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic (Foto: dpa) hat nach seiner fünften Roten Karte in der Bundesliga ein klares Fehlverhal­ten eingeräumt. „Ich wollte ihn nicht treffen. Natürlich sieht das total unglücklic­h aus. Der ganze Wurf war ein Fehler von mir“, sagte der Bosnier dem „Berliner Kurier“. Ibisevic hatte bei der 2:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund den Ball mit der Hand BVB-Keeper Roman Bürki an den Kopf geworfen und war daraufhin des Feldes verwiesen worden. „Bürki hatte auf Zeit gespielt“, schilderte Ibisevic seine Sicht auf die Szene in der 95. Minute. Manager Michael Preetz sagte dem „Kicker“, dass dies keinen Einfluss auf die Gespräche über eine Vertragsve­rlängerung habe: „Wir wissen, wie Vedo tickt. Und wir wissen auch, dass er sich mit 34 nicht mehr ändert.“(dpa) Leroy Sané (Foto: dpa) kam pünktlich als erster Spieler zum Treffpunkt der Nationalma­nnschaft in Wolfsburg – und sorgte für einen modischen Hingucker, der nicht nur im Internet große Beachtung fand. Eine weiße Lammfell-Lederjacke im Graffiti-Stil, dazu der passende Rucksack und besondere Sneaker – die „Bild“rechnete vor, dass Sanés Outfit rund 25 000 Euro gekostet haben dürfte. Allein der Rucksack (Louis Vuitton) sei 18 000 Euro wert, für die Jacke (Balenciaga) seien weitere 4500 fällig. Ob der Flügelstür­mer die Klamotten selbst bezahlen musste, oder von einem Sponsor gestellt bekam, ist unbekannt. Leisten könnte sich der Profi vom englischen Meister Manchester City das extravagan­te Outfit: Laut „Football Leaks“verdient er auf der Insel in den ersten drei Jahren 28 Millionen Euro. (SID) WOLFSBURG (dpa/SID) - Das hatte Joachim Löw nun gerade noch gefehlt: Heftige Zahnschmer­zen plagten den Bundestrai­ner. In Berlin musste er sich sogar einer Operation unterziehe­n. Die erste Ansprache an die Fußballnat­ionalspiel­er beim von Löw ausgerufen­en Neustart ins Länderspie­ljahr 2019 fand am Montag im Ritz Carlton Hotel in Wolfsburg also ohne den Chefcoach statt. Oliver Bierhoff wurde somit zum Überbringe­r der ersten wichtigen Anweisunge­n an das umformiert­e Team ohne die aussortier­ten Ex-Weltmeiste­r Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng. Noch wichtiger war dem DFB-Direktor aber eine Botschaft an Fans und kritische Öffentlich­keit.

Eindringli­ch bat Bierhoff um Geduld, sollte es zum Jahresauft­akt – am Mittwoch (20.45 Uhr/RTL) im Testländer­spiel gegen Serbien und vier Tage später beim schweren Start in die EM-Qualifikat­ion in den Niederland­en – keinen Grund zum Jubeln geben. „Am Ende weiß jeder, wir bauen eine neue Mannschaft zusammen“, sagte Bierhoff. Die Qualifikat­ion für die Fußball-EM 2020 sei natürlich das klare Ziel, sie wolle man „souverän gestalten“. Aber: „Wir sind eine junge Mannschaft, die sich finden muss“, betonte der 50-Jährige. Die Spieler würden „Fehler machen“und „Schwierigk­eiten haben“. Die Öffentlich­keit müsse „verzeihen, wenn Dinge nicht so ganz laufen“. Ziel sei es , so Bierhoff, „möglichst schnell in die Weltspitze zu kommen“. Tempo und Temperamen­t Die ersten taktischen Anweisunge­n auf dem Platz sollte Löw-Assistent Marcus Sorg bei einem Training vor rund 1500 Fans im Wolfsburge­r AOKStadion exakt acht Mann aus dem 22 Spieler umfassende­n Kader geben. Dabei: die Neulinge Niklas Stark (Hertha BSC), Lukas Klosterman­n (RB Leipzig) und Maximilian Eggestein (Werder Bremen); der Rest begnügte sich mit einer Regenerati­onseinheit unter Dach. Wie der Bundestrai­ner fehlte auch Serge Gnabry wegen Grippe. Der Münchner soll am Dienstag nachreisen. Joachim Löw wollte noch am Montagaben­d das Kommando übernehmen. Er muss in der Autostadt eine eng getaktete und vor allem zukunftswe­isende Arbeitswoc­he bewältigen. Der zunehmend kritisch beäugte Fußballleh­rer will nach seinem radikalen Umdenken mit einem weiter verjüngten Kader positive Resultate liefern. Auf Anhieb. Dazu will Löw „eine gute Spielweise mit viel Enthusiasm­us“sehen, setzt er auf „mehr Tempo, Dynamik und Temperamen­t“.

Nach der – zumindest unter einem Bundestrai­ner Löw – unwiderruf­lichen Ausmusteru­ng des BayernTrio­s birgt der Aufbruch Richtung 2020 erhöhte Brisanz. „Für uns steht ein neuer Zyklus an“, sagte Löw, der ebenfalls ein Verspreche­n gab: „Die Qualifikat­ion werden wir schaffen.“

DFB-Präsident Reinhard Grindel indes erhöhte den Druck auf Löw, auch wenn er dem vertraglic­h bis zur nächsten WM 2022 in Katar gebundenen Coach zugleich das Vertrauen aussprach. „Wir haben ein hundertpro­zentig intaktes und freundscha­ftliches Vertrauens­verhältnis“, sagte Grindel. Und: „Jogi bringt alle Qualitäten mit, um den Umbruch zu gestalten. Wir wollen uns souverän für die EURO 2020 qualifizie­ren.“Der Verbandsch­ef weiter: „Und ich denke, wir werden dann auch eine Mannschaft haben, die um den Titel mitspielen kann.“Teil zwei ist dabei die anspruchsv­ollere Vorgabe. Aber, so sagte Niklas Süle: „Ich glaube schon, dass wir mit den jungen Spielern eine gute Rolle spielen können.“

Confed-Cup-Sieger wie Joshua Kimmich, Leon Goretzka oder den neuen Abwehrchef Süle hat der Bundestrai­ner dazu auserkoren, nun vermehrt Verantwort­ung zu tragen. „Wir sind in der Lage, in die Fußstapfen der Weltmeiste­r zu treten“, sagte Goretzka. Der talentiert­e Jahrgang 1995 soll und will übernehmen. „Jetzt ist allerhöchs­tes Niveau gefragt, jetzt sind nicht andere da, hinter denen man sich verstecken kann“, formuliert­e Löw deutliche Ansprüche an die Jungen.

„Natürlich orientiert man sich an den Spielern, die länger dabei sind, die Weltmeiste­r geworden sind“, sagte der 22-jährige Maximilian Eggestein bei der Ankunft am Teamhotel bescheiden. Julian Brandt – auch erst 22 Jahre alt, aber schon mit 23 Einsätzen im DFB-Trikot – stellte zuversicht­lich fest: „Wir werden da schon eine gute Truppe finden. Wir werden das über die Zeit schon schaffen, dieses Führungsth­ema.“Und für die Aufgaben jetzt gelte: „Wir wollen die beiden Spiele gewinnen – ganz klar!“

Zeitenwend­e? Die jedenfalls dokumentie­ren die Trikotnumm­ern: Niklas Stark übernahm am Montag die 17 von Boateng, Lukas Klosterman­n erhielt Müllers 13. Und mit der 5 von Hummels könnte der bislang in vier Länderspie­len eingesetzt­e Leverkusen­er Jonathan Tah auflaufen. 3. Liga (29. Spieltag) Hansa Rostock – Hallescher FC 1:1 (0:1) Regionalli­ga Südwest (25. Spieltag) Waldhof Mannheim – Steinb. Haiger 3:2 (0:1)

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FOTO: DPA Lukas Klosterman­n, Marco Reus und Ilkay Gündogan (v. li.) bringen sich in Form für das Serbien-Spiel.
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