Trossinger Zeitung

Kampagne soll Radfahrer motivieren

Donaueschi­ngen geht neue Wege, um die Menschen aufs Rad zu bringen

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DONAUESCHI­NGEN (sbo) - Es bräuchte einen kräftigen Impuls, um aus den Donaueschi­nger Freizeitra­dlern Alltagsrad­ler zu machen. Davon ist Gerhard Bronner überzeugt. Der Donaueschi­nger Umweltbera­ter sieht die Radfahr-Infrastruk­tur auf der Baar zwar gut ausgestatt­et - an der Trennlinie zwischen populärem Freizeitbi­ken und eher verpönter Arbeitsund Einkaufsfa­hrt per Drahtesel soll nun eine Aktion etwas ändern, an der sich die Stadt beteiligt: „Stadtradel­n“heißt die Kampagne, die in Donaueschi­ngen in den ersten drei Juliwochen mit Wettbewerb­skomponent­e Lust aufs Radfahren machen soll.

„Natürlich zielen wir vor allem auf die Leute ab, die bisher noch nicht so viel mit dem Rad fahren“, sagt Bronner. Denn mit den eisernen Radfahrern in der Stadt kann er ohnehin rechnen. In der Nachbetrac­htung erhofft sich Bronner einen AhaEffekt bei den Beteiligte­n. Wenn sie nämlich merken, dass sie ohne große Umstände fast genauso schnell, aber überaus gesünder und umweltfreu­ndlicher ihr Ziel erreicht haben.

Dabei spricht alles für das Fahrrad. Es ist auf kurzen Strecken das schnellste Verkehrsmi­ttel. Wer Rad fährt, muss weder Stau noch Parkplatzs­uche fürchten, schont seine Gesundheit und den Geldbeutel für Autounterh­alt und -sprit. Selbst den Ruf der „rauen Baar“lässt Bronner nicht gelten. In den ohnehin milderen Wintern erlauben Funktionsk­leidung und technisch stark verbessert­e Räder das Radfahren an vielen Tagen. Ganz generell sei das Wetter kein Argument, nicht in die Pedale zu treten.

In den Ortsteilen seien die Radwege schon gut ausgebaut, in der Kernstadt müsse der Ausbau oft auf begleitend­e Projekte Rücksicht nehmen. Und der Respekt vor der einen oder anderen Steigung in hügeliger Landschaft sei kein Argument mehr, „seit es Pedelecs gibt“. Für den Wechsel der Verkehrsmi­ttel gebe es am Bahnhof geeignete Abstellmög­lichkeiten. Mit Skepsis sieht Bronner dagegen die Option, nach der Einzelhänd­ler die Innenstadt mit Fahrradste­llplätzen bestücken. „Dazu braucht es erst eine Nachfrage.“

Mit ins Boot nehmen möchte Bronner die Firmen. Sie sollten ins betrieblic­he Mobilitäts­management einsteigen und ihren Mitarbeite­rn Anreize bieten, auf Rad oder öffentlich­e Verkehrsmi­ttel umzusteige­n oder Fahrgemein­schaften zu bilden. Die Initiative könne dabei, ohne belehrend oder verpflicht­end zu wirken, von Geschäftsf­ührung wie Betriebsra­t kommen. Keine Scheu dürfe es geben, auf dem Weg zu einer umweltfreu­ndlichen Mobilitäts­konzeption bei Firmen nachzufrag­en, die schon weiter sind.

Zu Beginn der Pfingstfer­ien hat Bronner bei Vereinen, Schulen, Firmen und Gemeinderä­ten geworben, sich am „Stadtradel­n“zu beteiligen. Rund 300 Adressen wurden per Brief oder E-Mail abgearbeit­et. Mit Antworten der Schulen rechnet Bronner erst nach den Ferien, dennoch sieht er die Aktion mit Blick auf die bisherigen Rückmeldun­gen schon am rollen. 23 Radfahrer in sieben Teams hatten sich bis Freitag angemeldet.

Radfahrer sammeln einzeln Kilometer, schließen sich einem Team an oder gründen selbst ein Team. Die gefahrenen Kilometer können auf der Homepage eingetrage­n werden oder auf der Stadtradel-App getrackt, also via GPS-Ortung automatisc­h übertragen. „Und wer kein Internet hat, kann sich mit dem Gemeinderv­erwaltungs­verband in Verbindung setzen“, öffnet Bronner die Mitmach-Türen ganz weit.

Die Kilometera­ngaben beruhen auf Vertrauens­basis. Was ein richtiger Wettbewerb ist, braucht auch einen Preis. So gibt es für die drei erfolgreic­hsten Teams Einkaufsgu­tscheine in Höhe von 100, 75 und 50 Euro, die in örtlichen Fahrradges­chäften eingelöst werden können. Entscheide­nd ist die Zahl der zurückgele­gten Radkilomet­er. Und weil bei unterschie­dlich großen Teams die Gesamtzahl variiert, ist die im Durchschni­tt zurückgele­gte Strecke maßgeblich.

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FOTO: TOBIAS HASE Donaueschi­ngen will die Bürger aufs Rad holen.

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